Chaosprinz Band 1
nicht, dass du hier alleine rumrennst und irgendwelchen Blödsinn machst.«
Empört schnappe ich nach Luft. Wann habe ich denn das letzte Mal etwas Blödes getan…? Ich meine, mal abgesehen von dem Sex mit Alex, dem Schellfisch-Desaster, der Nacht im Darkroom oder dem kleinen Ikea-Unfall… Hm… okay, er hat gewonnen…
»Bambi?« Oh, wir haben Lena völlig vergessen. Sie strahlt uns begeistert an. »Bambi? Das ist ja irre süß. Hätte nie gedacht, dass du so niedliche Kosenamen verteilst, Alex.« Feixend sieht sie ihm in die Augen und ich kann sehen, wie Alex ein bisschen rot wird… vor Wut und Scham…
Er gibt sich große Mühe, seine Würde zu behalten und Lena zu ignorieren. Grob nimmt er meine Hand. »Komm, wir gehen!«
»Warum?« Ich versuche, mich aus seinem Griff zu lösen.
»Ich hab's doch schon gesagt. Ich will nicht, dass du hier alleine rumrennst.«
»Ich bin nicht alleine, ich hab ja Lena und Gwendolin.«
Alex stutzt. »Wer ist Gwendolin?«
Ich schnappe mir die Gummipuppe und wackle mit ihr vor ihm herum. »Hi, ich bin Gwen, ich steh auf dich! Willst du tanzen?«, quietsche ich und drücke ihm die Puppe entgegen.
Wütend stößt er Gwendolin zur Seite. »Sag mal, spinnst du? Was rennst du hier mit diesem dämlichen Ding herum? Wie sieht das denn aus? Ich meine, was soll ich sagen, wenn mich einer fragt, wer von diesen Typen mein Stiefbruder ist? Der kleine Freak mit der Sexpuppe im Arm? «
»Du hast recht, die Gesellschaft wäre wahrscheinlich schrecklich entsetzt.« Ich kann nichts dafür, meine Stimme klingt rau und brüchig. Bitterkeit sitzt in meiner Brust, erschwert das Atmen, das Schlucken, das Sprechen.
Ich packe Gwen und beeile mich, so schnell wie nur möglich von Alex wegzukommen. Ich will ihn nicht sehen, es tut so weh… Er soll mich in Ruhe lassen, soll mich ignorieren. Weiß er denn nicht, wie schmerzhaft es für mich ist, in seiner Nähe zu sein, ohne ihn berühren zu dürfen, ihn anzufassen… und dann diese Sachen, die er ständig sagt…
» Hey! Tobi, Gwendolin, wartet auf mich!« Schwer atmend drehe ich mich um. Lena drückt einen ziemlich angeheiterten Kerl mit roten Haaren und Sommersprossen beiseite und stellte sich keuchend neben uns.
»Was war das eben?«
»Was meinst du?«, frage ich sie schlecht gelaunt.
»Na, du und Alex?«
Mist, wir waren wohl ein bisschen auffällig…
»Woher kennst du eigentlich Alex?« Gute Idee! Themenwechsel. Vielleicht kann ich sie ja von ihrem Misstrauen ablenken…
»Alex und ich gehen in dieselbe Klasse«, erklärt sie mir schnell.
»Wirklich? Cool! Dann sind wir beide auch bald Klassenkameraden.« Ich lächele sie erfreut an.
»Du bist also sein Stiefbruder…?«
Ich nicke.
»Und er nennt dich Bambi.« Sie grinst mich fragend an. Ich werde ein bisschen rot. Ich hab mich so an diesen Spitznamen gewöhnt, ich habe gar nicht daran gedacht, dass sich jemand darüber wundern könnte.
»Ähm, das ist bei uns zu Hause gang und gäbe! Meine Eltern nennen Maria Dornröschen, die Zwillinge heißen Hänsel und Gretel und Alex ist das Rumpelstilzchen…«
Lena muss lachen, dann stützt sie ihre Hände in die Hüften und schüttelt grinsend den Kopf. »Verarschen kann ich mich alleine.«
Ich weiß, sie wird nicht so schnell lockerlassen. Nervös schaue ich mich in der Menge um. Ich brauche eine Ausrede, irgendeine Ausrede…
»Hast du meine Freundin Elena gesehen? Klein, langes schwarzes Haar, schwarzes Top… Rennt wahrscheinlich gerade Martin hinterher und bittet die männlichen Partygäste, sich beim Pinkeln hinzusetzen.«
»Hm… Kann sein, dass sie gerade in der Küche verschwunden ist.« Lena deutet mit der Hand auf eine Tür, durch die immer wieder ein Haufen Leute verschwindet, um wenig später mit belegten Brötchen und Salzstangen in den Händen wieder herauszukommen.
Ich bahne mir einen Weg in Richtung Küche, gefolgt von Lena. Elena steht vor dem Spülbecken und wäscht einen großen Stapel Teller ab.
»Was machst du denn da?« Ich lehne Gwen an einen der Küchenschränke und betrachte das reichhaltige Buffet. Auf einem langen Tisch befinden sich unzählige Köstlichkeiten. Brote, Salate, Würstchen, Hühnerschenkel, Käse, Gemüse, Obst, Kuchen, Muffins und Schüsseln voller Chips, Gummibärchen und Popcorn.
»Wow.« Ich bin milde beeindruckt. »Da hat sich unser Martin aber mächtig ins Zeug gelegt.« Ich schiebe mir eine Gurkenscheibe in den Mund und Lena kaut auf einem roten Gummibärchen herum.
»Das Essen hat
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