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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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betrunkenes Strichmännchen zu sehen, das mit wackligen Beinchen durchs Bild torkelt und fürchterlich schräg singt – zumindest deuten die krakeligen und schiefen Musiknoten, die aus seinem Mund kommen, darauf hin. Dieses Männchen stammt ganz sicher von Tom.
    Wir folgen dem Pfeil. Die Tür zur Kellertreppe steht offen. Unten werden wir von einem Schwall warmer, stickiger Luft begrüßt. In dem langen Flur stehen einige Grüppchen beisammen, reden, lachen und trinken. Die Stimmung ist gut.
    Nervös umklammert Lena meinen Arm. »Siehst du Luca? Ob sie schon angefangen haben, zu spielen? In welchem Raum wohl die Bühne steht? Ich hätte doch etwas anderes anziehen sollen.«
    Ich streiche ihr beruhigend über den Rücken. »Keine Panik, wir finden ihn schon.«
    »Lasst uns aber vorher kurz die Muffins suchen«, ruft Martin.
    Ich stöhne leise. Ich hätte zu Hause bleiben sollen. Pa ist es ja sowieso sehr unrecht gewesen, dass ich heute Abend noch ausgegangen bin. Er hat mich immer wieder flehend angesehen. Kurzzeitig schien er sogar zu überlegen, ob er mich nicht einfach in meinem Zimmer einschließen sollte. Natürlich hat er es nicht getan. Ihm ist wohl klar gewesen, dass er mit dieser Aktion einige pädagogische Punkte auf seinem Elternkonto verloren hätte. Das kann er sich nicht leisten, denn seien wir mal ehrlich, im Fach Vatersein ist er bisher kein Musterschüler gewesen.
    »Habt ihr es endlich geschafft?« Dirk legt Martin einen schweren Arm um die Schultern. »Wir haben schon Wetten abgeschlossen, wie lange du brauchst, um deinen Wagen zu parken.« Er lacht dröhnend. Martin wird ziemlich rot und kratzt sich verlegen am Kopf.
    »Aber jetzt seid ihr ja hier und wollt bestimmt erst mal etwas trinken.« Grinsend sieht Dirk Elena, Lena und mich an. »Also Mädels, wie wär's mit einem Gläschen Prosecco?«
    »Halt die Klappe!«, zischt Lena genervt und greift nach meinem Arm, um mich weiter zu ziehen. Dirks Lachen schallt hinter uns her.
    »Ignorier ihn einfach«, murmelt Lena.
    »Ja…«, sage ich.
    Hat sich etwas geändert? Meine Mitschüler wissen doch schon eine ganze Weile, dass ich schwul bin. Bisher haben sie sich mit blöden Kommentaren zurückgehalten. Warum also jetzt diese seltsamen Blicke und Andeutungen? Hat Lena etwa recht? Ahnen sie etwas von Alex und mir? Aber warum dann so plötzlich diese Feindseligkeiten? Glauben sie etwa, ich hätte Alex umgepolt?
    »Da ist Luca!«, ruft Lena aufgeregt.
    »Ich habe die Muffins gefunden!«, brüllt Martin im selben Augenblick. Beide stürmen in gegensätzliche Richtungen davon. Elena und ich sehen ihnen leicht verwirrt hinterher.
    »Die kommen schon wieder«, murmle ich grinsend.
    Weil wir die Hoffnung haben, dass Martin und Lena schnell zurückkommen werden, bleiben wir einfach dort, wo wir gerade sind, und warten. Wir wüssten auch gar nicht, wo wir sonst hingehen sollten. Und im Flur ist die Luft wenigstens ein bisschen besser als in den überfüllten Räumen.
    »Wie geht es dir eigentlich?«, fragt mich Elena, als wir nebeneinander an der kühlen Hauswand lehnen.
    »Ich bin ein bisschen durstig«, seufze ich. »Und ich hoffe, Martin bringt mir einen Muffin mit.«
    »Tobi.« Elena grinst. »Ich spreche von deinem Umzug, von der neuen Wohnung, von dem Leben mit Joachim.«
    »Ach so…« Ich denke kurz über ihre Frage nach. »Ich vermisse euch«, sage ich leise und sehe sie an. »Die Zwillinge, Maria, Bettina, Karl, Martha und dich natürlich. Und Pa geht es genauso.«
    »Ich weiß«, murmelt sie und lächelt. »Uns geht es auch so. Ohne dich ist das Haus so ruhig.«
    »Kann ich mir nicht vorstellen, Ma ist doch da«, meine ich grinsend.
    »Stimmt.« Sie nickt. »Ich wüsste nicht, ob Bettina die ganze Sache ohne deine Mutter so gut verkraften würde. Anna schafft es immer wieder, sie abzulenken. Ohne sie würde Bettina wahrscheinlich in Selbstmitleid zerfließen.«
    »Was ist mit Markus?«, frage ich Elena. »Verbringt er Zeit mit der Familie?«
    »Ja, er kommt fast jeden Abend zum Essen vorbei.« Sie sieht mich ernst an. »Er ist wirklich nett. Man merkt richtig, wie sehr er sich darüber freut, Maria und Alex wieder zu haben. Zwischen Bettina und ihm herrscht eine unsichere Höflichkeit – sie wissen einfach noch nicht, wie sie miteinander umgehen sollen. Aber mit deiner Mutter versteht er sich sehr gut.«
    Um Marias und Alex' Willen sollte ich mich über diese Entwicklung freuen, aber wenn ich ehrlich bin, dann will mir das einfach nicht so richtig

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