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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Rangabzeichen des Obersten von Mortons Uniform und steckte sie ein. Dienstmütze und Brieftasche seines Vorgesetzten folgten.
    Dann legte er sich auf den Boden und lauschte eine Weile in die neapolitanische Nacht.
    Irgendwann schlief er ein.
    Am nächsten Morgen war Mortons Befinden unverändert. Der Oberst lag leise atmend auf dem Bett. Kein Zeichen eines wiederkehrenden Bewußtseins. Und kein Hinweis, wo er diesmal war.
    Wieder in Lositeens Kopf? Bray bezweifelte es.
    Er wusch und rasierte sich, dann verließ er sein Zimmer lind sperrte es ab.
    Im Korridor begegneten ihm andere Offiziere, und es gab den gewohnten höflichen Austausch von Begrüßungsformeln und Ansichten über das Wetter, das wieder heiß und trocken zu werden versprach. Der Stab der Verhandlungsdelegation umfaßte ungefähr siebenhundert Männer. Gemeine Soldaten, Fahrer, niedere Angestellte und Techniker teilten ihre Zimmer mit vier bis sechs anderen. Offiziere und das Zivilpersonal der höheren Ebene bewohnten Einzelzimmer. Diamantische Prostituierte waren hier bereits eingesickert, und einige dieser aggressiven jungen Dinger kamen nun aus verschiedenen Räumen und steuerten die nächsten Ausgänge an.
    Bray wich den herausfordernden Blicken aus, die ein paar von den Mädchen ihm zuwarfen. »Vielleicht heute abend?« raunte ihm eine im Vorbeigehen zu. Sie war ziemlich hübsch, aber Bray ignorierte das Angebot.
    Er wollte sich auf nichts einlassen. Jede Woche verschwanden wenigstens drei Mitarbeiter der Verhandlungsdelegation und ließen ihre Arbeitsplätze verwaist zurück.
    Niemand wußte, was aus ihnen wurde.
    Für Bray begann der Tag wie jeder andere. Ein eiliges Frühstück in der Offiziersmesse. Dann zu seinem Büro an der Rückseite des Palasts, wo er die Fernschreiben mit den Lageberichten von der Front überflog.
    Es schien, daß sich in einer bisher von den Kampfhandlungen unberührten Gegend, die Gyuma-Schlucht genannt wurde, eine Schlacht entwickelte.
    Bray schüttelte melancholisch seinen Kopf und machte sich daran, seine Post zu öffnen.
    Nichts von Interesse.
    Dann erinnerte er sich an einen Gegenstand seines Gesprächs mit Morton und setzte ein Zirkular auf:
    AN: Alles Personal,
    Verhandlungsdelegation
    VON: Oberst Charles Morton
    In letzter Zeit erhielten wir mehrere Meldungen über Sehstörungen, die sich als periodisch auftretende Sichttrübungen und Verdunkelungen äußern, doch sonst keine Beschwerden hervorrufen. Befallene Personen haben eine Tendenz, ihre Augen zuzudrücken und heftig zu zwinkern …
     
    Bray hielt inne. Ihm war eingefallen, daß die Identifikation des Zwinkerns als Krankheit Morton in Verlegenheit bringen könnte, wenn er wieder aufwachte. So strich er den Satz aus und beendete das Rundschreiben so:
     
    Jede an solchen Sehstörungen leidende Person wird gebeten, sich sofort bei Oberst Morton oder Leutnant Bray zu melden. Das Aufsuchen eines Arztes ist zu diesem Zeitpunkt NICHT empfehlenswert.
     
    Er tippte die korrigierte Version mit der Schreibmaschine und gab sie Sergeant Struthers zur sofortigen Vervielfältigung und Verteilung. Innerhalb der nächsten Stunde würde das Zirkular in jedermanns Besitz sein.
    Nein, nicht in jedermanns Besitz. Bray hielt es für ratsam, Mr. Laurent und seine nächsten Berater und Stellvertreter vom Verteilerplan zu streichen.
    Bray machte sich an das Studium der örtlichen Tageszeitungen. Eineinhalb Stunden vergingen, und niemand kam, um sich als das Opfer von Sehstörungen zu melden. Das gab zu denken. War es möglich? Konnte es sein, daß nur Morton von der Dunkelheit benützt wurde?
    Unter den Umständen war es unglücklich, daß er nur einen Hinweis auf die geographische Lage des Dorfes hatte, wo Lositeen lebte, was Morton ihm von seiner vagen Erinnerung, den Ort schon einmal gesehen zu haben, erzählt hatte.
    Nach weiterem Nachdenken rief Bray einen seiner Kollegen, einen tüchtigen und intelligenten jungen Mann namens Kirk, der eine Vorliebe für diamantische Prostituierte hatte. Bray legte ihm das Problem vor, einen Irsk mit Namen Lositeen ausfindig zu machen, der in einem Eisenwarenladen Verkäufer war und in einem der zweihundert kleineren Orte lebte, die Oberst Morton während seiner Inspektionsreise besucht hatte.
    Seine Einschätzung Kirks als intelligent bestätigte sich – leider – sofort. Das dickliche, sinnliche Gesicht nahm einen skeptischen Ausdruck an. Der Kopf, bewachsen mit einer dichten braunen Mahne, begann sich langsam hin und her zu

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