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Chaos Erde

Chaos Erde

Titel: Chaos Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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ist< entgegenhält? Oh, sie können wochenlang an einem einzigen Scherz rumanalysieren, glauben Sie mir. Ein Tag Prüfungssitzung ist gar nichts. Und zum Schluß ist man dermaßen deprimiert, daß man sich sagt: Ich weiß es nicht. Man weiß einfach selbst nicht mehr, ob es wirklich lustig ist, ob denn eigentlich irgend etwas lustig sein kann, ob irgend jemand je überhaupt irgendwas als lustig empfunden hat. Dann zweifeln Sie an Ihrem Gedächtnis. Sie löchern Ihre Freunde mit Fragen, bis niemand mehr etwas mit Ihnen zu tun haben will. Wie ein Besessener erforschen Sie die Vergangenheit des Humors, seine Geschichte, versuchen die Juxereien und komischen Einfälle Ihrer Vorläufer zu rekonstruieren, aber natürlich sind sie längst nicht mehr neu, also verlieren Sie den Mut, und am Ende denken Sie – eben haben Sie selbst etwas ähnliches erwähnt –, am besten war’s, auf fremden Welten nach neuartigen Ideen und Anregungen zu suchen, aber weil Sie nicht mehr genug Leute zum Lachen bringen, fehlt Ihnen das Geld für die Reise, und schließlich… Ach, wäre es nicht so tragisch, könnte es eine knallharte Farce sein, ha-ha- ha!«
    In diesem Moment entrang sich ihm ein wirkliches, echtes Lachen. Im nächsten Augenblick materialisierte vor ihm, als hätte das Geschöpf sich vom Himmel herabgeschwungen, der nachgerade fadenscheinige, gleichzeitig jedoch hager-strenge Abklatsch eines Lebewesens und sprach ihn mit schwächlicher Stimme, aber in autoritärem Ton an.
    »Sie sind erheitert. Als Diplom-Humanologe bin ich ermächtigt, jedem in diesem Zustand angetroffenen Menschen die folgenden Fragen zu stellen. Erste Frage: Was war der mutmaßliche Anlaß oder Auslöser dieses Vorgangs? Ich bin zu warten bereit, bis Sie sich von dem Anfall erholt haben, aber beanspruchen Sie meine Gutwilligkeit bitte nicht über Gebühr.«
    Auf eine nicht näher beschreibbare Weise nahm das Wesen mitten in der Luft eine, wie Quaddel den Eindruck hatte, gewissermaßen abwartend-geduldige Haltung ein.
    Nixy rempelte gegen Quaddels Ellbogen.
    »Nichts wie weg, ehe wir als Augenzeugen abgeführt werden!«
     
    Außer Atem hielten sie erst auf der anderen Seite einer zu dem Zweck errichteten Zuschauertribüne an, die Aussicht auf Brücke und Fluß zu verbessern, und der Quaddels argwöhnisches Augenmerk galt, weil er befürchtete, sie könnte das gleiche Unheil ereilen wie die Tribüne in Holyrood. »Du meinst«, erkundigte er sich zwischen etlichen Japsern, »dieses Etwas hätte uns quasi verhaften können, nur weil wir jemanden haben lachen sehen? Mit welchem Recht?«
    Nixys reizvolles Gesicht verwandelte sich in eine beredte Maske des Unmuts. »Du darfst nicht glauben, die Erde genösse, nur weil die Menschen die wohlhabendste Spezies der Galaxis sind, irgendwelche Privilegien. Eher im Gegenteil, sie ist sozusagen Freiwild für jede Zumutung, die sich Aliens ausdenken. Sie mögen uns einfach nicht, mußt du berücksichtigen. Irgendwie müssen sie mit uns auskommen, aber offenbar sind alle Intelligenzen zumindest in einer Beziehung gleich: sie sind mißgünstig. Teilweise ganz schön mißgünstig. Aber wie könnte man’s ihnen verübeln, wenn eine trottelige alte Flasche wie Multi-Opa in so skandalös grandiosem Maßstab Geld zu verschleudern hat? Ich bin sicher, es gibt zwanzig Spezies, die so einen bewohnbaren Planeten aus zwanzig vernünftigeren Gründen gerne übernehmen würden.«
    »Bewohnbar?« Quaddel wurde stutzig. »Ich dachte, er sollte durch die Supernova unbewohnbar werden.«
    »Ja klar, und so müßt’s auch kommen, wäre nicht der temporale Retardationseffekt, der den Ablauf der Zeit verlangsamt… Auf alle Fälle, man muß ihn als bewohnbar einstufen, weil er nämlich einmal bewohnt gewesen ist.«
    »Von einer intelligenten Spezies?«
    Nixy kaute auf ihrer Lippe, beobachtete den Festzug, der über die Tower-Bridge stapfte, rollte, kroch, schritt und hüpfte. Allem Anschein nach beteiligte sich diesmal ein hoher Anteil von Nichtmenschen an der Veranstaltung: wahrscheinlich waren es über fünfzig Prozent. »Tja, das hängt davon ab, was man unter Intelligenz versteht. Mir ist erzählt worden, sie hätten dort alles satt gehabt und seien fortgezogen, ohne zu merken, was sie da, so oder so, an Wertvollem hatten.«
    »Und von wem hat dein Multi-Opa den Planeten gekauft?« fragte Quaddel bedächtig. Er spürte, wie Neues aus dem per Informationspille verzehrten Wissensschatz in seinem Hirn juckte. Das Gefühl war leicht

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