Chaosprinz Band 2
irgendwelche Dummheiten – darum versucht es erst gar nicht. Jeder Fluchtversuch wird bestraft.«
Bevor er endgültig verschwindet erscheint sein Kopf noch einmal im Türrahmen. »Und vergesst nicht, ich kann im Nebenzimmer alles hören… jedes Wort… jedes Husten…«
Er sieht mich verschwörerisch an. Ich verdrehe stöhnend die Augen. Sie verschwinden in meinem Zimmer und es wird still.
Ich lehne mich an die weichen Kissen und betrachte die Bonbons in meiner Hand. Alex schweigt immer noch. Hallo, was soll das denn bitte? Ist er hierhergekommen, um Löcher in die Luft zu starren? Das hätte er auch woanders machen können. Unruhig lasse ich meinen Blick durch die Wohnung gleiten. Ich weiß nicht, wo ich hingucken soll.
»Hast du dich eigentlich bei unserem Spaziergang erkältet?«, fragt er schließlich leise.
»Ja.« Ich nicke.
»Das tut mir leid.«
»Schon okay.«
Seine feingliedrigen Finger tasten nach meiner Stirn. Sie streichen das dunkle Haar beiseite und berühren die heiße Haut.
»Fieber«, meint er ruhig.
»Ja.« Ich zittere ein bisschen… kommt aber nicht von der Erkältung. Zärtlich streicheln die langen Finger über meine Wange. »Ich will nicht, dass du dich ansteckst«, murmle ich.
»Keine Sorge, ich habe ein sehr gutes Immunsystem«, meint er locker.
»Ja, aber du bist nicht immun gegen mich.« Ich grinse.
Er erwidert meinen Blick. Sekundenlang. Ernst. »Nein, das bin ich nicht.«
Er lächelt nicht. Langsam rutscht er etwas näher, beugt sich seufzend nach vorne und lehnt seine Stirn an meine. Ich schließe mit klopfendem Herzen meine geröteten Augen.
»Ich soll dir liebe Grüße sagen«, murmelt Alex leise. »Von Martin und Elena – sie hat ihn eben von der Schule abgeholt. Sie gehen zusammen Schlittschuh laufen.«
»Schön«, sage ich.
»Und Lena lässt dich auch grüßen, genauso wie Tom und André…«
»Ach, das war's schon?« Ich seufze gespielt enttäuscht. »Was ist mit Dacher und Anja? Vermissen die mich nicht?«
»Doch«, meint Alex. »Dacher hat sogar ein bisschen geweint, als er erfahren hat, dass du die gesamte Woche über im Unterricht fehlen wirst. Er wollte schon nach Hause gehen, wir mussten ihn lange bitten, zu bleiben und die Stunde fortzusetzen.«
»Verpasse ich denn viel Stoff?«
»Nein, die Schule ist langweilig wie immer.« Alex streichelt liebevoll meinen Nacken. »Die einzige Neuigkeit ist Toms Beziehung mit André…« Er klingt wenig begeistert.
»Was stört dich denn an den beiden?«
»Alles«, murrt Alex. »Tom muss wie immer gnadenlos übertreiben. Er hatte noch nie eine feste Beziehung und nun will er das ganze Beziehungszeugs – wie er es nennt – ausprobieren. Darum hat er uns zu einem Spieleabend eingeladen.«
Alex macht ein Gesicht, als würde man von ihm verlangen Regenwürmer ungekocht und ungesalzen zu verspeisen.
»Ein Spieleabend ist doch eine gute Idee.«
»Hm, schon, aber wir gehen nicht hin.«
»Nein? Warum nicht?«
»Weil du Spieleabende hasst – das habe ich zumindest Tom und André erzählt.«
»Aber das stimmt nicht.«
»Ich weiß, ich wollte nur nicht wieder der Böse sein, der dem ganzen Spaß im Weg steht.«
»Und deshalb hast du mich benutzt…?« Hässliche Assoziationen blitzen in meinem Hirn auf. Ich drehe mich mit ernster Miene zur Seite…
»Ich würde nicht benutzt sagen«, murmelt Alex.
»Nein? Und wie würdest du dein Verhalten vom Sonntag bezeichnen?« Ich zittere nervös.
Er schweigt wieder. In meinem Bauch kribbelt die Ungeduld. Und in meinem Hals der reizende Husten. Ich räuspere mich und huste leise. Keine zwei Sekunden später wird die Wohnzimmertür aufgerissen und Marc steht im Raum.
»Was ist?«, fragt er schwer atmend. »Hast du gerade hysterisch gehustet?«
Ich weiß erst nicht, worauf er hinaus will, und starre ihn genauso verwirrt an wie Alex und Manu, der nun hinter Marc auftaucht.
»Ähm, nein, habe ich nicht«, krächze ich unsicher.
»Doch, hast du, ich habe es doch ganz deutlich gehört.« Marc ist sich sicher. »Alex, sag mal, hat er hysterisch gehustet, oder nicht?«
Alex sieht erst Marc, dann mich an. »Keine Ahnung. Mir fehlen die Vergleichsmöglichkeiten. Vielleicht könntest du mal vorhusten, Bambi? Einmal normal und einmal hysterisch, bitte.«
Ich muss lachen und Marc wirft Alex einen finsteren Blick zu.
»Der Einzige, der gerade etwas hysterisch ist, bist du, Marc«, meint Manu zärtlich und legt seine große Hand auf Marcs Schulter, um ihn sanft aus dem Zimmer zu
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