Chaosprinz Band 2
TV-Serien.« Wütend will ich mich zum Gehen wenden.
»Aber…« Sie stellt sich mir in den Weg.
»Lena, lass mich in Ruhe. Mein Leben ist keine Dailysoap, ansonsten hätte ich den Drehbuchschreiber schon längst angezeigt. Und zwischen Alex und mir wird es auch kein Happy End geben. Ich habe mich für Kim entschieden, für eine reale Zukunft, und du musst das einsehen. Oder vielleicht schaffst du dir selbst mal ein Liebesleben an, dann kannst du dich damit beschäftigen.«
Sie starrt mich an. Ich war zu hart… zu gemein… viel zu gemein…
»Lena…«
Sie dreht sich um und eilt schnell auf das Schulgebäude zu. Der Ausdruck in ihren Augen… Ich schlucke. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Du bist so ein Arschloch, Tobi!
Ich verfluche mich selbst und versuche, Lena noch einzuholen, doch zu spät, sie ist bereits im Inneren des Gebäudes verschwunden. Jetzt erst fällt mir auf, wie ruhig der Schulhof und die Eingangshalle sind. Mist, der Unterricht hat schon begonnen. Ich habe in der ersten Stunde Mathe. Dacher. Ich fange an, zu rennen. Die Gänge sind menschenleer, als ich durch das Gebäude haste und vollkommen außer Atem vor meiner Klassenzimmertür zum Stehen komme.
Ob Lena auch direkt zum Unterricht gegangen ist? Nein, dann hätte ich sie ja eingeholt… Ich klopfe kurz an die Tür und trete ein. Im Inneren des Raumes herrscht die übliche Todesstille. Alle Köpfe drehen sich zu mir, bleiben an meiner keuchenden Gestalt hängen. Ich senke beschämt den Blick.
»Herr Ullmann.« Dachers unfreundliche Stimme dringt an mein Ohr.
»Es… es tut mir sehr leid, dass ich zu spät bin«, sage ich leise und mit heiserer Stimme.
»Kein Problem, ich weiß doch, Sie haben einfach wichtigere Dinge zu tun, als sich auf den Matheunterricht zu konzentrieren, nicht wahr? Sieht man ja ganz deutlich an dem Ergebnis Ihrer Klausur.« Er fischt einen karierten Bogen Papier aus einem Stapel und hält ihn für alle gut sichtbar in die Höhe. Er leuchtet rot. So viel falsch… Ich schiebe mich mit gesenktem Kopf an Dacher vorbei und will mich auf meinen Platz setzen.
»Einen Moment noch, Herr Ullmann. Eigentlich wollte ich die korrigierten Klausuren erst am Ende der Stunde zurückgeben, doch wo wir schon mal dabei sind.« Er drückt mir meine Arbeit in die Hand. »Damit ich Sie nachher nicht weiter damit belästigen muss, wenn Sie wieder träumend aus dem Fenster starren.«
Ich sage nichts. Schnell eile ich auf meinen Platz zu. Lena ist natürlich nicht da. Seufzend lasse ich mich auf den Stuhl sinken und rutsche gleich bis zur Brust unter den Tisch. Am liebsten würde ich ganz verschwinden. Ich bin mir der Blicke aus der Klasse immer noch bewusst. Dacher verteilt nun auch die anderen Klausuren und spart nicht mit bösen Kommentaren.
»Hey?«, zischt es plötzlich rechts neben mir. Ich blinzle schüchtern zu Alex rüber. »So schlimm?«, fragt er ernst. Ich nicke und drehe den Kopf wieder nach vorne.
»Was hat er?« Kann ich Tom viel zu laut tuscheln hören. Alex antwortet ihm nicht.
»Alex?« Anja hat sich nach hinten gedreht und versucht die Aufmerksamkeit ihres Freundes zu erlangen. »Und?« Er zeigt ihr wohl eine Punktzahl, ich schaue nicht hin. Sie lächelt.
»Sehr gut, ich auch.« Dann lacht sie leise. Melli beschwert sich derweilen lautstark über die fiesen Fragestellungen und lässt sich von ihrer Freundin den richtigen Lösungsweg erklären.
»Ich kapiere das nie«, mault sie ungeduldig, dann fällt ihr Blick über die Schulter und auf mich.
»Wo ist denn eigentlich Lena, Tobi?«
»Äh… Sie… Also, ihr war schlecht«, stammle ich unsicher und bekomme rote Wangen.
»Aha.« Melli macht ein wissendes Gesicht. »Stress?«
»Nein, kein Stress«, antworte ich ungeduldig.
»Wie viele Punkte hast du eigentlich in der Klausur bekommen?«, fragt nun Anja. Ihre Stimme klingt höflich und kühl.
»Zu wenige…«, nuschle ich und sehe sie nicht an.
»Ach ja, warum…?«
»Keine Ahnung, vielleicht bin ich einfach zu dämlich, liegt wahrscheinlich an meiner schrecklichen Frisur, unter den langen Haaren kann mein Hirn nicht richtig atmen.« Ich hebe den Blick und sehe ihr fest in die Augen. Sie starrt zurück. Okay, jetzt ist es amtlich: Ich habe eine Feindin!
»So, nun muss ich aber doch wieder um Ihre Aufmerksamkeit bitten, der Unterricht geht weiter. Wenn Sie allerdings meinen, auf Mathematik im Allgemeinen und gute Noten in diesem Fach im Besonderen verzichten zu können, dann bitte ich Sie, nun aus dem Fenster
Weitere Kostenlose Bücher