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Chaos über Diamantia

Chaos über Diamantia

Titel: Chaos über Diamantia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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war nicht nur auf einem Gebiet Kenner und Genießer.
    Das San Carlo-Theater war ein prächtiger Bau im barock prunkenden Stil einer längst versunkenen Epoche; und das Programm bemühte sich, dem eher vulgären Geschmack des Militärpersonals der Erdföderation Zugeständnisse zu machen. Aber Musik und Dramaturgie hatten noch genug von der typischen alten Opera buffa; und das war gut genug für Kirk und seine Prostituierte des Abends. Selbst Maria zeigte sich animiert, und einmal setzte sie sich auf Brays Schoß.
    Es war während der Pause im Foyer des San Carlo, als Kirk verkündete: »Mädchen, mein Freund und ich haben ein Geständnis zu machen.«
    Darauf erzählte er die Geschichte, wie Bray sie zuvor umrissen hatte.
    Es dauerte eine Weile, bis die Bedeutung in den Gehirnen der Mädchen Fuß faßte. Sie runzelten die Brauen und verzogen ihre Gesichter, als sie mit dem sonderbaren Konzept rangen. Dann sagte Maria zu Bray: »Du meinst, du bist er?« Und sie zeigte auf Kirk.
    Marian wandte sich protestierend an Kirk: »Aber – ich kenne dich seit drei Wochen.«
    »Ja, aber ich bin nicht ich«, sagte Kirk. »Ich bin er.« Er zeigte auf Bray.
    Marian machte ein benommenes Gesicht, als ihr aufging, was das bedeutete. Sie rutschte von Kirks Schoß, ließ sich auf ihren Stuhl fallen und warf Bray einen betroffenen Blick zu. »Du bist David Kirk?«
    Bray nickte. »Gewöhnlich schicke ich Bray voraus«, sagte er mit einer Kopfbewegung zu Kirk, »um eine neue Stadt für mich in Augenschein zu nehmen. Er erzählte mir, was für ein wunderbares Mädchen du seist. Also wird es dir hoffentlich nichts ausmachen, mich gegen ihn einzutauschen, denn ich bin derjenige, der für ihn bezahlt, und ich werde natürlich auch für den Abend aufkommen. In Ordnung?«
    Ein Schweigen folgte – das von Maria gebrochen wurde. »Natürlich ist es in Ordnung. Wir sind Straßenmädchen, Marian und ich; und wir schlafen mit dem, der bezahlt. Das ist richtig, nicht, Marian?«
    Marian hatte erkennbare Mühe, sich mit der veränderten Lage abzufinden. Sie blickte den echten Kirk an. »Bist du damit einverstanden?«
    »Deshalb war ich hier«, antwortete er. »Es war mein Job, ein Mädchen zu suchen, auf das – ah – mein Boß, David hier, wirklich stehen würde.«
    Danach war der Abend für Marian nicht mehr ganz so großartig. Sie gab sich Mühe. Sie lachte viel. Sie streichelte Brays Wange und küßte ihn genauso hingebungsvoll, wie sie es vorher bei Kirk getan hatte. Aber ihre Augen sahen nicht normal aus.
    Die Bummler trafen einige Minuten nach elf vor dem Haus ein, wo Marian und Maria mit einer weiteren Prostituierten eine geräumige Wohnung teilten. Bray bezahlte den Taxichauffeur und stieg als letzter aus. Als er sich zu den anderen gesellte, sah er Kirk auf eine verdächtige Art und Weise mit den Augen zwinkern. Er war sofort alarmiert. Es hatte vorher noch nie ein Zeichen gegeben, daß auch Kirk von Mortons Krankheit befallen war.
    Die Wahrheit war, daß Kirk sich nichts dabei dachte. Erst zehn Minuten später, als sie in die vierte Etage hinaufgestiegen waren und er in Marias Zimmer stand, brachte eine Wiederkehr der plötzlichen Dunkelheit und des Augenzwinker-Reflexes eine schreckgeladene Erinnerung an das diesbezügliche Rundschreiben von Oberst Morton, das er an diesem Morgen gelesen hatte.
    Es war ein harter Schock; denn die Implikation in Mortons Memorandum war gewesen, daß die Sehstörung eine Art Krankheit sei. Nun war Kirk nicht der Mann, der sich von einer bloßen Sehstörung seine Nacht verderben ließ. Aber es war beunruhigend, daß die Dunkelheit wie eine Welle immer wieder durch sein Gehirn rollte, während er sich mit einem diamantischen Mädchen beschäftigte.
    Immerhin begann er sich – wie Morton und Bray vor ihm – an dieses lästige Phänomen zu gewöhnen, als plötzlich eine irgendwie intensivere und längere Welle von Finsternis über ihn kam.
    In ihrer kurzen Karriere hatte Maria bereits erlebt, wie ein betagter Kunde einem Herzschlag erlegen war; und als sie auf einmal das tote Gewicht des Mannes auf sich fühlte, bekam sie es mit der Angst. »He, Lester …«, wisperte sie. Und dann: »Mr. Bray – ist was?«
    Keine Antwort.
    Es kostete das Mädchen eine enorme Anstrengung, ihn von sich zu wälzen. Aber schließlich rollte er schlaff zur Seite. Maria, von Entsetzen gepackt, rannte schreiend in die Diele. Lange blieb alles still; schließlich Geräusche von Bewegungen in den beiden anderen Zimmern. Zuerst kam

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