Chaosprinz Band 2
noch mehr liebt«, meint Alex mit tiefer, drohender Stimme. »Geheimnisse und Lügen.«
Ich werfe Alex einen schnellen Mach-hier-nicht-einen-auf-Dramaqueen -Blick zu.
»Alex ist nachtragend«, erklärt Ma Kim mit Kennermiene und tut dabei so, als ob Alex entweder taub oder schlichtweg nicht anwesend wäre. Kim nickt grinsend.
»Komm schon, Alex. Setz dich und trink mit uns ein Käffchen.« Ma deutet auf einen der freien Barhocker und reicht ihm eine frische Tasse. Nur sehr, sehr widerwillig kommt Alex dieser Bitte nach.
»So, Jungs«, flötet Ma und strahlt neugierig in die Runde. »Erzählt mal, wie habt ihr euch kennengelernt?« Ihr Blick wandert zwischen Alex und Kim hin und her.
»Ich habe Tobi zu Hause abgeholt und da waren Alex und seine Schwester auch da«, beantwortet Kim ihre Frage. »Und dann habe ich ihn und seinen Kumpel zu meiner Einweihungsparty eingeladen.«
»Wirklich?« Ma lächelt ihn begeistert an. »Wie nett von dir.«
»Ja, das war wirklich sehr nett.« Alex nickt ernst. »War auch eine tolle Party. Nur schade, dass du so wenig davon mitbekommen hast, weil du ja schon kurz vor Mitternacht total dicht warst und wir dich ins Bett tragen mussten.«
Kims Lächeln schwindet. Er mag es nicht, wenn jemand an seiner Fassade des superheißen Sonnyboys kratzt – und schon gar nicht vor einer potentiellen Schwiegermutter, der er nur seine beste und charmanteste Seite präsentieren möchte. Der Blick, den er Alex zuwirft, ist eiskalt. Doch er fängt sich schnell wieder.
»Hm, war eine ziemlich feuchtfröhliche Feier«, murmelt er scheinbar peinlich berührt.
»Ach, wenn man jung ist, darf so was schon mal vorkommen«, verteidigt Ma ihren Kandidaten lächelnd.
Ich will etwas zu trinken. Keinen Kaffee, kein Wasser: Schnaps wäre gut!
»Ach, ich mag ja Männer mit Humor. Lebenslustig und offen müssen sie sein!« Aus diesem Grund hat sie ja auch Pa geheiratet… »Oder wie siehst du das Tobi?«
Ich stecke sie in ein billiges, überfülltes Altersheim, in dem sie sich mit zwei anderen stinkenden, alten Weibern das Zimmer teilen muss und nur gerührten Brei zu essen bekommt…
»Ja, Humor ist super… Wie lange wollt ihr alle eigentlich noch hier bleiben? Ich möchte ja nicht unhöflich sein, aber ich habe noch unheimlich viel zu tun, ich muss…«
Ma hört mir gar nicht zu. »In deiner Familie ist Fröhlichkeit ja nicht gerade weit verbreitet.« Sie sieht Alex an.
»Findest du?« Alex zuckt nicht einmal mit der Wimper.
»Ja, du scheinst mir eher der Typ zu sein, der zum Lachen in den Keller geht«, meint sie provokativ.
»Es muss nicht unbedingt ein Keller sein«, antwortet Alex. »Bunker, Luftschutzschächte und Kühlhäuser tun's auch. Hauptsache fensterlos, dunkel und gut isoliert.«
Ich muss grinsen. Genauso liebe ich ihn…
»Ich habe irgendwo gelesen, Sarkasmus sei eine Art der Kompensierung…« Kim lächelt wissend.
»Muss ich irgendetwas kompensieren?« Alex dreht den Kopf und sieht mich direkt an.
Ich verschlucke mich heftig an meinem Kaffee. Kurz hoffe ich, den erlösenden Erstickungstod zu finden, doch es bleibt leider nur bei einem würgenden Husten.
»Nein… nix kompensieren…«, keuche ich und wische mir Tränen aus den Augen.
Alex macht ein zufriedenes Gesicht und wendet sich dann wieder Kim zu. Er ist bereit für jeden Angriff, es mangelt ihm nicht an bissigen Kontern, er weiß sich zu helfen.
Kim starrt Alex eine Weile verwirrt an. Er weiß einfach nicht, wie er diese Situation einschätzen und interpretieren soll, dann scheint er langsam, aber sicher zu verstehen. Sein Blick wird finsterer. Er sieht mich wütend an…
»Nun, reden wir noch mal über diese Kompensierungs-Geschichte…«, mischt sich Ma wieder ein.
»Ma!« Ich springe auf. »Du hast ja noch gar nicht mein neues Zimmer gesehen.«
»Ja…« Sie winkt ab. »Das schaue ich mir später an.«
»Nicht später!«, zische ich. »Jetzt!«
»Ich will meinen Kaffee austrinken…«
»Nimm ihn mit.«
»Nein, sonst mache ich dir vielleicht Flecken auf den Fußboden.«
Alex stöhnt gequält auf und verdreht die Augen. »Anna, ich flehe dich an, dein Sohn will mit dir unter vier Augen reden. Bitte, tu ihm und uns doch diesen Gefallen und geh!«
Ma starrt ihn ein bisschen pikiert an, dann räuspert sie sich, macht ein betont unschuldiges Gesicht und zuckt mit den Schultern.
»Okay…« Sehr, sehr langsam erhebt sie sich. »Ich bin sofort wieder da«, flötet sie an Kim gewandt und folgt mir schließlich aus
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