Chaosprinz Band 2
besprechen… alleine!«
Manu ignoriert Marcs Einwurf und streicht mir zärtlich ein paar dicke Haarsträhnen aus der Stirn.
»Kann ich etwas für dich tun?«, will er wissen. Ich verneine stumm.
»Ich habe dir doch schon gesagt, wir haben alles im Griff«, zischt Marc aufgebracht und marschiert mit verschränkten Armen von der Küchentür zum Kühlschrank und wieder zurück. »Du kannst wieder gehen.«
Manu macht das Gegenteil, lässt mich vorsichtig los und setzt sich auf einen der bequemen Stühle.
»Vielleicht kann ich euch helfen?« Er sieht Marc ruhig an.
»Nein«, blafft der sofort.
»Marc, bitte, nun stell dich doch nicht so stur.«
»Ich bin nicht stur«, protestiert Marc wütend.
Manu muss grinsen und auch ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.
»Was?«, zischt Marc. Seine Wangen sind gerötet, die dunklen Augen glänzen.
»Nichts«, beschwichtigt Manu leise. »Setz dich doch, bitte, dann können wir uns unterhalten.«
»Ich will mich nicht unterhalten – nicht mit dir.«
Diese harte Aussage trifft Manu natürlich sehr. Sein betroffener, verletzter Blick richtet sich auf Marc. Dieser setzt seinen Marsch durch die Küche fort. Es scheint fast, als würde er sich nur bewegen, um vor den warmen, braunen Augen zu fliehen.
»Wieso hast du nicht mehr angerufen?«, fragt Manu leise. »Nach dem Treffen am Samstagnachmittag hast du dich nicht mehr gemeldet, dabei hattest du es mir versprochen.«
»Ich war beschäftigt«, zischt Marc ungeduldig.
Ja, mit Jens…
»Zu beschäftigt für einen kleinen Anruf?«
»Hör auf – oder besser: Fang erst gar nicht wieder damit an«, unterbricht ihn Marc hart. »Ich habe keine Lust auf dieses ewige Hin und Her. Du begreifst es ja doch nicht.«
Manu starrt ihn verwirrt und verzweifelt an. Er versteht ihn wirklich nicht. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen, ich kapiere ja auch nicht, was mit Marc los ist.
»Wieso erklärst du es mir nicht?«, fragt Manu bittend.
»Erstens kann ich es nicht, zweitens will ich es nicht und drittens: nicht vor dem Kind!«
Das Kind macht einen Schmollmund und kneift wütend die Augen zusammen. Manu streicht mir lächelnd durchs Haar.
»Vielleicht ist es gar kein Fehler, wenn Tobi dabei ist. Er kann mir erklären, was ich nicht verstehe.«
»Machst du dich über mich lustig?«, faucht Marc.
»Nein.« Manu schüttelt beschwichtigend den Kopf.
»Das Gefühl habe ich aber. Du belächelst meine Wut und nimmst meine Gefühle einfach nicht ernst.«
»Und du nimmst sie manchmal etwas zu ernst.« Manu sieht ihn ruhig an.
»Natürlich tue ich das«, blafft Marc entrüstet. »Sind ja auch schließlich meine Gefühle.«
Manu erwidert nichts. Er spielt mit den Zuckerwürfeln. Mit ruhiger Hand setzt er einen Würfel auf den anderen. Er baut eine kleine Pyramide. Ich schaue ihm dabei zu.
»Marc, ich habe mich ungefähr tausendmal für diesen riesigen Fehler, den ich damals gemacht habe, entschuldigt«, murmelt Manu leise. »Es tut mir unendlich leid, das weißt du.«
Kurz herrscht Schweigen. Die weiße Pyramide wächst um einen weiteren süßen Baustein.
»Ja, ich weiß«, gibt Marc mit rauer Stimme zu. »Und ich habe dir doch auch schon längst verziehen. Was ich jedoch nicht verzeihen kann, ist, dass es einen Grund für diese Geschichte gab… eine Ursache … Ich kann uns nicht verzeihen, dass wir es soweit haben kommen lassen.«
Wieder Stille. Ich rutsche unangenehm berührt auf meinem Stuhl hin und her. Am liebsten würde ich gehen. Manu sieht Marc ernst und prüfend an.
»Kannst du denn nicht verstehen, wie ich das meine?«, fragt Marc etwas verzweifelt.
»Doch.« Manu nickt. »Aber ich kann nicht verstehen, dass du nicht bereit bist, diese Ursachen zu bekämpfen… um uns zu kämpfen.«
Sie sehen sich an. Ohne ein Wort zu sagen und doch nicht stumm. In ihren Blicken schreit, fleht und verspricht es so laut, so eindringlich, so deutlich.
»Ich habe dir schon gesagt, dass ich keine Kraft mehr habe«, haucht Marc. »Ich bin kein einfacher Mensch, das ist mir klar. Und ich weiß, ich kann dich nicht glücklich machen.« Seine Hände zittern ein bisschen und sein Brustkorb hebt und senkt sich sehr schwer.
Manu betrachtet ihn eine Weile. Die warmen Augen können nicht verheimlichen, wie sehr er sich wünscht, jetzt aufzustehen und seinen Marc fest in den Arm zu nehmen.
»Ja.« Er lächelt. »Du bist wirklich sehr kompliziert. Und manchmal denke ich, es wäre einfacher, dich nicht so wahnsinnig zu lieben, aber leider habe
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