Chaos über Diamantia
abgeflogen und seither nicht zurückgekehrt war.
»Er ließ eine Ambulanzmaschine rufen, Sir; und er nahm seine Patientin mit sich.«
»Patientin?« echote Morton.
»Ja, Sir, eine ohnmächtige Frau.«
»Wissen Sie den Namen der Frau?«
»Ich habe ihn hier …« Der diensttuende Sergeant beugte sich über sein Buch und fuhr mit seinem Zeigefinger eine Zeile entlang. »Sie kam in der vorletzten Nacht: Isolina Ferraris.«
Also flüchtete sie sich ausgerechnet zu Marriott, dachte Morton; ich will verdammt sein!
Etwas beunruhigt über diese Information ging er ins Gebäude. Es dauerte nicht lange, bis Luftelet feststellte, daß nur die Energiezufuhr abgeschaltet war, die das abschirmende Feld um Laurents Amtssitz aufrechterhielt. Ein vorsätzlicher Akt? fragte sich Morton. Es war jedenfalls die erste Folgerung, die man aus einem solchen Vorkommnis ziehen konnte.
Es schien unbedeutend, beinahe wie der kleinliche Racheakt eines geschulmeisterten Jungen, und paßte nicht zu dem Bild, das Morton von Marriott hatte. Doch hatte es etwas von dem Aspekt eines Mannes, der die Brücke hinter sich abbricht. Morton stand dabei, als Luftelet vier Relaisschaltungen schloß.
»Ist der Palast wieder geschützt?« wollte Morton wissen.
Luftelet machte einige technische Bemerkungen, und Morton mußte seine ganze Aufmerksamkeit mobilisieren, um ein Ja herauszuhören. Um sich selbst zu vergewissern, ging er etwas später in den Instrumentenraum. Der lange, schmale Raum folgte der Außenwand des Gebäudes in einem weiten Bogen, und er war total vollgestopft; es blieb gerade noch genug Raum für einen engen Durchgang.
In dieser Welt, dachte Morton düster, müssen wir uns auf vertrauenswürdige technische Hilfe verlassen. Er ging in Marriotts Büro, wo er wieder mit Luftelet zusammentraf.
»Major Luftelet«, sagte er, »Sie werden bis auf weiteres das Kommando über diese Station übernehmen. Sollte Hauptmann Marriott zurückkehren, so ist er Ihnen als dem ranghöheren Offizier unterstellt.«
»Jawohl, Sir! Ich werde meine Sachen holen lassen.«
»Gibt es noch etwas, das Sie mir sagen sollten, bevor ich gehe?« fragte Morton.
Bei Überprüfung der Anlagen waren Luftelet verschiedene automatische Steuerungen aufgefallen, aber er betrachtete sie als zu »technisch«, um Morton darauf hinzuweisen. So sagte er: »Nein, Sir.«
»Gut«, sagte Morton. Er ging hinaus, geleitet von Luftelet. Vor der Tür drehte er sich noch einmal um und sah Luftelet an. »In dem Fall«, sagte er, »daß ich einen Alarm auslösen muß, ist es wichtig, daß diese ganze Anlage sofort und einwandfrei funktioniert. Können Sie mir diese Zusicherung geben?«
»Die Anlage ist operationsbereit, Sir«, war die Antwort.
Wenn ich nur mein Zusammenwirken mit dem Mortonduplikat in dem Feld dort oben kontrollieren könnte, dachte er frustriert. Als der Gedanke kam, schob sich wieder die Möglichkeit in sein Bewußtsein, die ihm während des Rückflugs von Nucea in den Sinn gekommen war: Selbst das Duplikat sein. Sich selbst irgendwie umschalten. Mit Konzentration und einiger Willensanstrengung könnte es gelingen, und er könnte das Konzept ausprobieren, indem er Leutnant Bray ausfindig zu machen suchte. Und dann, nachdem er den Prozeß beherrschte, könnte er sich um Marriott kümmern.
Es war ein Moment der Unachtsamkeit.
Eine Baritonstimme sagte in seinem Kopf: »Dies ist die Lositeenwaffe, die durch das Mahala-System zu Ihnen spricht. Das Mahala und ich sind zu einem Übereinkommen gelangt, und wir würden gern genau wissen, wo Sie sich jetzt befinden.«
»He!« sagte Morton erschrocken.
Major Luftelet, dessen Reaktionszeit nicht die kürzeste war, starrte auf den Mann, der plötzlich vor der Schwelle zusammengebrochen war. Als er noch in Verblüffung dastand und nicht wußte, was er tun sollte, hörte er, wie der Wachtposten am Tor den Offizier vom Dienst rief.
Eine Minute später war Morton im Wachhäuschen auf einer Couch, und der Sergeant war am Telefon und rief eine Ambulanz.
Luftelet tat gewissenhaft seine Pflicht. Er wartete, bis die Irsk-Krankenwärter den schlaffen Körper in ihre Maschine geladen hatten, und er blieb auf dem Hof, bis das kleine Flugzeug abhob.
24.
Morton schien auf seinem Rücken zu liegen. Und der Körper, in dem er war, mußte geschlafen haben, denn nun regte er sich und erwachte.
Die Gedanken von David Kirk kamen in seinen Geist.
»Nun, dies gibt uns Hoffnung für die Zukunft«, sagte die Baritonstimme. »Sie
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