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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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sich wieder fängt. »Hey, wir sind hier in der Küche. Wir haben Besuch…«
    Es dauert ein paar Sekunden – mir kommen sie wie Stunden vor –, ehe Manu im Türrahmen erscheint. Marcs Herz ist wieder zum Leben erwacht. Es hämmert so wild in seiner Brust, dass ich die Schläge durch seinen gesamten Körper vibrieren spüren kann.
    Manu sieht uns. Seine warmen, braunen Augen verlieren ihren freundlichen Glanz.
    »Oh…« Er starrt Marc an.
    Scheinbar ist der Regen stärker geworden. Manus Haar ist triefend nass. Es hängt ihm in dicken, braunen Strähnen ins Gesicht. In Kombination mit seinem Dreitagebart und dem alten, engen Rollkragenpullover sieht das einfach nur sexy aus.
    »Hast du heute nicht Notdienst?«, fragt Uwe behutsam.
    »Was?« Manus Stimme klingt erschreckend rau und brüchig. Uwe muss seine Frage wiederholen, bevor Manu sie versteht und auch beantworten kann.
    »Doch, aber ich habe spontan mit einem Kollegen getauscht.« Er kratzt sich nervös am Kopf. »Ich hatte heute einen richtig beschissenen Tag. Ich habe mir beim Kampf mit einer störrischen Katze einige Kratzer zugezogen.«
    »Du Armer«, meint Janosch mitfühlend.
    »Ach.« Manu winkt ab. »Ganz so dramatisch war es dann doch nicht. Nichts, was eine heiße Dusche nicht wieder hinbekommen würde.« Mit diesen Worten dreht er sich um und verlässt die Küche.
    Sofort fällt Marc innerlich in sich zusammen. Ich drücke ihn noch etwas fester an mich, ehe ich ihn loslasse und aufstehe.
    »Wo gehst du hin?«, fragt Marc etwas panisch.
    »Keine Sorge, ich komme gleich wieder. Du brauchst keine Angst zu haben. Und außerdem sind Janosch und Uwe ja auch noch da. Du bist also nicht allein.« Ich tätschle Marc über den Kopf.
    »Witzig«, zischt Marc leise. »Ich will nur nicht, dass du versuchst, meine Angelegenheiten für mich zu klären…« Er nickt mit dem Kopf zur Küchentür, in der eben noch Manu gestanden hat.
    »Keine Sorge«, sage ich ernst. »Ich werde nur meine eigenen Angelegenheiten klären.« Und mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe aus der Küche.
    Manu ist im Wohnzimmer der kleinen WG. Er hat dort die Couch bezogen. Ein Koffer neben dem provisorischen Bett ist sein Kleiderschrank und in eben diesem wühlt er gerade herum.
    »Hey«, sage ich unsicher und ärgere mich sehr, als meine Stimme unangenehm zu piepsen anfängt.
    Manu wirft einen schnellen Blick über die Schulter. »Hallo.«
    »Ich mag dein Zimmer«, sage ich und deute auf das riesige James-Dean-Poster, das über dem Fernseher hängt.
    »Ja, ich auch.« Er lächelt. Ein gequältes Lächeln. »Nur auf Dauer ist das nichts…«
    Bedrücktes Schweigen legt sich über uns. Ich habe mich immer so wohl und sicher bei Manu gefühlt. Wir haben über alles reden können, es hat kein Tabuthema gegeben. Manu hat mir zugehört, hat meine Meinung gelten lassen, egal, wie abwegig und dumm sie auch gewesen ist, und er hat mich immer beschützen wollen. Er ist mir ein guter Freund gewesen…
    Ich allerdings habe in dieser Rolle total versagt. Schwere Schuldgefühle und Reue legen sich wie Bleihände um mein Herz und drücken erbarmungslos zu. Es tut sehr weh.
    »Manu?« Ich mache einen großen Schritt auf ihn zu.
    Er hat sich den feuchten Pullover über den Kopf gezogen und schaut abwartend auf mich herab. Die Wunden auf seinen Armen sind gerötet und einige haben sogar etwas geblutet.
    »Manu, es tut mir sehr leid… ich…« Ich schäme mich für mein heiseres Stammeln.
    Er fragt nicht nach. Seine große, warme Hand streicht mir zärtlich über die Wange und auf seine Lippen schleicht sich ein trauriges Lächeln.
    »Ich weiß«, sagt er einfach nur.
    »Ich habe Marc von Anfang an gesagt, dass…«
    »Auch das weiß ich«, unterbricht mich Manu schnell. »Lass gut sein, Kleiner. Du bist ein guter Freund und als solcher konntest du deinen Freund ja schlecht verpfeifen.«
    Ich senke betroffen den Blick und lasse den Kopf hängen. Wieso hört sich diese Erklärung trotzdem so gemein und hinterhältig an…
    Manus Finger schieben sich unter mein Kinn und zwingen mich, den Blick wieder zu heben.
    »Ich habe dir doch gesagt, du brauchst dir nicht so viele Gedanken machen. Was passiert ist, ist nicht deine Schuld.« Er lächelt schwach. »Ich war sehr dumm. Ich habe die ganze Zeit über nicht verstanden, wie ernst es ihm war, als er sagte, er wolle sich von mir trennen. Jetzt habe ich es begriffen. Jetzt weiß ich, dass er mich wirklich nicht mehr sehen will. Nie wieder…«
    Schockiert

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