Chaosprinz Band 2
stehen und uns mit amüsiertem Blick beobachten.
»Häh?«, frage ich verwirrt.
»Na, wenn er dich schon anziehen muss, dann darf er dich doch wohl auch ausziehen, oder?«, feixt Tom und Lena lacht.
»Sehr witzig«, brumme ich mit roten Wangen. Alex verzieht keine Miene. Mit einem einzigen Handgriff holt er sein Mathebuch aus der Tasche und knallt es Tom sehr unsanft auf den Hinterkopf.
»Aua… Spinnst du?« Tom reibt sich den schmerzenden Schädel. »Das war echt übertrieben, Alex…«
»Sieh es als nachträgliche Rache für jeden dummen Kommentar, den ich dir einfach so habe durchgehen lassen.« Alex verstaut das Buch wieder in seiner Tasche und geht dann langsam in Richtung Schulgebäude.
»Dumme Kommentare?« Tom macht große Augen und schenkt uns seinen unschuldigsten Welpenblick. »Ich?«
Lena und ich müssen lachen. Mit schnellen Schritten holt Tom Alex ein und versucht, ihm immer wieder ein Bein zu stellen. Die beiden rangeln und schubsen sich freundschaftlich.
»Wie die kleinen Kinder«, ruft Lena feixend. Tom streckt ihr die Zunge raus. Ich beobachte Alex' Rücken, sein Gesicht, wenn er Tom ansieht, sein Lachen…
»Habt ihr miteinander geredet?«, fragt Lena mit gesenkter Stimme und hält mich ein bisschen am Arm fest, um mehr Abstand zwischen uns und den Jungs zu bekommen.
»Nein. Wieso?« Wir sind stehen geblieben.
»Ich weiß auch nicht…« Sie zuckt mit den Schultern. »Wie ihr eben miteinander umgegangen seid…«
»Wir können uns doch nicht die ganze Zeit anfeinden, oder?«, sage ich ernst.
»Ja, natürlich, aber man merkt eben, dass da noch mehr ist.«
Ich schüttle abweisend den Kopf und versuche eilig, zu den anderen beiden aufzuschließen. Lena hält mich am Ärmel meiner Jacke fest.
»Tobi, warte mal, bitte. Willst du nicht doch noch mal mit Alex reden?« Sie sieht mich ernst an.
»Warum sollte ich? Um mir den dritten, vierten Korb zu holen? Um mir zum hundertsten Mal sagen zu lassen, dass er mich nicht will?« Irgendwie fange ich gerade zu zittern an…
»Das ist Blödsinn, er will dich doch… Er liebt dich. Man muss kein Diplom-Psychologe sein, um seine Blicke deuten zu können.«
»Ich finde es schade, dass du keine Diplom-Psychologin bist, denn ich brauche bald eine, wenn ich weiter über diese ganze Scheiße nachdenke. Ich fürchte nämlich, demnächst den Verstand zu verlieren.« Ich bin ein bisschen lauter geworden und sehe Lena nun direkt an. Sie starrt zurück.
»Okay, und du denkst, die beste Therapie wäre es, mit irgendwelchen dahergelaufenen Typen auszugehen?«
»Erstens ist Kim kein dahergelaufener Typ, zweitens gehen wir nicht nur miteinander aus, sondern haben eine richtige Beziehung und drittens…«
»Ihr habt eine richtige Beziehung?« Lena lacht kurz auf. »Nach einer Woche? Nach zwei Dates?« Sie schüttelt ernst den Kopf.
Ich schnaube wütend. Wieso denkt eigentlich jeder, er oder sie müsste über mein Liebesleben urteilen? Gottverdammte Scheiße, das ist ja wohl meine Sache, oder?
»Ja, Kim und ich haben eine Beziehung… Und wir haben Sex«, fauche ich schließlich aufgebracht.
»Ihr… ihr habt miteinander geschlafen?« Mit großen Augen starrt sie mich an.
»Ja.«
»Weiß Alex schon davon?«
»Natürlich, das war das Erste, was ich nach meinem Orgasmus getan habe. Ich habe ihn angerufen und ihm alles erzählt: Stellung, Größe, Dauer…«
»Tobi, du Idiot, du machst alles kaputt.« Lena verschränkt die Arme vor der Brust und sieht irgendwie verzweifelt aus.
»Ich mache alles kaputt?«, frage ich atemlos.
»Ja.« Ich weiß nicht, was ich darauf erwidern soll. Schnaubend schüttle ich den Kopf. Lena sieht mich immer noch ernst an. »Ihr gehört zusammen«, sagt sie leise.
Ich kann mir ein kurzes, freudloses Lachen nicht verkneifen.
»Ich weiß, dass du an Märchen, dass du an die einzig wahre Liebe glaubst.« In ihren Augen leuchtet es hell. »Alex ist dein Rhett Butler, dein Mr. Darcy, dein…«
»Hm, Mr. Darcy ist sogar ziemlich passend, ich meine, die eiskalte, emotionslose, britische Art…«
»… er ist dein Mr. Big.« Sie strahlt begeistert.
»Tja, es kommt aber nicht immer nur auf die Größe an…« Ich verschränke abweisend die Arme vor der Brust. »Lena, ich lebe nicht in New York, ich bin keine Frau Ende dreißig, ich lese keine Cosmopolitan und trage keine Manoloblablas …«
» Manolo Blahniks! «, zischt sie empört.
»Wie dem auch sei, vergleiche mich bitte nicht mit den Darstellern überdrehter, amerikanischer
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