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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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oder?«
    »Im Moment fühle ich mich eher wie der größte Verlierer«, nuschle ich mit belegter Stimme.
    »Bist du enttäuscht worden?«
    »Ja, von mir selbst.«
    »Tobi.« Marc greift nach meiner linken Hand und zwingt mich dazu, sie endlich mal still zu halten. »Sei nicht so hart zu dir selbst.«
    »Ich bin dumm und schlecht…«, raune ich unsicher. »Ich habe all die Jahre nur das Schlechteste über meinen Vater gedacht.«
    »Du hattest ja auch reichlich Grund dazu«, unterbricht er mich.
    »Ja, schon, aber ich habe ihm überhaupt keine Chance gelassen. Ich war nicht bereit, meine Meinung über ihn zu ändern…«
    »Er hat sich aber auch nicht sonderlich große Mühe gegeben, dich zu überzeugen.«
    »Das ist es ja«, schluchze ich. »Er hat es schon versucht – auf seine Art und Weise –, aber ich habe ihn immer missverstanden. Ich wollte ihn immer missverstehen!«
    Marc seufzt leise und sieht mich ernst an. »Du warst ein kleines Kind, das nicht verstanden hat, warum es verlassen worden ist. Es ist doch ganz natürlich, dass sich da ein bestimmtes Bild von deinem Vater gebildet hat. Du hast es aufrechterhalten, zum Selbstschutz. Und das Bad im Selbstmitleid kann zwischenzeitlich auch recht erholsam sein…«
    »Amen!«
    »Wenn du spotten kannst, dann geht es dir wohl schon wieder besser«, schnaubt Marc und lässt meine Hand los. Ich rutsche näher an ihn heran und schlinge beide Arme um seinen Hals.
    »Sorry, ich wollte mich nicht über dich lustig machen«, murmle ich reuevoll. »Und ja, danke, es geht mir tatsächlich ein bisschen besser.«
    Marc hat recht, ich war ein Kind, das man vor vollendete Tatsachen gestellt hatte und das nicht begreifen konnte, was um es herum geschah. Doch das war damals. Und heute?
    Ich bin kein Kind mehr. Hätte ich nicht in der Lage sein müssen, offener und freier auf Pa zuzugehen? Ich habe immer von einem Neuanfang gesprochen, von einer zweiten Chance, aber bin ich wirklich bereit gewesen, sie ihm zu geben? Habe ich in Wirklichkeit nicht nur da gesessen und darauf gewartet, dass er scheitert? Ich bin nichts weiter gewesen als ein wütendes, verletztes Kind.
    »Er ist kein besonders guter Vater«, flüstere ich und lehne meinen Kopf an Marcs Schulter. »Aber er will es sein. Er versucht es…«
    »Wir alle machen Fehler, Tobi. Besonders dann, wenn wir sie am dringendsten vermeiden möchten«, seufzt Marc.
    Wir beobachten die dampfenden Schwaden, die von der heißen Oberfläche des Tees tanzend emporsteigen.
    Die Türklingel unterbricht unsere vertraute Zweisamkeit.
    »Bin gleich wieder da.« Marc steht auf und ich nutze seine Abwesenheit und lasse drei kleine Zuckerwürfel in meinen Tee plumpsen. Ich trinke ihn am liebsten süß, aber Marc sieht das nicht gerne und hält mir dann immer Vorträge über Diabetes, Zuckerschock und Karies.
    Ich kann dumpfe Stimmen hören, die sich leise im Flur unterhalten. Zwar verstehe ich nicht den Inhalt der Worte, doch kann ich den Klang der Stimmen sehr wohl deuten. Marc ist unruhig, ja fast nervös und die andere Person… jetzt erkenne ich Manu. Aufgeregt springe ich auf und gehe zur Küchentür.
    »… ich habe gesagt, dass ich jetzt keine Zeit habe…«, meint Marc leise und ungeduldig.
    »Du hast nie Zeit, wenn ich mit dir reden möchte«, erwidert Manu auffällig ruhig.
    »Tobi ist da. Er hat Ärger mit seinem Vater, er braucht mich jetzt.« Marc scheint sich über seine eigene Ausrede und vor allem ihren Wahrheitsgehalt sehr zu freuen.
    »Tobi ist da?«
    »Ja, er sitzt in der Küche und heult ganz fürchterlich. Ich kann ihn keine Sekunde allein lassen. Darum muss ich dich jetzt auch bitten, zu gehen… Hey, was soll das? Wo willst du hin?«
    Hastig verlasse ich meinen Lauschposten und eile zurück zum Küchentisch. Die Tür öffnet sich und Manu steht im Raum.
    »Hallo, Kleiner«, begrüßt mich Manu sanft.
    »Hallo.« Ich lasse mich von ihm in den Arm nehmen. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber er ist einer dieser Menschen, die in der Lage sind, mit ihrer bloßen Anwesenheit alle negativen Gefühle in die Flucht zu schlagen. Seine warmen, braunen Augen betrachten mich voller Zuneigung und seine starken Arme legen sich schützend um meinen Körper.
    »Was ist denn passiert, Kleiner? Hast du Ärger zu Hause?« Er klingt besorgt.
    Ich zucke kurz mit den Schultern und lehne den Kopf an seine breite Brust.
    »Ja, hat er«, ruft Marc dazwischen. »Es geht ihm sehr schlecht. Aber wir sind gerade dabei, die ganze Sache zu

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