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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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Papiere neu. Da ist das Aufgabenblatt. Zehn Fragestellungen und keine Lösungen. Ich versuche, mich zu konzentrieren, lese mir erneut eine der Aufgaben durch. Formeln schwirren mir im Kopf herum. Ich kann nichts mit ihnen anfangen.
    Lena neben mir tippt auf ihrem Taschenrechner herum und schreibt dann eifrig ein paar Zahlen auf ihr Blatt. Ich riskiere keinen Blick in ihre Richtung. Dacher ist sehr, sehr aufmerksam und es würde ihm eine helle Freude sein, mich vor der gesamten Klasse beim Schummeln zu erwischen. Die null Punkte wären mir sicher. Nun, das sind sie auch so…
    Gestern haben Alex und ich noch zusammen gelernt. Zumindest hatten wir das vor. Aber wir wurden ständig unterbrochen.
    Anja rief gleich mehrmals an.
    Sie ist die Jahrgangsbeste und aus diesem Grund nahm ich ihr die schulischen Fragen auch nicht ab. Ihre verzweifelten Versuche Kontakt mit Alex aufzunehmen, drückten die Stimmung sehr.
    Nun hätten wir eigentlich wieder ein bisschen Zeit für unsere mathematischen Studien gehabt, wenn wir nicht von unseren Müttern gestört worden wären. Die beiden sind vorbeigekommen und erzählten, sie würden am Abend zu einer Kunstausstellung fahren. Ein junger, sehr erfolgreicher Bildhauer, der besonders für seine aus Stein geformten Phallussymbole berühmt sei. Bettina wurde unter dem entsetzten Blick ihres Sohnes rot und meinte schnell, sie würde sich nur für seine kleinen Katzenstatuen interessieren.
    Ma und Bettina verzogen sich rasch wieder und wir widmeten uns der Mathematik. Zumindest theoretisch. In Wahrheit haben wir rumgeknutscht. Mitten auf dem Fußboden. Seine Zunge in meinem Mund und seine Hände unter meinem Pulli waren sehr anregend für meinen Körper, weniger aber für meinen Geist. Anstatt brav irgendwelche Formeln aufzusagen, wiederholte ich immer wieder stöhnend seinen Namen.
    Ich kann Dacher nichts über Sinus- und Cosinus-Kurven erzählen, die Kurve meiner Erregung könnte ich ihm aber in allen nur erdenklichen Farben und Formen schildern. Leider – oder Gott sei Dank – interessiert sich Dacher nicht für den Geruch von Alex' Haut, den Geschmack seiner Lippen oder das Gewicht seines Körpers.
    Ich bin mir sicher, es würde den armen, alten Mann sehr irritieren, wenn ich ihm einen detaillierten Bericht über zwei sich vor Lust über den Fußboden rollende Jungen anstelle der Mathelösungen abgeben würde. Doch leider ist genau das alles, an was ich im Moment denken kann.
    Wir hätten beide gerne miteinander geschlafen, hatten aber keine Gelegenheit dazu. Maria forderte Aufmerksamkeit. Sie hatte schreckliche Laune. Jammernd beklagte sie ihr Leid. Keiner, aber auch gar keiner würde sie verstehen.
    Ich verbrachte den restlichen Abend mit ihr und Elena in meinem Zimmer. Wir schauten DVDs und redeten über Jungs. Das heißt, Maria redete, Elena und ich schwiegen und nickten hin und wieder. Ich dachte die ganze Zeit an Alex und an all die schönen Dinge, die wir nun hätten tun können.
    Sehr unbefriedigt lag ich die halbe Nacht wach und wurde auf der einen Seite von dem Verlangen, hinunter in sein Bett zu schleichen, und auf der anderen Seite von der Angst vor der morgigen Mathearbeit gequält. Ich bin nicht auf die Klausur vorbereitet und das kann ich mir absolut nicht leisten.
    »Noch fünf Minuten«, brüllt Dacher durch den Raum. »Und denken Sie daran, wer dann noch schreibt, bekommt gleich zwei Punkte Abzug.«
    Er hat seinen Platz verlassen und pirscht mit langen Schritten durch die Reihen. Das Kratzen der Füller wird hektischer. Das Tippen der Taschenrechner schneller. Und hin und wieder kann man jemanden stöhnen hören. Mit zitternden Händen lege ich meine Blätter auf einen ordentlichen Stapel. Das war's. Goodbye, schönes Abi.
    »Abgeben!«, dröhnt Dachers Stimme und ein allgemeines Geraschel, Geächze und Stühlerücken beginnt.
    Die Klausuren werden von hinten nach vorne durch die Bänke gereicht. Lena legte meine und ihre Arbeit auf den Stapel und gibt ihn an Melli weiter. Keiner achtet auf Dacher und seine leidenschaftliche Rede, in der er immer und immer wieder den Stellenwert dieser Prüfung betont und hervorhebt. Tratschend und sich laut beschwerend vergleichen meine Mitschüler ihre Ergebnisse. Nur ich sitze stumm auf meinem Stuhl und lasse den Kopf auf die Tischplatte sinken.
    »So mies?«, fragt Lena teilnahmsvoll. Ich bin zu erledigt, um zu nicken, und kann nicht einmal mehr zustimmend grunzen.
    »Mach dir nichts draus, Tobi«, meint sie leise. »Ich konnte

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