Chaos über Diamantia
Irsk-Unterhändler warten würden.
Jede Art von Bewaffnung war unzulässig; nicht einmal Messer waren erlaubt.
»Wir wünschen keine Wiederholung des Irrtums«, hatte die Begründung der Irsk gelautet, »der zur Annullierung der früher geplanten Friedensgespräche führte.«
Die diamantische Führung hatte feierlich versichert, sich an diese Bedingung zu halten.
David Kirks Erwachen, eingeleitet, als Morton zufällig in seinen Geist eingedrungen war, brachte ihm einen Augenblick schockierter Überraschung. Für einen kurzen Moment sah er den Dschungel und bemerkte mit Erschrecken, daß er an Händen und Füßen gebunden war … Dann war seine Geistesgegenwart zur Stelle.
Er dachte nicht daran, zu sprechen und sich zu identifizieren. Statt dessen lag er mit geschlossenen Augen und überlegte, wie er in diese seltsame Lage gekommen sein mochte.
Aber die Verstellung half ihm nicht. In kleinen Dingen läßt ein Diamantier sich nicht täuschen. Jeder in der Nähe der Tragbahre hatte das momentane Augenöffnen gesehen. Es gab einen selbstgefälligen Austausch wissender Blicke zwischen denen, die Kirks Augenbewegungen beobachtet hatten.
Schnell wurde die Information an die Führer der Unterhändlergruppe weitergegeben. Sie kamen alle zurück, um selbst zu sehen. Auch sie nickten einander wissend zu, als sie den falschen Schlaf des vermeintlichen Oberst Morton mit Kennerblicken prüften.
Nach kurzer Beratung machte die Prozession auf dem Fußpfad halt. Die Bahre wurde auf den Boden gelegt, und der Chef der Unterhändler, seine zwei Adjutanten, zwei von den vier Rechtsexperten, der Verbindungsoffizier (ein diamantischer Oberst) und sein Stellvertreter (ein Hauptmann) versammelten sich um den Liegenden.
Nachdem man ihn mehrmals angestoßen und angeredet hatte (»Oberst Morton, wir wissen, daß Sie wach sind!«), öffnete David Kirk seine Augen, akzeptierte die falsche Identität und erbat Erlaubnis, unter vier Augen mit seinem ranggleichen Kollegen, dem diamantischen Oberst, zu sprechen. Die anderen zogen sich widerwillig zurück. Prompt informierte Kirk den Offizier, daß sein Vater hundert Millionen Föderationstaler schwer und zweifellos bereit sei, jedes Lösegeld für seinen einzigen Sohn zu bezahlen. Darauf appellierte er an den Offizier als seinen Waffenbruder, ihn so bald wie möglich zu retten, und verpfändete sein Wort als Oberst, daß die Summe (er erwähnte eine runde Million) unter Wahrung strengster Diskretion auf das Privatkonto des Diamantiers überwiesen würde.
Natürlich machte sein diamantischer Kollege sofort einen Handel, der auch die anderen Mitglieder seiner Gruppe zufriedenstellen würde. Er offerierte Kirk-Morton seine Freilassung im Austausch gegen das Geld und die Preisgabe der Gründe, warum die Irsk den Geheimdienstchef der Verhandlungsdelegation in ihre Gewalt bringen wollten. Der Grund – Kirk improvisierte blindlings, aber mit einem gewissen praktischen Verständnis für die Dinge, die Menschen bewegen – sei, daß er, Morton, wegen seiner reichen Familie der wirkliche Bevollmächtigte Botschafter sei. Die Irsk hätten dies in Erfahrung gebracht. In der Erkenntnis, daß kein Abkommen erlaubt sein würde, das für Oberst Morton nicht befriedigend wäre, hätten sie den Plan gefaßt, seine Zustimmung zu ihrem Lösungsvorschlag zu erzwingen. Dabei hätten sie freilich übersehen, daß er sich freuen würde, jedem gerechten und für beide Seiten annehmbaren Abkommen seine Billigung zu geben.
Diese Information, als sie den anderen Mitgliedern der Unterhändlergruppe mitgeteilt wurde, erschien ihnen völlig einleuchtend und vernünftig. Alle waren erleichtert. Eine frohe Überzeugung breitete sich aus, ein Gefühl, daß der Erfolg ihrer Mission jetzt gesichert sei.
Es war Spätnachmittag, als ein Irsk-Kundschafter erschien. Er sprach mit den Leitern der Diamantier, dann trat er an die Bahre, beugte sich über David Kirk und fragte ihn, ob er wirklich Oberst Charles Morton von der Verhandlungsdelegation sei.
David bestätigte es. Als diese Information telepathisch über die Dunkelheit zur wartenden Irsk-Delegation und von dort zu der Gruppe gelangte, die gegenwärtig Lositeen und den echten Oberst Morton (Leutnant Bray) erwartete, schuf sie einen Zustand von Verwirrung, dem kein Irsk emotional gewachsen war.
Immerhin trösteten sie sich damit, daß sie bald sowohl den echten als auch den falschen Morton in ihrem Besitz haben würden. Das, so sagten sie sich befriedigt, würde rasch
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