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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Silbergekleidete und kehrte ihr schroff den Rücken zu. Doch Nixy erhaschte – sehr vorsichtig, um nicht das feine Gewebe zu zerreißen – seinen Ärmel.
    »Entschuldigen Sie, ich hatte keine Absicht, Sie zu provozieren, um so weniger, als Sie so freundlich waren, mich hinsichtlich der Brücke zu korrigieren. Mein HyperMemo hat Ihre Angabe soeben bestätigt.«
    »Ich glaube Ihnen durchaus gerne, daß Sie keine böse Absicht hatten«, antwortete der Mann mit einem schwermütigen Seufzer. »In meiner Gegenwart provozieren die Leute leider nun einmal quasi ganz automatisch. Aber wie gesagt, die Schuld ist in meiner Phantasie zu suchen…«
    »Da komme ich zu meinem Bedauern nicht mit«, bekannte Quaddel nach einem Moment des Grübelns. Er hatte das Gefühl, diese Einlassung doch immer noch recht häufig äußern zu müssen.
    »Ich stamme von Pangloss.«
    »Ach sooo«, rief Nixy. Quaddel warf ihr einen Blick wortloser Fragestellung zu.
    »Das ist eine der wenigen Welten, auf denen Menschen mit intelligenten Ureinwohnern zusammenleben. Habe ich recht, Mr…?«
    »Von der Pelle. Candidus Mies von der Pelle. Ja, Sie haben recht. Und die Ureinwohner halten sich an eine… Na, es eine Philosophie zu nennen, wäre eventuell übertrieben, ich würde es eher als Überzeugung bezeichnen, aber auf jeden Fall, sie postulieren, jedes Wesen lebt in einem Universum, das so gut ist, wie es sich es vorstellen kann. Bei ihnen hat diese Auffassung sich stets bestens bewährt, darum haben wir menschlichen Panglosser sie uns nach und nach auch angewöhnt. Bei mir hat die Sache bloß einen Haken, ich bin anscheinend nur dazu imstande, mir ein Universum vorzustellen, in dem es mir gar nicht gefällt.«
    »Was machen Sie dann ausgerechnet auf der Erde?« fragte Nixy. »Sind Sie nicht in der Erwartung hergereist, hier etwas Angenehmes zu erleben?«
    »Ich war so vermessen«, lautete von der Pelles gedämpfte Antwort, »es zu hoffen.«
    »Und was ist schiefgegangen?«
    »Wo ich auch hingehe, überall begegnet mir ein großer rothaariger Kerl, der mir jedesmal ins Gesicht sagt, ich sei ein Miesmacher. Als ob ich das nicht längst wüßte.«
    Eine knurrige Stimme mischte sich ein. Zunächst gewahrte Quaddel den Sprecher nicht; dann jedoch stellte er mit einem Mal fest, daß sie aus dem Maul eines Cocker-Spaniels mit traurigen Augen kam, der nahebei auf ein Grasbüschel pinkelte.
    Ein sprechender Hund? Warum nicht? Wenn mutierte Elefanten für die Justiz tätig sind…
    »Gekleidet in ein langes, weites Gewand, etwas ähnliches wie ein Kaftan oder ein Muumuu?« hatte der Spaniel, wie in Quaddels Kurzzeitgedächtnis ersichtlich, sich erkundigt. »Erzählt er jedem, daß er’s trägt, weil’s so benannt ist, wie seine Familie heißt?«
    »Äh… ja, genau«, sagte der unglückliche Silberne, wobei er vor Verblüffung blinzelte.
    »Mensch, den Arsch kenne ich. Glauben Sie ihm kein Wort.«
    »Weshalb nicht?«
    »Er hat mir ‘n Knochen versprochen. Und hab ich einen gekriegt? ‘n Scheiß hab ich.«
    Das gesagt und sein Geschäft erledigt, trottete der Spaniel davon.
    »War das ein Hund?« fragte Mr. Mies von der Pelle nach kurzem Schweigen.
    »Ja«, quetschte Quaddel hervor.
    »Soll es das sein, was an einem Hundeleben angeblich so schlimm ist? Ich meine, verglichen mit dem, was ich schon alles durchgestanden habe, ist es doch, keinen Knochen zu erhalten, eine… O nein! Da ist er wieder. Und er kommt hier herüber.«
    Der Panglosser raffte sich die Jacke über den Kopf, obwohl sie sein Gesicht nicht verhüllte, und suchte das Weite.
    Mittlerweile verkündeten viktorianische Polizisten in Gehröcken und schwarzen Ofenröhren das Nahen des Umzugs und forderten die Zuschauer auf, die Straße freizugeben. Wegen der geringen Zahl der »Menschenmenge« verursachte das keinerlei Schwierigkeiten. Nixy und Quaddel schlenderten den Abhang zu der grauen Festung hinauf, und sobald sie sich oben umwandten, stellten sie fest, daß sie eine hervorragende Aussicht hatten. Durch die laue, stille Luft dudelte aus der Ferne Musik. Fahnen und Banner rückten näher. Ab und zu glänzte Sonnenschein auf dem heranmarschierenden Festzug.
    Gleich neben Quaddels und Nixys Standort befand sich ein völlig kahles Fleckchen Erde. Quaddel setzte den Fuß darauf, wurde aber sofort von einer strengen Stimme in seinem Kopf gewarnt: »Reserviert!« Hastig wich er zurück. Das erwies sich als klug, denn Sekunden später strömte dort eine Horde Leute in wildem Mischmasch

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