Chaosprinz Band 2
weg bist. Wir verbringen die Nacht bei den Krauses.«
»Bei Tom?«, frage ich leise.
»Ja.« Ma nickt. »Alex hat das geregelt.«
»Aber«, stammelt Pa. »Das geht doch nicht…«
»Geht nicht? Was geht nicht?«, fragt Ma bissig.
»Sie… Wo soll ich denn hin?« Pa ist verzweifelt.
»Keine Ahnung«, meint Ma locker und zuckt mit den Schultern. »Ist uns, um ehrlich zu sein, auch egal.« Sie stopft kleine Sockenpaare in den Koffer. »Hast du nicht noch rein zufällig eine andere Affäre, bei der du vorübergehend unterkommen könntest?« Sie lächelt.
»Das ist nicht witzig!«, zischt Pa wütend.
»Ach nein?«, spottet sie. »Und ich dachte, du hättest dich in den letzten Monaten ganz wunderbar amüsiert.«
»Du hast doch keine Ahnung, Anna.« Pa rauft sich die Haare.
»Nein, das stimmt, die habe ich wirklich nicht. Ich habe nämlich noch nie einen meiner Partner betrogen.«
»Es ist nicht so einfach, wie du denkst«, stöhnt er verzweifelt.
»Och, was willst du denn damit sagen, du Armer? Wurdest du zu all dem gezwungen? Hat dich Jasmin betäubt und mit Handschellen ans Bett gefesselt?«
»Natürlich nicht…«
»Ging es um Leben und Tod? Bestimmt! Ich kann dich nur bewundern, du Held.«
Er ballt die Hände zu Fäusten und schließt schwer atmend die Augen. Wahrscheinlich versucht er, sich gerade in Erinnerung zu rufen, dass es nicht sehr gentlemanlike ist, eine Frau zu schlagen…
Und Ma ist noch nicht fertig. »Oder seid ihr am Ende beide unschuldig und der Fehler liegt bei Bettina?« Triumphierend klatscht sie in die Hände. »Ja, so wird es gewesen sein. Bettina ist an allem Schuld! Sie hat dich in die Arme dieser Schlampe getrieben, sie hat eure Ehe gegen die Wand gefahren und sie ist es, die vor dir kniend um Verzeihung bitten muss.«
»Hör auf damit!«, schreit Pa. Keuchend stehen sie einander gegenüber und starren sich hasserfüllt an.
»Ich streite nichts ab! Ich bin schuld! Ich habe Scheiße gebaut!«, murmelt er mit rauer Stimme. »Aber es gab Gründe…«
»Gründe?«, faucht Ma. »Für diese Tat gibt es keine Entschuldigungen.«
»Nein, nicht Entschuldigungen… Gründe…« Er seufzt.
»Bettina will diese Gründe nicht hören.« Mit einem lauten Knall schließt Ma den Koffer.
»Und das entscheidest du so einfach?«, fragt Pa gereizt.
»Nein, das hat sie ganz alleine beschlossen.«
»Aber, sie muss mit mir reden…«
»Sie muss ?« Ma stemmt beide Hände in die Hüften. »Was bildest du dir eigentlich ein? Du demütigst und verletzt sie und bist dann auch noch so dreist und befiehlst ihr, was sie zu tun und zu lassen hat?«
Stöhnend legt sich Pa beide Hände auf die Augen. »So war das nicht gemeint, das weißt du«, murmelt er undeutlich.
»Ich weiß nur, dass du es total versaut hast – mal wieder.«
»Mal wieder?« Er sieht sie ungläubig an. »Du kannst die Situation damals doch nicht mit der heute vergleichen.«
»Nein?«
»Nein«, meint er ernst. »Ich habe dich verlassen, weil ich es einfach nicht mehr mit dir ausgehalten habe.«
Wie eine Ohrfeige. Ein einfacher Satz, schmerzhaft und knallend wie ein Schlag ins Gesicht.
Ma zuckt kurz zusammen. Und ich auch… Das hat wehgetan. Betroffen senke ich den Blick. Meine Augen fühlen sich unangenehm heiß an. Er hat es nicht mehr mit uns ausgehalten…
»Es tut mir leid«, zischt Ma. »Es tut mir leid, dass ich nicht das perfekte Vorzeigeweibchen war. Ich weiß, du wolltest immer eine große Karriere, ein großes Haus, ein großes Auto und eine große Familie. Mit einer hübschen, eleganten Frau und klugen, braven Kindern. Konservativ, kapitalistisch und angepasst. Und weißt du was: Ich gratuliere dir. Du hast all das bekommen, was du immer wolltest.« Langsam macht sie einen Schritt auf ihn zu. »Und was tut Joachim Ziegler, als er nun endlich das besitzt, was er sich so sehnlich gewünscht hat? Er macht's kaputt.«
Nun ist Pa der Getroffene. Seine Augen glänzen dunkel.
»Du hast bestimmt schon lange auf diesen Moment gewartet«, murmelt er leise. »Du freust dich, weil mein Leben in die Brüche geht…«
»Natürlich«, spottet Ma. »Ich bin außer mir vor Freude. Bettina wird das Herz gebrochen und die Kinder müssen mit ansehen, wie sich ihre Eltern trennen. Wunderbar. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Mein Lebenstraum ist in Erfüllung gegangen. Ich schmeiß gleich eine Party. Juhu!«
Pa ignoriert ihren Zynismus. »Du warst doch immer eifersüchtig auf mich«, blafft er wütend. »Ich habe wieder
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