Chaosprinz Band 2
der Küche.
»Dein Freund ist ja mal so was von unhöflich«, wispert sie mir ins Ohr, als wir im dunklen Flur stehen.
» Er ist unhöflich?«, frage ich sie wütend.
»Was willst du damit sagen?«
»Ma, du…« Ich verstumme, als wir mein Zimmer betreten. Die Zwillinge sitzen auf meinem Bett. Mit Pas Hilfe haben sie ihre Schlafsäcke auf der Matratze ausgebreitet. Ihr Nachtlager scheint ihnen gut zu gefallen.
»Wir dürfen auf Noresund schlafen«, berichtet mir Timmy glücklich.
»Ja, ist das nicht toll?« Ich streichle ihm durch die weichen, braunen Haare.
»Du hast da Fotos von uns.« Emma zeigt auf die Bilder an meiner Wand. »Und von Mom und Alex und Maria…«
»Stimmt.« Ich nicke. »Die habe ich dort hingehängt, damit ich euch immer vor dem Schlafengehen sehen kann.«
Die Kinder strahlen mich glücklich an.
»Würdest du mit den Zwillingen in die Küche gehen?«, bitte ich Pa. Gemeinsam mit den Kleinen verlässt er den Raum.
»Das ist also dein Zimmer.« Ma macht drei Schritte, geht zum Fenster und schaut neugierig nach draußen. »Nett, sehr nett. Toller Innenhof.«
»Ma«, meine Stimme zittert vor unterdrückter Wut. »Was soll diese Aktion?«
»Woher soll ich das wissen? Du warst es doch, der mich unbedingt alleine sprechen wollte.«
»Du weißt ganz genau, was ich meine«, fauche ich. »Wieso hast du Kim hier angeschleppt?«
»Habe ich dir doch schon erzählt.« Sie seufzt. »Ich habe ihn beim Einkaufen getroffen und – «
»Nein«, unterbreche ich sie wütend. »Du willst mich wieder mit ihm verkuppeln.«
»Ich bin doch keine Kupplerin«, verteidigt sich Ma entrüstet. »Was denkst du denn von mir? Ich möchte einfach nur, dass du noch einmal über eure Trennung nachdenkst.«
»Es gibt nichts zu überdenken.« Wütend stemme ich die Hände in die Hüften. »Ma, das mit Kim und mir ist aus und vorbei. Ich will ihn nicht zurück. Ich liebe ihn nicht.« Aufgebracht lasse ich mich auf Noresund fallen. »Ich liebe Alex.«
Ma stöhnt. »Tobi, du machst da einen riesengroßen Fehler. Kim passt viel besser zu dir.« Sie setzt sich neben mich, legt ihren Arm um meine Schultern. »Er ist lustig, lebhaft, offen und freundlich. Er hat ein gutes Wesen.«
Ich schweige. Sie braucht nicht von seinen anderen, weniger guten Eigenschaften, zu erfahren: von seiner Faulheit, dem Egoismus, der Oberflächlichkeit und seiner ständigen Geilheit…
»Alex ist so…« Sie macht ein Gesicht, als ob sie Zahnschmerzen hätte. »Ich habe ihn in der ganzen Zeit nicht einmal lachen sehen.«
»Er hat momentan nicht viel zu lachen«, verteidige ich ihn bissig.
»Ich weiß, aber er… Er ist so ein negativer Mensch… so ernst und bitter…«
Mit einer ruckartigen Bewegung befreie ich mich aus ihrer Umarmung. Ich stehe auf.
»Wie kannst du es wagen, über jemanden zu urteilen, den du überhaupt nicht kennst? Und selbst wenn…« Ich gehe nervös auf und ab. » Ich entscheide, wen ich liebe und mit wem ich zusammen sein will. Du hast da absolut kein Mitspracherecht.« Ich bin laut geworden.
Sie schweigt, schaut mich an, mustert mich… Sehr lange. Ich merke, dass ich zittere. So habe ich noch nie zuvor mit ihr gesprochen.
»Ich bin immer noch deine Mutter, vergiss das bitte nicht.« Ihre Stimme klingt ruhig – und drohend.
»Ich weiß«, sage ich schnell. »Aber hier geht es um mein Leben. Darin treffe ich die Entscheidungen.«
»Fehlentscheidungen.« Sie ist immer noch besorgniserregend ruhig.
»Okay, von mir aus«, seufze ich gereizt. »Aber es sind meine Fehler, meine Erfahrungen, meine Schmerzen…«
»Nein!« Sie steht auf. »Genau das ist der Punkt. Es sind nicht nur deine Schmerzen!« Ihre Hände legen sich auf meine Schultern. Ich kann das Glitzern in den grünen Augen sehen.
»Egal, wie alt du bist, du wirst immer mein Kind sein. Immer. Und ich werde mich um dich sorgen. Ich werde dich beschützen wollen. Ich werde alles tun, damit du sicher bist.«
Ein harter Knoten schnürt mir die Kehle zu. Mein Mund ist unangenehm trocken.
»Ich weiß«, krächze ich leise. »Aber trotzdem… Du musst mir vertrauen. Glaubst du nicht an meine Menschenkenntnis? Du hast mir so viel beigebracht.«
Sie lächelt. »Zumindest habe ich dir gezeigt, wann man wie seinen Charme einsetzen muss, um sich bei den Leuten einzuschleimen.«
»Das war nicht geschleimt«, flüstere ich und kämpfe gegen das Brennen in meinen Augen. »Ma, ich bleibe dein Sohn. Du kannst mich gar nicht verlieren. Ich habe dich sehr
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