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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Schutzmännern vorbei, schoben sich nacheinander an dem orangefarbenen »Zelt« vorüber – bei dieser Gelegenheit berührte Quaddel es mit der Hand und gewahrte ungläubig, daß es sich solide wie ein eiserner Öltank anfühlte – und gelangten danach plötzlich, aber ganz unverkennbar in die Shakespeare-Zeit.
    Beim Gedanken an das, was man ihnen tags zuvor im Öffentlichen Direkttranslokationsbüro erläutert hatte, erwartete Quaddel nun einen behördlichen Verweis und die amtliche Anordnung, sich in diese Epoche passende oder wenigstens einigermaßen passende Kleidung anzuschaffen. Aber er und Nixy waren keineswegs die einzigen anachronistisch angezogenen Personen. Quaddels Pillenwissen enthielt dazu keine Informationen, deshalb machte er Nixy auf diese Seltsamkeit aufmerksam. Indem sie tapfer der Gefahr neuen Kopfwehs trotzte, konsultierte sie abermals ihr Hyper-Memo. Wie sich klärte, bestand man nirgends mit solcher Strenge auf Einhaltung der Kleiderordnung, wie ihnen von den Beamten, die sie bei der Ankunft empfangen hatten, der Eindruck vermittelt worden war – im Nebel des Vortags hatten sie davon jedoch nichts merken können –, am wenigsten in den Übergangszonen wie hier, wo der Festzug die Shakespeare-Zeit passieren sollte; Vorschriften dieser Art hatten nämlich in der Vergangenheit zu viele Touristen von einem Abstecher nach London abgeschreckt.
    Außerdem gab es nicht allzu viele Aliens, die in elizabethanischer Bekleidung schick aussahen und sich darin wohl fühlten.
     
    Auf dem Weg am Fluß entlang mußten Quaddel und Nixy endlich einen Fußgängertunnel benützen, auf dessen anderer Seite sie in ein buntscheckiges Durcheinander von allerlei Wesen gerieten, sowohl Menschen wie auch anderer Geschöpfe, die sich in Sichtweite einer grauen, auf einer niedrigen Anhöhe erbauten Burg versammelt hatten. In Quaddels zynischer Betrachtung wirkte sie nicht authentischer als Holyrood. Nixys HyperMemo beharrte jedoch darauf, der Bau sei zwölf- bis dreizehnhundert Jahre alt, allerdings in größerem Umfang restauriert worden.
    In der Nähe bewies eine rote Kreatur mit farnartigen Fühlern Alltagshöflichkeit, indem sie die Umstehenden den Kommentar ihres Reiseführers und die eigene Meinung dazu kostenlos in terrestrischer Übersetzung mitanhören ließ.
    »Die Daten sind gleich einem zump, einem quietsch. Daher ist das Gebäude sehr alt.«
    »Das kann doch nicht im Ernst gemeint sein fumm. Meine Höhle bewohne ich schon seit oktern zumps fumm-fumm. Wieso muß ich hier Krediten vergeuden, um passitransiente Ephemerate zu besichtigen fummbrumm fumm-fumm…?«
    Offenbar war der Vokabulator des Wesens seiner Aufgabe, zumal bei der unüberhörbaren Verärgerung, nicht gewachsen.
    Was als nächstes geschah, entging Quaddel, denn seine Beachtung wurde jetzt abgelenkt, weil Nixy ein Japsen ausstieß und mit dem Finger auf irgend etwas wies; er drehte sich um. Sein Blick fiel auf eine Brücke, die den Fluß überspannte, auf dessen Fluten Wasserfahrzeuge aller Größenordnungen schwammen – ausgenommen solche der kleinsten Typen, wie Ruderboote und Kanus –, allesamt wegen des Feiertags prunkvoll geschmückt; die sonderbare Konstruktion bestand aus zwei verzierten, unten und oben (unten durch eine Straße) miteinander verbundenen Türmen. In Quaddels Geist regten sich schwache Erinnerungen.
    »Ja natürlich, die London Bridge«, hauchte Nixy begeistert. »Ich habe schon Bilder gesehen. Multi-Opa hat mich zwar nicht damit beauftragt, in meinem Voyeur-Kopie-Erinnerungspaket eine Erinnerung an sie zu speichern, aber ich glaube, er weiß es ganz bestimmt zu schätzen, wenn ich diese Attraktion zusätzlich aufnehme…«
    »Leider muß ich Sie berichtigen«, unterbrach sie von der Seite eine gelangweilte Stimme. »Es ist die Tower-Bridge.«
    Der Besserwisser war ein Mann mit düsterer Miene, der eine kurze Hose sowie eine Jacke aus so feinen Silberfäden am Leib hatte, daß sie kaum stabiler als Spinnweben zu sein schienen.
    »Sind Sie sicher?« fragte Nixy.
    »So sicher, wie man sich überhaupt nur sein kann, wenn das gesamte Universum nur ein Bestandteil der eigenen Phantasie ist… Und zudem einer verdammt ungenügenden Phantasie.«
    »Nun machen Sie aber mal ‘n Punkt«, entgegnete Nixy. »Heute ist ein richtig schöner Tag, alles freut sich auf den Festumzug, also denke ich mir, wenn es das ist, was Ihre Phantasie sich vorstellt, kann es doch wohl gar nicht so schlecht sein.«
    »Na dann nicht«, maulte der

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