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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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Griff.
    Und Pa? Ist er gegangen? Oder sitzt er in seinem Arbeitszimmer und hofft, dass Bettina bald mit ihm redet? Ich könnte nachschauen gehen, doch dafür müsste ich mich bewegen. Einen Schritt vor den anderen setzen. Den Bleifuß anheben, vorschieben, absetzen und den anderen hinterher ziehen. Dann geht die ganze Prozedur wieder von vorne los… Viel zu anstrengend. Da bleibe ich lieber hier stehen. Und warte.
    Ein Schlüssel wird in das Schloss der Haustür geschoben. Ein metallenes Geräusch erklingt. Die Tür wird geöffnet. Nervös drehe ich mich um. Pa steht vor mir. Er sieht mich an. Mein Herz rast.
    »Was machst du hier?«, fragt er mich sehr leise.
    »Ich warte«, flüstere ich.
    »Worauf?«
    »Ich weiß nicht… vielleicht auf dich.«
    Er antwortet nicht. Sein dunkles Haar ist zerzaust, das weiße Hemd zerknittert und die sonst so glänzenden, schwarzen Lederschuhe sind vollkommen verdreckt und zerkratzt.
    »Wo bist du gewesen?«, hauche ich mit dünner Stimme.
    Er schaut zu Boden, fixiert die hellen Muster der Marmorfliesen mit seinen geröteten Augen.
    »Ich war spazieren«, sagt er schließlich.
    »Aha.« Ich würde ihn gerne umarmen, ihm Mut und Trost zusprechen, gemeinsam mit ihm Lösungen finden und was tue ich? Ich stehe da und sage: Aha.
    »Du weißt, was passiert ist?« Eine rhetorische Frage. Er traut sich nicht, mich dabei anzusehen.
    »Bettina hat von der Sache mit Jasmin erfahren…« Ich nicke traurig mit dem Kopf.
    »Ja.« Er starrt immer noch zu Boden.
    »Und dann…?« Unsicher mustere ich sein ernstes Gesicht.
    »Sie ist sofort… Sie hat angefangen zu weinen«, murmelt er mit rauer Stimme. »Sie wollte nicht mit mir reden und ich konnte nicht hier herumsitzen, darum… ich musste einfach raus.«
    Ich nicke. Er sieht es nicht.
    »Ist sie immer noch oben?«, fragt er leise.
    »Ja.«
    »Mit Anna?«
    »Und Alex…«
    »Alex weiß es auch schon?« Er seufzt gequält.
    Ich nicke wieder. In meinem Hals sitzt ein harter Kloß. Ein Steinbrocken, der mir die Luft abdrückt und unheimliche Schmerzen verursacht. Alex weiß es. Alles.
    Über uns sind Schritte zu hören. Jemand geht den langen Flur entlang. Stimmen kommen näher und ich erkenne Ma. Sie gibt Anweisungen. Ich höre die Worte Schlafanzüge und Hausaufgaben …
    Plötzlich kommt Leben in Pa. Er geht auf die Treppe zu und beeilt sich, die einzelnen Stufen zu erklimmen. Alle meine Instinkte schreien wild durcheinander, fordern mich auf, endlich zu reagieren.
    Beweg dich! Folge ihm! Verhindere einen neuen Streit! Tu endlich etwas!
    Mit zitternden Knien setze ich mich in Bewegung. Mir ist so schwindelig, dass ich Angst habe, rückwärts die Treppe hinunterzufallen. Pa eilt den Flur entlang. Heftig atmend bleibt er vor der elterlichen Schlafzimmertür stehen. Sekundenlang starrt er das weiße Holz an, dann hebt er die Hand, ballt sie zu einer Faust und… zögert.
    Er traut sich nicht. Traut sich nicht, zu klopfen. Langsam gehe ich zu ihm. Ich weiß wieder nicht, was ich sagen soll. Er holt tief Luft und schließt kurz die Augen. Dann klopft er an die Tür. Zweimal. Kurz und vorsichtig. Wir halten beide den Atem an und warten.
    Keine Reaktion. Zumindest nicht die erhoffte. Die Nachbartür öffnet sich. Sie führt zum Kinderschlafzimmer der Zwillinge. Mas Kopf erscheint im Türrahmen. Sie sieht uns an und schnaubt abfällig.
    »Hab ich's doch gewusst…« Ihr Kopf verschwindet wieder, die Tür bleibt geöffnet. Eine stumme Einladung – oder ein stummer Befehl.
    Unsicher treten Pa und ich ein. Die beiden niedlichen Kinderbetten sind ordentlich gemacht, in den Ecken sitzen die zahlreichen Kuscheltiere der Kleinen und an den Wänden hängen große, kitschige Bilder von Tierbabys.
    Von den Zwillingen fehlt jede Spur. Nur Ma ist da. Sie steht vor dem hellblauen Kleiderschrank und wühlt darin herum.
    »Tobilein, gut, dass du da bist«, meint sie ruhig an mich gewandt. »Geh hoch in dein Zimmer und pack ein paar Sachen zusammen.« Mein Herzschlag beschleunigt sich.
    »Was? Warum?«, frage ich mit heiserer Stimme.
    »Wir gehen!«
    »Wir?« Panik. Überall. In meinem Kopf, meiner Brust und meinem Magen.
    »Ja, wir. Wir alle.«
    »Bettina… sie will ausziehen?«, krächzt Pa ungläubig.
    »Nicht doch.« Ma schüttelt entrüstet den Kopf. »Sie zieht nirgendwo hin. Du bist es, der das Haus verlassen wird.« Sie sieht ihn kurz an und legt dann einen blauen und einen rosafarbenen Schlafanzug in einen kleinen Koffer.
    »Wir gehen nur vorläufig. Bis du

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