Chaosprinz Band 2
lieb.«
Sie sagt nichts. Helle, glitzernde Tränen rinnen ihre Wangen hinunter. Dann nimmt sie mich fest in den Arm. Ich atme aus. Plötzlich fühle ich mich sehr leicht… befreit… glücklich…
»Und Kim wäre trotzdem viel besser für dich«, flüstert mir Ma ins Ohr.
Ich muss lachen. »Du bist unmöglich.«
»Ich weiß.« Sie küsst meine Wange.
»Kannst du mich jetzt aus dieser peinlichen Situation befreien?«, frage ich lächelnd. »Schnappst du dir Kim und bringst ihn weg?«
Sie seufzt schwer. »Na gut…«
Es passt ihr nicht wirklich, aber sie hat wohl eingesehen, dass meine Entscheidung gefällt und unumstößlich ist. Gemeinsam gehen wir zurück zu den anderen in die Küche. Fünf neugierige Blicke heften sich sofort auf uns, als wir den Raum betreten.
»Was war los?«, will Pa wissen.
Alex sitzt mit den Zwillingen am Esstisch. Scheinbar haben die Kleinen ihn zu einem Würfelspiel überredet. Pa und Kim sitzen immer noch an der Theke und trinken Kaffee.
»Warum hast du geschrien?« Timmy sieht mich ängstlich an. Ich bekomme sofort ein schlechtes Gewissen und knallrote Ohren.
»Wir…«, stottere ich und blicke Hilfe suchend in Mas Richtung.
»Wir haben die Akustik von Tobis Zimmer getestet«, meint Ma locker. »Ich finde gut isolierte Wände unheimlich wichtig. Ihr wisst schon, wieso…« Sie zwinkert Pa, Kim und Alex vielsagend zu.
Mein Kopf wird noch heißer. Ich kichere dümmlich, kratze mich verlegen am Kopf und könnte mir selbst in den Arsch treten.
»Da ihr uns gehört habt, denke ich beweist unser Test: Die Isolierung ist nicht die beste, man muss also ein bisschen auf die Lautstärke achten.« Ma grinst mich breit an. »Siehst du das auch so?«
»Absolut«, nuschle ich mit roten Wangen.
»Schön«, meint Pa und sieht aus, als ob er eben den Entschluss gefasst hätte, mir Männerbesuch schlichtweg zu verbieten.
»Ja.« Ma strahlt und wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Was? Schon so spät? Wir müssen los. Heute Nachmittag ist doch die große Eröffnung von Markus' Galerie.«
»Was?« Ich sehe Alex an. Er nickt. »Davon hast du nichts erzählt…« Ich klinge genauso enttäuscht und gekränkt, wie ich bin.
»Es gab keine Gelegenheit«, meint Alex kühl.
»Ich kann dich fahren«, bietet Kim Ma an.
»Lieb von dir, danke. Ist aber nicht nötig, Alex muss ja auch nach Hause.«
Langsam erhebt sich Alex. Die Zwillinge murren, weil er das Spiel nicht mit ihnen zu Ende spielen kann. Pa übernimmt seine Position und verspricht ihnen, später noch andere lustige Dinge mit ihnen zu unternehmen, und so sind sie schnell besänftigt.
»Komm.« In der allgemeinen Aufbruchsstimmung bemerkt niemand, wie ich nach Alex' Hand greife und ihn hinter mir her ziehe.
»Wo willst du hin?«, fragt er mürrisch.
»In mein Zimmer.«
»Die Akustik testen?«
»Ich weiß gar nicht, was die alle haben: Du bist doch so ein Witzbold.«
Er verdreht die Augen. Vorsichtig schließe ich die Tür hinter uns, lehne mich seufzend an sie und beobachte ihn, wie er sich musternd in meinem kleinen Reich umschaut.
»Eng«, meint er. »Kann ich jetzt wieder gehen?«
»Nein.« Ich schüttle den Kopf. »Wieso hast du mir nicht von der Eröffnung erzählt?«
»Weil wir die letzte Woche nicht miteinander gesprochen haben.«
»Aber –«
»Ich weiß ja nicht, wie du Abstand definierst, aber meiner Meinung nach bedeutet dieser Begriff nicht, dass man jeden Abend stundenlang miteinander telefoniert und sich den neuesten Klatsch und Tratsch erzählt.«
»Nein«, gebe ich zu. »Aber –«
»Bei dir gibt es immer noch ein Aber, oder, Bambi?« Er lächelt – ganz kurz.
Mein Herz macht einen freudigen Hüpfer. Bambi…
»Ich möchte, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn dich etwas beschäftigt. Egal, ob wir gerade Streit hatten oder nicht.« Mit klopfendem Herzen mache ich einen Schritt auf ihn zu. »Wie geht es dir? Bist du nervös wegen deinem Vater? Hattest du schon die Gelegenheit, um ein persönliches Gespräch mit ihm zu führen?«
»Nein.« Er schüttelt den Kopf. »Aber ich denke… Ich glaube, er ist ganz okay. Ich mag ihn.« Alex senkt unsicher den Kopf. Blonde Strähnen fallen ihm in die Stirn.
Heiße Gefühle fluten mein Herz. Ich strecke die Hand aus, streiche das Haar beiseite und berühre seine Wange.
»Schließ mich bitte nicht aus deinem Leben aus…«, hauche ich.
Er seufzt leise. »Du brauchst mich doch gar nicht, du hast doch jetzt wieder Kim…«
»Vollidiot!« Ich greife nach dem
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