Chaos Kriege Erstes Buch: Die Wächter der Elemente, Teil 1 (German Edition)
weiter und was ihn alles erwarten würde, wenn er weiterging, das wollte er sich gar nicht ausmalen, denn er hatte auf seiner Reise schon jetzt unermesslich viel erlebt für ein Koboldleben. Wolflinge mochten da noch die angenehmsten Hindernisse sein. Diese hatten seinerzeit seinen Vater verschlungen, als dieser mit einer kleinen Truppe Fruchtloser ein ganzes Menschendorf in Angst und Schrecken hatte versetzen wollen. Nun erwartete ihn vermutlich ein ganz ähnliches Schicksal. Ach, wäre er doch nie aus seiner Heimat gegangen. Er wusste selbst nicht mehr, was ihn damals geritten hatte.
Eine Waldmaus durchwühlte genau unter dem Baumstumpf das Laub und suchte nach Insekten und anderem Getier oder vielleicht sogar nach einer heruntergefallenen Frucht. Hektor selbst lief das Wasser im Munde zusammen. Er hatte schon lange nichts mehr Anständiges gegessen und diese Nagetiere gehörten zu seiner liebsten Speise. Er konnte das saftige Fleisch schon regelrecht auf der Zunge schmecken. Nun, er wusste nicht wie es weitergehen sollte, aber zumindest konnte er sich eine kleine Mahlzeit gönnen.
Hektor richtete sich auf und tätschelte lustvoll seinen großen, runden Bauch. Er bereitete sich darauf vor, das Nagetier von seinem Posten aus mit einem Sprung von oben anzugreifen, als plötzlich menschliche Stimmen durch den Wald drangen. Die Maus rannte sofort weg. Der Waldkoloss unterbrach seine Arbeit und blieb ohne Bewegung stehen, was ihn augenblicklich von den anderen Bäumen kaum mehr unterscheiden ließ. Hektor erschrak und purzelte vom Baumstumpf ins Laub. Kaum hatte er sich vom Sturz gefangen, stapfte ein Stiefel genau neben ihn ins Unterholz. Der Großwüchsige war bewaffnet und roch nach Tabak und Alkohol. Hektor wollte in sein Versteck zurückkehren, doch als noch gute zweidutzend weitere Menschen hinter den Bäumen hervorkamen, verlor der kleine Kobold die Nerven und geriet in Panik.
7. Kapitel: In Mengan
Die Sonne weckte ihn am nächsten Morgen aus einem komatösen Schlaf. Vögel zwitscherten fröhlich dem wärmenden Tag entgegen, doch Bereth fühlte sich, als wäre er gestern gerädert, gevierteilt und schließlich aufgespießt worden. Er brauchte eine Weile, um sich darüber klar zu werden, wo und warum er sich wie befand. Die Ereignisse der letzten Nacht kamen nur verschwommen und undeutlich in sein Gedächtnis zurück, sodass er sich fragen musste, ob nicht alles doch wieder einer seiner schrecklichen Träume gewesen war. Die Wunden und angerissenen Kleider sprachen eine eigene Sprache.
E in Teil der Verletzungen musste wohl auch vom Sturz herrühren. Er blickte den steilen Abhang hinauf. Die Krone des Baumes, der ihm gerade Schatten vor der warmen Sonne bot, wirkte angeschlagen. Zu seinen Füßen lagen zerbrochene Äste und noch frische Blätter. Hier musste er aufgeschlagen sein. Zumindest der Sturz hatte also tatsächlich stattgefunden, auch wenn der Fall nicht so tief gewesen war, wie er in der Nacht auf ihn gewirkt hatte. So war er immerhin ohne Knochenbrüche aus dem Schlamassel herausgekommen.
Auf einmal erinnerte sich Bereth an sein Schwert. War dieses nicht den selben Abgrund hinuntergefallen? Er hoffte es inständig und versuchte sich zu orientieren. Wie war der Kampf gegen die Schatten genau verlaufen? Er konnte es nicht mehr sagen. Alles war zu schnell gegangen und es war zu dunkel gewesen. Doch ohne die Waffe wollte er nicht weiterziehen und er fing an die Felswand vor sich abzusuchen. Tatsächlich fand er nach einer Weile das Schwert wieder. Erleichtert befreite er die Klinge vom Dreck und steckte die Waffe zurück in die Scheide. Dann gedachte er noch kurz Haan und dessen Gesellen, denen er dank der Schattenwesen glücklich entronnen war. Immerhin hatte er einen ruhigen und vor allem traumlosen Schlaf hinter sich. Doch ausgeruht fühlte er sich deswegen lange nicht und es lag noch ein mehrstündiger Abstieg bis nach Mengan vor ihm.
Nur wenige schneeweiße Wolken zierten den stahlblauen Mittagshimmel. Und so gab es nichts, was trotz fortgeschrittener Jahreszeit die Sonne daran hinderte, die Landschaft zu wärmen und so die kühle Feuchtigkeit der vergangenen regnerischen Herbsttage vergessen zu machen. Doch Bereth stand nicht der Sinn nach einem sonnigen Tag, ihn interessierte die vor ihm liegende Stadt, Mengan, vor deren hohen Mauern er nun staunend stand. Das gewaltige, viereckig angelegte Bauwerk umrahmte den größten Teil der weitgliedrigen Siedlung. Nur einige Bauernhäuser und
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