Chaosprinz Band 1
mustere die Clique, die sich nun gutgelaunt mit dem Kasten Bier im Schlepptau auf den Weg zu den anderen Partygästen macht.
»Ja, schon, aber trotzdem tut er mir leid.« Elena seufzt. Martin steht ziemlich verloren mitten im Flur. Er hält immer noch die Puppe im Arm.
»Sie lassen sich immer was Witziges einfallen…«, grinst er verlegen in unsere Richtung. Elena und ich nicken stumm. »Oh Gott, da fällt mir ein, ich habe total vergessen, ihnen zu sagen, dass sie den Bierkasten ja nicht auf dem Parkettboden im Wohnzimmer abstellen dürfen, das gibt doch so schlimme Kratzer.«
Martin drückt mir die nackte Gummipuppe in die Hände und rennt los. »Außerdem wollte ich auch noch Untersetzer verteilen. Wenn man die Gläser und Flaschen einfach so auf die Tische stellt, gibt es Flecken.« Hektisch eilt er voraus und wir folgen ihm.
»Kein Problem, ich helfe dir beim Verteilen.« Elena strahlt ihn an und er lächelt erleichtert zurück. Die beiden verschwinden in der Menge und ich bleibe stöhnend zurück.
Na super! Klasse! Ganz toll! Alex feiert mit seiner witzigen Clique und knutscht seine gesellschaftlich anerkannte Freundin. Maria lästert wahrscheinlich gerade mit ihren Freundinnen über jeden weiblichen Partygast. Elena macht sich gemeinsam mit ihrem langweiligen Schwarm zum Affen und ich stehe hier umgeben von Leuten, die ich nicht kenne, mit einem aufgeblasenen Sexspielzeug im Arm und will nach Hause.
Ich verziehe mich in die ruhigste und unauffälligste Ecke des großen Wohnzimmers und beobachte das wilde Treiben. Die meisten sind in meinem Alter. Man scheint sich zu kennen. Hier und da werden Freunde begrüßt, Klassenkameraden zu einem Bier überredet und Bekannte einander vorgestellt. Die Stimmung ist ausgelassen.
Ich muss zugeben, dieses Haus ist der perfekte Ort, um eine Party zu veranstalten. Das große Wohnzimmer bietet viel Platz. Zwei Sofas und mehrere Sessel laden zum gemütlichen Herumsitzen ein. Aus den zu der teuren Hi-Fi-Anlage gehörenden Boxen dringt laute Musik. Das Oberlicht ist gedimmt und stattdessen blinkt und blitzt nun eine ziemlich professionell aussehende Lichtanlage an der Decke.
»Hallo.« Ein Mädchen steht neben mir
Ich drehe überrascht den Kopf. »Hallo.«
Sie ist klein, nicht größer als 1,60 Meter, hat rotbraunes Haar und große, braune Augen.
»Kenn ich euch zwei nicht von irgendwo her?« Sie grinst mich von unten herauf an und mustert dann das Sexspielzeug in meinem Arm. »Wart ihr nicht auch in diesem VHS Standardtanzkurs letzten Sommer?«
»Nee, so lange wohnen wir noch nicht in München. Außerdem stehen wir nicht so sehr auf Standardtanz, wir sind eher die Metal-Freaks«, erkläre ich ihr ernst.
»Ach so, na, dann hab ich euch wohl verwechselt.« Sie reicht mir ihre Hand. »Ich bin Lena.«
»Hi, Lena, ich bin Tobi und das ist Gwendolin.« Ich deute mit dem Kopf auf die Gummipuppe in meinem Arm.
»Hallo, Gwendolin.« Lena greift nach der Hand der Puppe und schaut mich dann wieder grinsend an. »Nicht sehr gesprächig, deine Freundin…«
Ich nicke. »Sie ist schüchtern.«
»Wirklich?«
»Ja, sie hat eine Menge schlechter Erfahrungen gemacht. Die Männer sind besonders schlimm, die wollen von der armen Gwen immer nur das Eine…«
»Wie oberflächlich.« Lena zieht gespielt entsetzt die Augenbrauen nach oben.
»Wem sagst du das.« Wir müssen beide grinsen und blicken wieder zur Tanzfläche.
Ich sehe Elena. Sie steht neben Martin und drückt gerade einem verwirrt dreinblickenden Kerl einen runden Pappuntersetzer in die Hand. Ich bin mir sicher, sie ist in diesem Moment unglaublich glücklich. Martin dreht beim Vorbeigehen die Musikanlage etwas leiser, kaum ist er drei Schritte entfernt wird die Lautstärke aber schon wieder aufs Maximum aufgedreht.
»Und woher kennt ihr beide Martin?«, brüllt mir Lena ins Ohr, um gegen die Musik anzukommen. »Vom jährlichen Gummipuppentreffen?«
»Nein.« Ich schüttle grinsend den Kopf. »Wir gehen in denselben Swingerclub.«
»Aha, nett!« Sie nickt verstehend mit dem Kopf und wir müssen beide lachen.
»Hey.« Ich sehe Alex, wie er sich durch die Menge kämpft und direkt auf mich zusteuert. Ich seufze und verdrehe die Augen.
»Was ist denn nun schon wieder?«, frage ich ihn, als er dicht vor mir stehen bleibt.
»Ich habe dich gesucht…«, nuschelt er leise, damit Lena nicht mithören kann.
»Und du hast mich gefunden. Herzlichen Glückwunsch!«
»Halt die Klappe und komm jetzt mit, Bambi. Ich will
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