Chaosprinz Band 2
schließlich weißt du ja selbst, was du zu tun hast.« Er fixiert Alex mit einem kühlen Blick und einem falschen Lächeln. Alex entscheidet sich wieder fürs Schweigen und ich bekomme fast einen Anfall.
»Spinnst du?«, fahre ich Marc wütend an. »Hör auf, dich da einzumischen. Das regeln wir alleine.«
»Schön wär's«, schnaubt Marc. »Leider weiß ich nur allzu gut, dass du nicht in der Lage bist, dich durchzusetzen.« Er knallt eine Milchflasche auf den Küchentisch.
»Das ist nicht wahr«, widerspreche ich aufgebracht.
»Ach nein?«
»Nein!« Ich lasse mich wieder neben Alex fallen und verschränke die Arme vor der Brust, während Marc zwischen Kühlschrank und Tisch hin und her wuselt und dabei finster dreinblickt. Jens drückt immer noch auf seinem Handy herum und tut so, als wäre er nicht anwesend, und Alex starrt einfach nur schweigend Löcher in die Luft.
»Ich finde es unglaublich, dass du so dermaßen versessen darauf bist, ständig irgendwelche Ratschläge zu geben, und dabei selbst immer genau das Gegenteil tust«, murmle ich trotzig.
»Ich habe es dir schon ein paar Mal gesagt«, faucht Marc. »Hör auf, mein und dein Leben zu vergleichen. Ich bin zehn Jahre älter als du und ich habe bereits eine siebenjährige Beziehung hinter mir…«
»Richtig: hinter dir – das heißt, du hast es verbockt!«
Marc presst die Lippen aufeinander und dreht sich ruckartig dem Spülbecken zu, um wild mit Wasser spritzend einige Tassen abzuwaschen. Auch ich muss mich irgendwie beschäftigen, um mich wieder zu beruhigen. Und so fange ich an, Brote mit Butter zu beschmieren.
»Mach dir keine Gedanken«, flüstert Jens Alex zu. Seine Stimmlage ist natürlich so gewählt, dass Marc und ich ihn noch sehr deutlich verstehen können. »Das ist bei den beiden immer so.«
»Aha«, macht Alex.
»Ja, sie haben eine ziemlich komische Beziehung. Erst erzählen sie sich alles, dann belehren sie den jeweils anderen und geben ihm Tipps, die dieser nicht hören will, dann wird geschrien und Vorwürfe gemacht bis einer heult – meistens heulen beide – und am Ende liegen sie sich in den Armen, beteuern sich, wie sehr sie sich lieb haben und essen einen ganzen Schokoladenkuchen.«
Alex grinst und sieht mich an. »Stimmt das?«
»Nein«, blaffe ich und lege ihm ein Butterbrot auf den Teller. »Manchmal essen wir auch Pizza oder Eis…«
Jens und Alex lachen.
»Ich weiß nicht, was daran so witzig sein soll«, unterbricht sie Marc scharf und wedelt mit seinem Putzlappen in der Luft herum. »Ich versuche, Tobi nur davor zu bewahren, einen riesengroßen Fehler zu begehen und am Ende verletzt zu werden.« Sein Blick richtet sich auf Alex. »Hast du dazu was zu sagen?«, fragt er ihn direkt. Alex ist überrascht und erwidert Marcs Blick ohne Abneigung.
»Es gäbe einige Dinge, die ich zu diesem Thema sagen könnte, aber erstens wüsste ich nicht, was es dich angeht, und zweitens würde das viel zu lange dauern, um es innerhalb von ein paar Minuten zu erklären.«
Ich lege vier dicke Scheiben Salami auf ein gerade frisch mit Butter beschmiertes Brot und reiche es an Alex weiter.
»Marc, wir klären das unter uns…«, presse ich zwischen den Zähnen hervor und sehe ihn warnend an. Marc scheint jedoch nicht sehr beeindruckt zu sein.
»Wie willst du mich davon überzeugen, dass du es wirklich ernst mit ihm meinst?«
»Wie könnte ich das denn?«, stellt Alex eine Gegenfrage. »Ich kann dir viel erzählen, ich kann auf Gott schwören oder ich könnte mir seinen Namen auf die Schulter tätowieren lassen. Das alles wären Beweise – aber in mich hineinschauen kannst du nicht, von daher wirst du nie wissen, was ich genau fühle.«
Marc sagt erst mal nichts.
»Wow, du hast ihn zum Schweigen gebracht«, staunt Jens grinsend. »Ich bin beeindruckt.«
Marc haut ihm mit dem Lappen auf den Hinterkopf und schnaubt. »Halt die Klappe, Jens. Geh lieber mal und zieh dir was an.«
Jens schenkt ihm einen funkelnden Blick. »Reg dich nicht auf, Schatz… und außerdem habe ich doch schon was an.« Er deutet auf seine Boxershorts. »Schick, oder?«
Alex nickt höflich und ich verdrehe nur die Augen und lege ein Käsebrot auf Alex' Teller.
»Du hast recht«, meint Marc schließlich an Alex gewandt. »Ich kann nicht in dich hineinschauen. Doch ich bin ein wahnsinnig oberflächlicher Mensch und von daher anfällig für die rein offensichtlichen Liebesbekundungen. Also, was kannst du mir anbieten?« Er sieht Alex herausfordernd
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