Chaosprinz Band 2
leiere ich genervt herunter. »Das hast du schon erwähnt, ja.«
»Genau.« Marc nickt und ich verdrehe die Augen.
Marc spricht noch eine ganze Weile von Manu, internationalen Liebesregeln à la Willst du noch mit hoch kommen und einen Kaffee trinken? , schwedischen Unterwäschemodels und den Grauen des Lebens eines Erwachsenen. Ich nicke immer wieder, verdrehe bei jedem zweiten Satz die Augen und bin in Gedanken immer noch bei Alex.
Er hat sich nicht entschuldigt. Unsere gemeinsame Nacht ist geplant gewesen. Er wollte erwischt werden. Die Zukunft ist frei von Geheimnissen…
Auf meine Gefühle hat er bei dieser Aktion keine Rücksicht genommen. Er hätte mit mir sprechen, mich vorwarnen sollen, doch er hat es nicht getan. Ich sollte wütend auf ihn sein und schmollen. Stattdessen zerfließe ich in seinen Armen und träume von diesen zarten Lippen.
Pa meinte, ich würde am Ende verletzt werden… Aber was weiß Pa schon?
61. Kapitel
Beziehungsspiele
Ich wache auf. Wie lang habe ich geschlafen? Ich fühle mich so ausgeruht. Ma singt in der Küche Moonriver . Das bedeutet, sie macht gerade den Abwasch. Moonriver ist nämlich ihr Geschirrspül-Lied. Und tatsächlich kann ich Teller und Tassen klappern und den Wasserhahn rauschen hören.
Die Zimmertür wird geöffnet. Ma streckt ihren Kopf durch den Türspalt und lässt einen hellen Lichtstrahl herein.
»Hey, Schlafmütze, aufgewacht?« Sie kommt auf mich zu, setzt sich zu mir auf den Rand der Matratze und legt ihre Hand auf meine Stirn. »Wie geht es dir heute? Besser?«
»Ja.« Ich nicke. Tatsächlich sind die Gliederschmerzen verschwunden und auch mein Hals tut nicht mehr weh.
»Du siehst auch schon viel besser aus«, meint Ma fröhlich. »Nicht mehr wie verschimmelter Käse.«
»Danke.« Ich reibe mir gähnend den Schlaf aus den Augen. »Gibt es Frühstück?«
»Ja.« Sie steht auf. »Beeil dich, sonst wird der Kaffee kalt.«
Langsam steige ich aus dem Bett. Mein Digitalwecker verrät mir blinkend die Uhrzeit. Neun Uhr morgens. Samstag. Ich gähne noch einmal und tapse ins Badezimmer.
Ma hat in der gesamten Wohnung ein fürchterliches Chaos veranstaltet. Überall häufen sich Wäscheberge. Mitten im Wohnzimmer steht ein Bügelbrett und quer über dem Esstisch hat sie eine Wäscheleine aufgehängt. Dort hängen nun meine Unterhosen und Socken wild durcheinander und für jedermann präsent.
»Was ist das?«, frage ich und deute auf die tropfenden Kleidungsstücke.
»Deine Boxershorts mit den süßen, kleinen Teddybärchen«, sagt Ma.
»Das weiß ich, danke.« Ich schüttle schnaubend den Kopf und nehme mir fest vor möglichst bald neue Unterwäsche einzukaufen. »Ich meine, was machst du da?«
»Ich bügle«, antwortet sie und fuchtelt mit dem Bügeleisen in der Luft herum.
»Aber warum?«
»Warum?« Sie zieht vielsagend eine Augenbraue nach oben. »Tobilein, wenn ich's nicht machen würde, wer dann? Du? Oder dein Vater? Ich glaube eher nicht.«
Sie lässt das zischende Eisen über eines von Pas Oberhemden sausen. Dabei verschwinden ein paar Falten und doppelt so viele neue entstehen.
Ich hole mir eine Tasse aus dem Küchenschrank, fülle sie mit dampfendem Kaffee und gebe noch einen kleinen Schuss Milch dazu. Der erste Schluck ist immer der beste. Ich schließe genießerisch die Augen. Zufrieden lasse ich mich auf einem der Barhocker nieder und beobachte Ma, die es sogar schafft, in eine Krawatte Falten reinzubügeln.
»Wo ist Pa?«, frage ich sie.
»Er hat vor einer halben Stunde einen Anruf bekommen – von einem Freund oder Kollegen. Der Typ braucht anscheinend Unterstützung beim Renovieren.« Sie wirft die Krawatte achtlos auf einen großen Haufen. »Vielleicht war das aber auch nur eine Lüge und er trifft sich schon mit der nächsten Freundin…«
Ich werfe ihr einen bösen Blick zu. »Sag so was nicht. Du weißt, dass er keine Affäre mehr hat. Und er bereut, was mit Jasmin war.«
»Tja, manchmal ist Reue aber nicht genug.« Ma seufzt vielsagend.
Ich habe keine Lust, dieses Thema schon wieder zu diskutieren. Sie wird in Pa immer den Bösen sehen. Gemächlich fülle ich mir eine Schüssel mit Frühstücksflocken und Milch.
»Ach, bevor ich es vergesse«, meint Ma auf einmal. »Marc hat vorhin angerufen. Er wollte nur wissen, wie es dir heute geht. Ich habe ihm gesagt, du würdest noch schlafen und dabei zufrieden sabbern.«
»Ich sabbere nicht im Schlaf«, werfe ich entrüstet ein.
»Doch, tust du.« Ma grinst. Und ich werde
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