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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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unfreundlich?«
    »Genau weiß ich es auch nicht«, sagte Kirk. »Zuerst dachte ich, sie wären nur zu uns so, weil wir die Uniformen der Erdföderation tragen. Aber dann erfuhr ich, daß sie mit den Einheimischen nicht freundlicher sind. Sie können alle Männer haben, die ein Mädchen sich wünschen kann. Und kriegen noch dafür bezahlt. Aber irgendwo im Innern schämen sie sich, weil doch was von den alten Moralvorstellungen hängengeblieben ist, und so wälzen sie ihr Schuldgefühl auf die Männer ab und werfen ihnen vor, die triebhaften Tiere zu sein, die sie sind. Ich denke, das erklärt es – findest du nicht?«
    Bray nickte ungewiß. Seine spärlichen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht erlaubten ihm nicht, über Kirks simple Psychologie zu urteilen. Und jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzugrübeln. Er hatte einen eigenen Gedanken. Er sagte: »Warum machen wir nicht ein kleines Spiel mit Marian und sagen ihr, daß ich du und du ich sei?«
    »Wozu soll das gut sein?« Das fleischige Gesicht schaute verdutzt.
    »Wird sie sich dann gedrängt fühlen, ihre Freundschaft mir zuzuwenden?« sagte Bray hoffnungsvoll.
    Kirk sagte: »He, das ist brillant.«
    Bray wartete bescheiden. Aber er begann sich selbst zu bewundern.
    »Ich sehe«, sagte Kirk grinsend, »daß du so zynisch bist wie ich, was Frauen angeht …« Er brach ab. »Das hört sich wie ein nettes kleines Spiel an.«
    Bray hatte nie eine Gelegenheit gehabt, im Umgang mit Frauen zum Zyniker zu werden; er hatte das frühe Stadium des Herzklopfens und der Unsicherheit noch nicht überwunden. Aber ein Spieler war er. Er sagte: »Ich bin Kirk, und du bist Bray. Wir werden so tun, als ob du bisher eine Art von Agent für mich gewesen wärst.« Drängend fügte er hinzu: »Es könnte interessant werden.«
    »Es wird den Abend machen«, sagte Kirk und grinste.
    Er zog seine Brieftasche und gab Bray eine größere Geldsumme. »Vergiß nicht«, sagte er, »die Sache geht auf meine Rechnung. Aber du zahlst für alles und gibst mir später zurück, was übriggeblieben ist.«
    Ein paar Minuten nach dieser Transaktion zeigte Kirk nach vorn und sagte: »Da sind sie.« Bray folgte mit seinem Blick der Richtung des ausgestreckten Fingers und sah zwei Mädchen an einer Straßenecke stehen. Beide steckten in sehr engen einteiligen Anzügen mit ultrakurzen Hosen, die pralle Schenkel freiließen; eine ging in Blau, die andere in Rot. Das Taxi hielt, und die beiden Männer sprangen hinaus. Kirk stellte Bray vor.
    Marian war die in Blau. Sie war ein ungewöhnlich hübsches Mädchen von vielleicht neunzehn Jahren. Ihre Freundin Maria war ein etwas üppigeres Exemplar, aber sie sah auch gut aus und schien kaum älter zu sein als ihre Gefährtin. Wie Kirk prophezeit hatte, war der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Mädchen der, daß Maria gleichgültig und ohne ein Lächeln blieb, während Marian Kirk liebevoll küßte.
    Die zwei Männer waren übereingekommen, daß die Umschaltung der Identitäten erst nach einer Phase des Anwärmens versucht werden sollte. So formierten sie sich zu Paaren und gingen zur Einleitung des Abends ins Restaurant Corsica, wo pro Person für das Gedeck das Äquivalent von acht Föderationstalern berechnet wurde und das billigste Menü zwölf Taler kostete, was ungefähr dem Tageslohn einer Küchenhilfe entsprach. Die Unterhaltung wurde von bekannten Opernsängern geliefert.
    Es war das erste Mal, daß Marian ins Corsica ausgeführt wurde. Bray erkannte bald, daß sie, die nicht viel mehr als ein Kind war, bereits hoffnungsvolle Phantasien über dieses Mitglied der Verhandlungsdelegation hatte, das ihre Reize so ungewöhnlich anziehend fand; und möglicherweise sah sie sich bereits als die zukünftige Mrs. David Kirk.
    Kein Wunder, daß der Weiberheld Kirk, der die Energie und das Geld hatte, auf Effekte wie diese hinzuarbeiten, von den üblicherweise antimaskulin eingestellten diamantischen Prostituierten mit der zärtlichen Wärme echter Gefühle verwöhnt wurde. Alle sieben von seinen Mädchen – eine für jede Nacht der Woche – waren auf diese Weise präpariert worden und dankten es ihm mit liebevoller Hingabe. Wenigstens hatte er Bray gesagt, daß es sich so verhielt, und Bray, der während des Abendessens Gelegenheit hatte, zu beobachten, wie Kirk spontan geküßt, erotisch berührt und inspiriert wurde, hatte keinen Grund, daran zu zweifeln.
    Nach der Schlemmermahlzeit gingen die beiden Paare ins San Carlo-Theater, denn Kirk

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