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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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ich darauf überhaupt keinen Einfluss. Es bleibt mir gar nichts anders übrig, ich muss um dich kämpfen. Und das werde ich auch tun, verlass dich darauf. Da kannst du noch so stur und verletzend sein. Je selbstkritischer du bist und je weniger du von dir selbst hältst, umso lauter werde ich in die Welt hinausposaunen, was für ein wunderbarer Mensch du bist.«
    Marcs Augen funkeln. Er dreht sich eilig um, macht auf dem Absatz kehrt und verlässt den Raum. Manu seufzt.
    »Was habe ich nun schon wieder falsch gemacht?«, fragt er leise.
    »Nichts«, meine ich traurig.
    Wir sitzen noch einige Minuten lang schweigend in der Küche. Die Zuckerpyramide ist mittlerweile zu einem beachtlichen Bauwerk herangewachsen und mein Tee nur noch lauwarm.
    »Soll ich dich nach Hause fahren?« Manu erhebt sich stöhnend. Dieses unerwartete Angebot überrascht mich. Ich sehe ihn an, mustere sein ernstes Gesicht.
    »Und Marc?«
    »Ich kann jetzt sowieso nicht mehr mit ihm reden«, meint er leise. »Wenn er nicht will, dann will er nicht. Da kann keiner etwas daran ändern.«
    Ich folge ihm aus der Küche. Manu bleibt vor der Schlafzimmertür stehen und klopft einmal vorsichtig gegen das weißgetünchte Holz.
    »Ich fahre Tobi nach Hause«, ruft er.
    »Hm…«, lautet die dumpfe Antwort.
    »Ich rufe dich wieder an.«
    »Hm…«
    »Mach's gut, Marc«, sage ich zum Abschied. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn so alleine zurücklasse. Es geht ihm schlecht, das weiß ich. Doch Manu hat schon recht.
    Die Autofahrt vergeht wie im Flug. Sowohl Manu als auch ich werden von finsteren Gedanken gequält, die unsere gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Draußen ist es schon dunkel. Der erste Frost kündigt sich an. Es ist unangenehm kühl.
    »Glaubst du daran, dass ihr es schaffen werdet?«, frage ich in die finstere Stille hinein.
    »Ja«, antwortet Manu sofort.
    »Warum?« Ich versuche, neutral zu klingen, habe aber das Gefühl, dass man mir meine Zweifel viel zu sehr anmerkt.
    »Ich weiß es eben«, meint Manu sanft. »Außerdem darf ich einfach nicht an unserer Beziehung zweifeln. Wenn ich auch nur eine Sekunde lang daran denke, dass wir es vielleicht nicht schaffen könnten, werde ich wahnsinnig.«
    Seine Stimme klingt sehr ernst. Er meint es wirklich so. Ich kann ihn gut verstehen.
    Der Wagen biegt ab und fährt langsam in unsere Straße. Vor der breiten Einfahrt kommt er zum Stehen.
    »Es war nie leicht zwischen uns«, murmelt Manu schließlich. »Wir sind einfach ziemlich verschieden. Nicht nur in unseren Charakterzügen.«
    »Sondern?«
    »Unsere Lebenswege sind sehr unterschiedlich verlaufen.«
    »Marc hat mir schon erzählt, dass ihr früher keine Freunde wart«, berichte ich.
    »Er konnte mich nicht leiden«, meint Manu lächelnd. »Er hielt mich für einen Snob.«
    Seufzend lehnt er den Kopf an die Nackenstütze seines Sitzes und sieht mich durch die Dunkelheit hindurch an. »Wahrscheinlich war seine Ablehnung eine Art Selbstschutz, ich weiß es nicht. Ich hingegen fand ihn eigentlich schon immer sehr interessant. Er war so klug. Keiner begriff und kombinierte so schnell wie er. Sein sarkastischer Humor kam nicht bei allen gut an. Viele verstanden ihn nicht und das irritierte sie. Sie reagierten mit Gewalt und Ablehnung, weil sie nicht wussten, wie sie ihn einschätzen sollten.
    Wir wussten, dass er schwul war. Sie zogen ihn damit auf und ärgerten sich dann, weil es ihn nicht zu stören schien. Er stand immer über allen blöden Sprüchen und reagierte auf Häme und Spott nur mit Kälte und Zynismus. Ich bewunderte ihn sehr. In meinen Augen war er unheimlich mutig – und auch ein bisschen dumm.
    Manchmal habe ich so bei mir gedacht, es wäre besser, wenn er einfach mal klein bei geben würde. Doch das hat er nie getan, lieber hat er noch ein paar Schläge eingesteckt. Ich hatte mit alldem nicht viel zu tun. Ich gehörte nicht zu den Leuten, die ihn mobbten, habe aber auch niemals etwas unternommen, um ihm zu helfen – heute bin ich wenig stolz darauf.
    Ich hatte viele Freunde, eine süße, liebe Freundin, meinen Sport, ordentliche Noten in der Schule und eine fürsorgliche Familie. Es ging mir gut. So gut, dass ich in Marcs Augen nichts weiter als ein dämlicher, eindimensionaler Snob war.« Wieder legt sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen.
    Ich lausche seinen Erzählungen gespannt.
    »Hat er dir erzählt, wie wir zusammengekommen sind?«
    »Ja, er erwähnte diese Praktikumswoche, die er bei deinem Vater

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