Chaosprinz Band 2
paar Nachteile: Die dritten Zähne stören beim Küssen und ohne Viagra…«
»Tobias!« Marc sieht mich böse an.
»Was denn, Schatz?«, rufe ich laut über den Tisch hinweg. »Noch so ein Nachteil, man muss immer extra laut sprechen, weil er schon so schlecht hört.«
Uwe und Janosch lachen. Marc findet es scheinbar nicht sehr lustig, dass er momentan der Mittelpunkt unserer Neckereien ist. Zwischen seinen dunklen Augenbrauen hat sich schon wieder die kleine Zornesfalte gebildet. Kühl und stolz verschränkt er die Arme vor der Brust und mustert mich beleidigt. Aber wenigstens ist er jetzt wieder der Alte. Seine anfängliche Nervosität und seine Unruhe sind verflogen.
»Idioten«, zischt er.
Seufzend umrundet Janosch den Tisch und legt von hinten beide Arme um Marcs Hals. Er lehnt sich an seinen Rücken, beugt sich über seine Schulter und küsst seine Wange. Diese liebevolle Begrüßung stimmt Marc milde. Janosch setzt sich neben Marc und strahlt ihn an.
»Ach, es ist so schön, endlich mal wieder beisammen zu sitzen… wie früher… fast…« Das Lächeln verschwindet von seinen Lippen und aus seinen Augen. Er senkt betroffen den Blick. »Jens und Manu fehlen«, meint er schließlich.
Die Stimmung in der kleinen, gemütlichen Küche kühlt deutlich ab. Marcs Körper verspannt sich. Er starrt seine Kaffeetasse an. Ein dicker, fetter, gelber Smiley strahlt ihn von dem blauen Porzellan aus an.
»Warum musstest du was mit Jens anfangen, Marc?« Janoschs Frage lässt uns alle zusammenzucken.
»Janosch!«, zischt Uwe leise und wirft seinem Freund einen Halt-bloß-die-Klappe -Blick zu.
»Was denn?« Janosch zuckt unschuldig mit den Schultern.
Marc kann die Augen nicht von dem übertrieben grinsenden Smiley nehmen. Er tut mir sehr leid. Eilig stehe ich auf und gehe um den Tisch herum. Ich schiebe Marc grob zur Seite und quetsche mich zu ihm auf den Stuhl. Natürlich ist dieser klapprige Holzstuhl nicht für zwei Personen gemacht, doch das ist mir egal. Auch Marcs halbherzige Protestversuche ignoriere ich. Schützend lege ich die Arme um seinen Hals und schmiege mich an ihn.
»Er hat doch nicht gewollt, dass jemand verletzt wird«, verteidige ich ihn.
Uwe lächelt mich an. »Das wissen wir, Tobi, aber…«
»Es tut ihm auch sehr leid, nicht wahr, Marc?«
Marc nickt schwach und lässt es zu, dass ich meinen Kopf auf seine Schulter lege.
»Auch das ist uns klar«, unterbricht mich Janosch ernst. »Trotzdem war es ein riesiger Fehler. Und das weißt du auch, Marc. Du hast nicht nur deine Beziehung zu Manu aufs Spiel gesetzt, sondern auch deine Freundschaft mit Jens… Und was vielleicht sogar noch schlimmer ist: unserer aller Freundschaft.«
»Unsere Clique wird nie wieder so sein, wie sie mal war«, murmelt Uwe leise. »Findet ihr nicht auch, dass Jens und Manu sehr fehlen?«
»Doch«, gebe ich leise zu.
Marc sagt nichts. Ich kann die Anspannung seines Körpers spüren. Er versteift sich in meinem Arm.
»Und zu allem Überfluss ist Jens jetzt auch noch unglücklich verliebt«, meint Uwe und wirft Marc einen nervösen Blick zu. »Du musst doch gewusst haben, dass er dich sehr mag… schon immer gemocht hat…«
»Ich…«, stammelt Marc. Ihm fällt keine Erklärung, keine Entschuldigung ein, die seine Reue so intensiv und ehrlich beschreiben könnte, wie er sie empfindet.
»Er hat ihm von Anfang an klargemacht, dass sie niemals ein richtiges Paar werden«, verteidige ich Marc immer noch.
»Aber man kann Jens doch nicht vorwerfen, dass er sich trotzdem Hoffnungen gemacht hat, oder?« Janosch nippt an seinem Kaffee.
»Ist er wütend auf mich?«, fragt Marc kleinlaut.
»Nein.« Uwe schüttelt den Kopf. »Er ist dir nie böse, das weißt du doch.«
Marc scheint erleichtert zu sein, um im selben Augenblick von den neuen Gewissensbissen, die diese Aussage verursacht, belastet zu werden.
»Mach dir nicht zu viele Sorgen«, meint Janosch lächelnd. »Ich bin mir sicher, Jens und du, ihr schafft es Freunde zu bleiben. Aber was Manu betrifft…«
Die Wohnungstür. Ein Schlüssel dreht sich im Schloss. Die Tür wird aufgestoßen. Schritte sind im Flur zu hören. Manu ist da.
Wenn Marc vorher schon verspannt war, dann ist er jetzt zur Salzsäule erstarrt. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sein Herz überhaupt noch schlägt…
»Hallo?« Tief schallt seine Stimme aus dem Flur.
Wir halten alle vier die Luft an. Schnelle Blicke wandern hin und her. Ängstliche Blicke. Nervöse Blicke.
Uwe ist der Erste, der
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