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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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zurück. Nach ungefähr zwanzig Schritten sah er eine dunkle Masse auf dem Weg liegen. Morton. Er kniete nieder und befühlte die Uniform, die Rangabzeichen des Obersten, dann nahm er eine schlaffe Hand und suchte den Puls. Er schlug langsam, aber gleichmäßig, und Bray fühlte Erleichterung und den Beginn von Mitleid.
    Bray stand auf, zog den Mann vom Weg und legte ihn daneben ins Gras. Nachdem er sich die Stelle eingeprägt hatte, so gut es ihm im Dunkeln möglich war, rannte er die hundertfünfzig Meter zum Haupteingang und eilte in Mortons Büro. Es war leer; Sergeant Struthers mußte schon zu Bett gegangen sein. Bray rief ihn der Einfachheit halber über Haustelefon, und nach dem vierten Läuten meldete sich der schläfrige Bariton des Sergeanten.
    Knapp drei Minuten später erschien Struthers am Haupteingang, die Haare wirr, Verstörung und Besorgnis im Gesicht. Der Kragen seines Schlafanzugs drängte sich zerknautscht aus dem Halsausschnitt der Uniform. Zusammen liefen sie hinaus, und Bray fiel ein Stein vom Herzen, als er Morton noch so liegen sah, wie er ihn verlassen hatte. Mit viel Schnaufen und einigem Ächzen trugen die zwei Männer Morton in den Palast und in Brays Schlafraum. Sie kleideten ihn aus, legten ihn aufs Bett und deckten ihn zu. Dann erläuterte Leutnant Bray dem Sergeanten etwas von seinen Plänen für den nächsten Tag und schickte ihn wieder zu Bett.

 
11.
     
    Die Welle von Dunkelheit überschwemmte Morton nach dem gewohnten viertelstündigen Intervall. Sie war intensiver als sonst, aber er redete und war auf sein Thema konzentriert; und so machte er nur eine Pause, um mit den Augen zu zwinkern.
    Was ihn verwirrte, war, daß er … fühlen … konnte, was sein lebendiger Körper zu sein schien. Morton streckte seine Hand aus, als wolle er den Vorhang von Grau fortziehen; und er öffnete seinen Mund und sagte unsicher: »Wo bin ich? Leutnant Bray, sind Sie da?«
    Er war im Begriff, mehr zu sagen, als er etwas Erschreckendes bemerkte. Es hatte kein Geräusch gegeben. Seine Zunge, seine Lippen bewegten sich – so schien es ihm wenigstens. Das Bewußtsein eines Gesichts darüber und eines Körpers darunter war da.
    Aber nicht ein Wispern, nicht ein Echo.
    Totenstille.
    Morton kämpfte gegen Panik. Dann hatte er eine andere Wahrnehmung: eine Empfindung von Entfernungen ringsum; ein blasses Gesprenkel von Sternen auf einer Seite.
    Oh, dachte er dann, ich bin hier oben …
    Er hielt still. Seine Vermutung war, daß er ohne sein Zutun wieder in den Prozeß einer Geistesverbrüderung eingetreten war. Er fragte sich: Wird es wieder Lositeen sein?
    Zeit verging. Eine weitere Minute, vielleicht. Plötzlich sprach eine Baritonstimme direkt im Innern seines Kopfes: »Oberst Charles Morton, was hier oben lebendig zu sein scheint, ist ein Energieduplikat dieses Körpers. Das Engergieduplikat kann sprechen und Sprache hören. Die Tatsache, daß ihr wirklicher Körper ohnmächtig ist, ist ein weiterer Grund, warum menschliche Wesen normalerweise nicht in die Geistesgemeinschaft der Irsk aufgenommen werden können. Wird ein Irsk einem Engergieimpuls auf der Kommunikationsebene ausgesetzt, so verliert er nicht das Bewußtsein. Die Energieduplikate der Irsk können sich gegenseitig beeinflussen. Und was sie sagen und tun, wird von ihren wirklichen Körpern unten auf dem Planeten wahrgenommen.«
    Große Erleichterung. Endlich, so schien es Morton, gab man ihm echte Informationen. Endlich, dachte er, ein vernünftiges Wesen, mit dem man sprechen kann. Und er sprach, hastig in seiner Angst, die Gelegenheit könne ungenutzt verstreichen.
    »Ich begrüße Ihre Erklärung«, sagte er. »Die menschliche Bewußtlosigkeit scheint mir ein geringfügiges Problem und keine schwerwiegende Behinderung zu sein. Es zu lösen, sollte Ihnen möglich sein. Haben Sie mein Gespräch mit Hauptmann Marriott mitgehört?«
    »Ja. Darum sind Sie diesmal hier. Ich möchte, daß Sie die Lositeenwaffe für mich analysieren.«
    Morton sagte: »Oh!« und schwieg. Aber er hatte einen Eindruck von unerbittlicher Entschlossenheit.
    Er zögerte und entschied sich für Aufrichtigkeit. Er sagte: »Wenn ich mir dieses ungeheure Energiefeld hier oben als eine Regierung vorstelle, dann sagt mir meine Kenntnis der Umsturztheorie, daß Sie nicht selbst die Dunkelheit sind; nicht die Regierung. Sie sind nur ein Segment von ihr.«
    Im gleichen argumentierenden Ton fuhr er fort: »Man sagte mir, daß ein menschliches Wesen Kopf der Irsk-Regierung

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