Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
Vom Netzwerk:
Privatwohnsitz umbaut…«
    »Supernova«, berichtigte Nixy.
    »Ja. Na, jedenfalls lebt inzwischen die Mehrheit der Menschen auf anderen Welten. Später sind einige Ausgewanderte darauf aufmerksam geworden, daß auf der Erde allmählich alles vergammelte und verfiel, weil die Dagebliebenen nicht dazu in der Lage waren, einen Planeten zu managen, am wenigstens einen, der schon vorher tief im Schlamassel gesteckt hatte, darum beauftragte ein Konkursverwaltungskonsortium sentimentaler Exoplanetarer die Yelignesen, den Planeten zu renovieren und künftig in Fasson zu halten, aber da die Yelignesen nun einmal keine Menschen sind…«
    Mit einem Achselzucken verstummte Quaddel.
    »Er hat die wesentlichen Informationsschwerpunkte assimiliert«, stellte Carnacki fest.
    »Nur vielleicht«, schränkte Nixy in scharfem Ton ein. »Was gerade von ihm heruntergeleiert worden ist, umfaßt eigentlich nicht mehr, als er im Gespräch mit mir und sonstigen Leuten schon aufgeschnappt hatte.«
    Quaddel atmete tief durch. »Nixy ist völlig im Recht«, sagte er. »Das meiste davon wußte ich längst. Von einer Frau in Hollywood… Holyrood, meine ich. Und natürlich mußte Nixy mir erklären, wieso überall, wohin sie geht, Demonstranten aufkreuzen.«
    »Hmm…!« Holmes griff sich eine dicke Meerschaumpfeife, deren Kopf eine Handbreit unterhalb seines Kinns hing, und blies geräuschvoll hinein, ehe er nach dem Pantoffel mit dem braunen Krüll langte.
    »Ist das Tabak?« fragte Nixy, die sein Tun zeitweilig ablenkte.
    »Was…? Ach so. Du liebe Güte, nicht doch. Tabak gefährdet viel zu stark die Gesundheit. Nein, es ist polarischer Shund. Ein Ersatzstoff, ähnlich wie Crench, er schmeckt, riecht und verhält sich wie das Original, ist aber unschädlich. Watson, ein Streichholz, wenn ich bitten darf… Ich danke Ihnen.« Holmes verschwand fast in einer Wolke grauen Qualms. »Tja, ich muß einräumen, Carnacki, ich sehe mich veranlaßt, nunmehr einen Standpunkt einzunehmen, der sich Ihrer Auffassung bedeutend annähert. Was Mr. Quaddel eben gesagt hat, bewerte ich als entscheidendes Argument für…«
    »Nein, ganz im Gegenteil«, raunzte Carnacki. »Ich gestehe, ich habe eine Reihe beweiskräftiger Anzeichen übersehen, die erst jetzt aus dem Gewirr der…«
    »Das ist ausgeschlossen! Ich habe alles aufs gründlichste analysiert und…«
    »Eine >gründliche Analyse< anzuführen mag als philosophische Konzeption vertretbar sein, aber wie Sie selbst genau wissen, bedeutet im galaktischen Kontext die Existenz Tausender von intelligenten Spezies, deren individuelle Mitglieder, abgesehen von wenigen Ausnahmen, sich eine Phantasie nachsagen dürfen, die genügt, um…«
    »Ganz davon zu schweigen, daß man nicht nur unser Universum, sondern auch eine unbekannte Zahl von Paralleluniversen berücksichtigen muß«, fiel Watson ihm rüde ins Wort. »Wie viele Male wollen Sie beide ein und dasselbe langweilige Gezänk eigentlich noch wiederholen?«
    Holmes und Carnacki wirkten gleichermaßen verdutzt.
    »Na, bis einer von uns zugibt«, rief Holmes, »daß er sich irrt.«
    Nixy stand auf und zog einen Vorhang zur Seite, als ödete das Gespräch sie dermaßen an, daß sie Zerstreuung brauchte. Tatsächlich jedoch hatte der Umstand ihre Beachtung geweckt, daß es draußen plötzlich heller geworden war; das Licht der nächsten Gaslaterne ließ sich jetzt deutlich erkennen.
    »Der Nebel verzieht sich«, sagte sie aufgeregt.
    Watson zückte aus der Westentasche eine Uhr. Für eine Uhr der viktorianischen Ära hatte sie entschieden zu viele verschiedenartige Funktionen. »Sicherlich«, bestätigte er Nixy mit einem Achselzucken. »Morgen ist Feiertag.«
    »Feiertag?« wiederholte Quaddel.
    »Ja.« Watson steckte die Uhr weg. »Rekapitulation des Thronbesteigungsjubiläums jener Königin, nach der das viktorianische Zeitalter benannt ist. Sie wird am zweiten Donnerstag jedes zweiten Monats veranstaltet. Dann findet ein Festzug statt. Vorher erfolgt das Recycling der Bestandteile unserer Londoner Erbsensuppe. Das kommt billiger, als sie neu zu fabrizieren. Wahrscheinlich können Sie mitten in der Nacht die Regeneratoren hören, wie sie den Nebelspan von den Gebäuden saugen… Sie übernachten doch bei uns, nicht wahr?«
    »O nein, das ist völlig undenkbar«, zierte sich Nixy.
    »Meine Teuerste…!« Soweit Holmes’ Gesicht inmitten des graublauen Rauchs, der ihm umwallte, erkennbar war, zog er eine gekränkte Miene. »Ich… Nein, wir bestehen darauf.

Weitere Kostenlose Bücher