Chaosprinz Band 1
Einzig Tom und Alex scheinen sich nicht wirklich für Lenas und meine Beziehung zu interessieren. Klar, die wissen ja auch Bescheid.
Ich kann Maria erkennen, die eilig auf uns zukommt.
»Maria ist da, wir können gehen«, sage ich zu Alex und verstaue meine und Marias Taschen im Kofferraum.
»Ihr kommt doch zu meiner Party?« Es ist nicht wirklich eine Frage, sondern eher ein Befehl. Tom sieht Lena und mich übertrieben streng an. Wir nicken beide und Tom strahlt erfreut.
Ich nehme Lena kurz in die Arme, verspreche ihr, dass ich sie am nächsten Vormittag anrufen werde, und öffne die Beifahrertür. Während ich mich anschnalle, versuche ich, dem Drang zu widerstehen, mich umzudrehen. Ich will nicht sehen, wie Alex seiner Freundin einen süßen Abschiedskuss gibt, und doch brennt meine Eifersucht, gepaart mit unendlicher Neugierde heiß in meiner Brust.
Maria hat es sich auf dem Rücksitz bequem gemacht. Nun beugt sie sich zu mir nach vorne. Ihre Stimme klingt süß wie das Maunzen eines kleinen Kätzchens und ich bin sofort misstrauisch.
»Du, Tobi, was ist das für eine Party, von der Tom gerade gesprochen hat?« Sie hat mich noch nie Tobi genannt… Gefährlich!
»Tom gibt morgen Abend eine Party bei sich zu Hause«, erkläre ich.
»Echt! Wow, Toms Partys sind immer die allerbesten.« Begeistert klatscht sie in die Hände. »Darf ich mitkommen?«, fragt sie zuckersüß.
»Hm, von mir aus…« Ich zucke mit den Schultern – ist mir, um ehrlich zu sein, egal.
»Wo willst du hingehen, Maria?« Alex setzt sich auf seinen Sitz. Er schnallt sich an und wirft einen Blick nach hinten in den Rückspiegel.
»Ich möchte auch auf Toms Party«, sagt Maria und es klingt gleich ein bisschen angriffslustiger.
»Vergiss es!« Alex legt den Rückwärtsgang ein, schaut noch einmal in die Spiegel und lenkt den Wagen dann vorsichtig aus der Parklücke.
In der nächsten Viertelstunde erlebe ich die beiden Geschwister in Hochform. Alex erklärt seiner Schwester, sie dürfe nicht mitkommen, dies sei eine Fete einzig und allein für unsere Jahrgangsstufe und Maria schreit ihn an, er sei ein gemeines Arschloch und würde ihr jeden Spaß verderben. Ich schließe entnervt die Augen und versuche, ihr Gebrüll auszublenden. Dumpfer Schmerz pocht hinter meiner Stirn. Ich kann mein müdes Hirn förmlich seufzen hören!
Der Daimler rollt in die Einfahrt zu unserem Haus. Das Auto steht noch nicht richtig, da habe ich auch schon die Beifahrertür aufgerissen und bin auf dem Weg zum Eingang. Ich will nur noch in Noresund. Augen zu und schlafen. An nichts denken, nichts hören! Ich möchte in eine weiche, warme Traumwelt entfliehen.
***
»Tobi, Tobi, aufwachen!«
Eine kleine Hand patscht mir recht unsanft ins Gesicht. Ich blinzle. Gott, was war das? Müde reibe ich mir die Augen, drehe mich auf den Rücken und atme erst einmal tief ein. Wo bin ich überhaupt? Todmüde hebe ich den Kopf einige Zentimeter an.
»Tobi, du musst aufwachen«, piepst diese Stimme wieder dicht neben meinem Ohr. Nun spüre ich einen kleinen Körper, der sich über mich beugt, kleine Füße hüpfen auf Noresund herum. Ich werde ein bisschen durchgeschüttelt. Stöhnend richte ich mich auf und erblicke Timmy, der mich ernst ansieht und sofort wieder zu hüpfen beginnt, als ich mich zurück in die Kissen fallen lassen will.
»Nicht wieder schlafen!«, brüllt er.
»Ist ja gut«, seufze ich und fahre mir gähnend durch die Haare.
»Wie spät ist es?«, frage ich nuschelnd. Wie lange habe ich geschlafen?
»17:30 Uhr.« Maria kommt aus meinem Badezimmer spaziert. Was macht die denn hier? Neugierig schaut sie sich im Zimmer um, betrachtet die Bilder über dem Schreibtisch und meinen neuen Kleiderschrank. »Wenn ich gewusst hätte, wie cool dieser Dachboden sein kann, dann hätte ich ihn genommen«, meint sie mehr zu sich selbst.
»Ist es echt das erste Mal, dass du hier oben bist?« Ich bin verwundert. Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein, auch Bettina und Joachim haben mich hier oben noch nie besucht…
Maria nickt und untersucht nun mit äußerster Konzentration meine CD-Sammlung.
»Tobi!« Timmy verlangt lautstark nach meiner ungeteilten Aufmerksamkeit.
»Was ist denn?«, frage ich gestresst und hindere ihn am wütenden Herumspringen.
»Du musst runterkommen. Gustav ist weg!« Nun beginnt er völlig unvermittelt zu weinen. Ich schaue erst ihn, dann Maria verwirrt an.
»Wer ist weg?« Himmel, ich bin doch gerade erst aufgewacht, mein Hirn läuft noch
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