Chaosprinz Band 1
gesehen…« Janosch stößt mir sachte seinen Ellenbogen in die Seite und blickt mich neugierig an.
»Hm, keine Ahnung, wie der hieß. War halt so ein Typ, ganz nett, konnte gut tanzen«, murmle ich schulterzuckend.
»Aha.« Janosch verzieht enttäuscht das Gesicht. »Klingt ja nach der ganz großen Liebe!« Jens lacht und bestellt sich noch ein Bier. Ich schüttle den Kopf:
»Nee, die ganz große Liebe war es wirklich nicht. Aber ich bin ja auch gar nicht auf der Suche!« Ich mache eine kurze Pause, werde ein bisschen rot und sage dann ernst: »Außerdem habe ich ja Alex…«
Jens und Janosch schauen sich an. Ein Blick, den ich schon kenne.
»Du hast ja Alex…«, wiederholt Janosch meinen letzten Satz ruhig und bedächtig. Ich weiß natürlich, worauf er hinauswill, nicke aber stur und trinke einen Schluck Bier.
Janosch legt mir einen Arm um die Schultern und gibt mir einen kleinen Kuss aufs Haar. »Och, Baby, nun sei nicht sauer! Wir sagen ja bloß, dass du aufhören sollst, dir falsche Hoffnungen zu machen. Alex ist nicht so weit und wird es in nächster Zeit wohl auch nicht sein. Du vergeudest deine Zeit, Süßer. Es gibt so viele heiße Typen, die nur auf einen kleinen Leckerbissen wie dich warten. Mach die Augen auf und genieße.« Er streicht mir zärtlich über den Rücken und deutet auf die tanzende Menge. »Irgendwo da ist er, dein Mr. Right! Du wirst ihn schon noch finden und bis dahin hab einfach Spaß.«
Ich würde ihm sehr gerne sagen, dass es keinen gibt, den ich so gerne habe wie Alex, und dass ich mir auch nicht vorstellen kann, einen schöneren, klügeren, faszinierenderen und tolleren Typen kennenzulernen. Ich seufze frustriert auf. Toll, bis eben habe ich noch super Laune gehabt, aber nun…
Missmutig fahre ich mir durchs Haar, schnaube noch einmal und ignoriere Janosch, der mir kontinuierlich über den Rücken streichelt. Wortlos drückt mir Jens eine neue Flasche Bier in die Hand. Wir verlassen die Bar und kämpfen uns durch die herumstehenden Männer.
Jens bleibt an dem Geländer stehen, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf die Tanzfläche hat. Unten bewegt sich die tanzende Menge im wilden Rhythmus der Musik. Unter ihnen befinden sich auch immer noch Marc und Manu.
Sie stehen eng beieinander. Manus Hände liegen auf den Hüften seines Freundes und Marc umschlingt mit beiden Armen Manus Hals. Sie schauen sich an, reden, lächeln. Der Takt der Musik und das wilde, teilweise obszöne Herumgehüpfe der Männer um sie herum scheinen sie nicht sonderlich zu interessieren. Sie sind völlig mit sich beschäftigt. Ich muss lächeln. Schön.
»So was will ich auch mal haben«, sage ich zu Jens und Janosch gewandt und deute mit dem Zeigefinger auf unsere Freunde.
»Ach ja…«, seufzt Janosch mit Herzchen in den Augen.
»Oh ja, neun Stunden am Tag miteinander arbeiten, dann zusammen zu Lidl fahren, Milch, Butter und Klopapier einkaufen, daheim Wurstbrote essen, die dreckigen Unterhosen waschen, Tagesschau gucken und dann nichts wie ins Bett. Frotteeschlafanzüge angezogen und Licht aus!« Jens nickt spöttisch. »Hm, ja, ist auch mein Traum.«
»Was soll denn der Scheiß?« Janosch schaut seinen Freund genervt an. »Deine Laune heute ist ja mal wieder unmöglich!«
»Warum denn? Stimmt doch«, verteidigt sich Jens schwach und nippt an seinem Bier, während er Manu und Marc auf der Tanzfläche beobachtet.
»Stimmt überhaupt nicht und das weißt du auch. Erstens arbeiten sie nicht permanent zusammen, also sehen sie sich den ganzen Tag über auch kaum. Zweitens haben sie abends Sinnvolleres zu tun, als Wäsche zu waschen. Und drittens, ich kann dir versprechen, im Bett gibt's keine Frotteeschlafanzüge und das Licht lassen sie auch an.« Janosch nickt seinem Freund bestimmend zu. Jens schnaubt nur und dreht sich dann mit dem Rücken an das Geländer, weg von der Tanzfläche.
Was ist nur los mit ihm? Seine spöttische Art ist mir natürlich bekannt. Er kann auch mal grob und verletzend werden, verschont dann nicht mal seine besten Freunde, aber warum er heute so auf uns allen herumhackt, ist mir ein Rätsel.
»Was sagen eigentlich deine Eltern dazu, dass du unter der Woche in einem stadtbekannten Schwulenclub herumhüpfst und dich betrinkst?« Jens schaut mich an. Er sucht wohl nach einem neuen Gesprächsthema. Kann ich ja verstehen, aber warum muss es gerade dieses sein?
»Ich bin nicht betrunken!«, motze ich schnell. Naja, ganz wahr ist das auch nicht mehr, ich kann den
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