Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
Vom Netzwerk:
schmalen Wandspiegel stehen.
    Ich kämme mir gerade die Haare, als ich durch das geöffnete Dachfenster den brummenden Motor von Pas Auto hören kann. Er fährt die Straße entlang, wird langsamer, biegt in unsere Einfahrt, lässt den Wagen auslaufen und parkt ihn vor der Garage. Eine Autotür öffnet und schließt sich wieder.
    Mein Herz klopft. Ich lasse die Bürste durch die nassen Haare gleiten. Ich habe noch eine halbe Stunde Zeit, bis Kim kommt und mich abholt.
    Ein festes Klopfen dringt an mein Ohr. Ich lege die Bürste beiseite und starre die Bodenluke an. Es klopft noch einmal.
    »Ja?«, sage ich. Irgendwie bin ich nervös.
    Die Luke wird nach oben gedrückt und ich kann Pas Kopf erkennen, der sich langsam durch das Loch im Fußboden schiebt. Er sieht mich an.
    »Hallo.«
    »Hallo«, sage ich mit rauer Stimme und ziehe den Stecker des Föhns aus der Steckdose.
    Pa steigt umsichtig durch die Luke, dann dreht er sich um und streckt seine Hand nach unten. Er greift nach Bettinas Arm und hilft ihr vorsichtig hinauf.
    Mit einem seltsamen Gefühl im Magen, das man wohl am besten mit Übelkeit vergleichen könnte, setze ich mich auf Noresund und falte meine nervösen Hände im Schoß. Bettina und Pa stehen in meinem Zimmer und schauen sich interessiert um.
    »Ihr seid zum ersten Mal hier oben, nicht wahr?« Ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen, doch nun wird es mir schlagartig klar. Es trifft mich irgendwie hart. Ich schlucke.
    »Wir müssen uns unterhalten«, sagt Pa mit leiser Stimme.
    Ich nicke. Sie setzen sich auf meine Couch. Meine Hände sind feucht. Sie zittern ein bisschen… Ich warte. Pa muss den Anfang machen. Das weiß er auch. Er seufzt, scheint nach den richtigen Worten zu suchen.
    »Tobias…« Oh je, mein voller Name. »Du hast gestern… Du hast zu mir gesagt… Du sagtest, du wärst…« Er fährt sich durch die kurzen, dunklen Haare.
    »Ich habe gesagt, dass ich schwul bin.« Ich sehe ihm fest in die Augen.
    Beide, Pa und Bettina, zucken etwas zusammen. Ihrer Reaktion nach könnte man annehmen, ich hätte eben den Mund aufgemacht und meterlange Flammen gespuckt.
    »Warum sagst du so etwas?« Pa sieht mich ernst an.
    »Was?« Ich verstehe ihn nicht ganz. »Warum ich sage, ich bin schwul?« Sie nicken. »Ähm… na, weil ich es bin…« Ich komme mir etwas verarscht vor.
    Wieder starren sie mich nur an. Dann schüttelt Pa den Kopf. »Tobi, bitte lass das. Du bist nicht schwul!«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mit offenem Mund sitze ich auf meinem Bett und bin baff. In mir drinnen beginnt es, zu brodeln. Mir ist immer noch schlecht, aber nun kann ich auch eine aufkeimende Wut spüren und… und den irren Drang, lauthals zu lachen.
    »Ach so…«, sage ich langsam und betont ruhig. »Ich bin also gar nicht schwul. Hm, das ist ja interessant. Und ich dachte immer, wenn man Schwänze lutscht, wäre man schwul… doofes Missverständnis! Naja, wenn das so ist, dann werde ich den hier« – ich deute auf den halbnackten Freddie an meiner Wand – »mal ganz schnell abhängen, mir alle Staffeln von Baywatch auf DVD kaufen und den Playboy abonnieren. Problem gelöst!« Ich klatsche begeistert in die Hände und sehe Bettina und Pa gespielt fröhlich an.
    Sie sind etwas schockiert und wissen scheinbar nicht, wie sie auf mein Verhalten reagieren sollen. Hilfesuchend werfen sie sich kurze Blicke zu.
    »Tobi, wir verstehen, warum du so etwas behauptest. Wir sind ja selbst Schuld daran. Du fühlst dich vernachlässigt, du willst Aufmerksamkeit. Wir hätten uns mehr um dich kümmern müssen, das ist uns jetzt klar. Aber mach dir keine Sorgen, wir werden das alles schon wieder hinbekommen.« Bettina versucht es mit einem sanften Lächeln.
    »Was? Nein, ich…« Schnell schüttele ich den Kopf. »So ist es nicht. Ich war schon immer schwul… Ma weiß es, meine Oma weiß es, meine Freunde…«
    »Du bist unter Frauen aufgewachsen«, meint Pa plötzlich. »Ich war nicht da, du hattest keine Vaterfigur, keine männliche Bezugsperson. Es tut mir leid, Tobi…«
    »Was soll der Scheiß?«, zische ich. Trauer, Enttäuschung, Verzweiflung, Verwirrung, all diese Gefühle lassen meinen Körper erbeben… sammeln sich in meinem Magen… machen, dass mir heiß wird… machen, dass ich zittere… Doch werden sie alle überschattet von einer einzigen, noch viel stärkeren Emotion: der Wut! Ich bin so wütend… so wütend, dass ich heulen möchte…
    »Denkst du, Ma hat mich verzogen? Glaubst du, sie hat mich in

Weitere Kostenlose Bücher