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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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rosa Kleidchen gesteckt, hat mir Zöpfe geflochten und mir kleine Puppen geschenkt? Bin ich weniger Mann, weil ich bei einer Frau aufgewachsen bin? Bin ich weniger wert, nur weil ich schwul bin?« Ich schreie. Meine Stimme wird brüchig.
    »Niemand hat gesagt, dass du weniger wert bist«, meint Bettina schnell, doch wird sie sofort von Pa unterbrochen.
    »Herrgott, wie oft denn noch, du bist nicht schwul«, brüllt er, nun ebenfalls aufgebracht. »Du bist ein trotziger Teenager in der Pubertät. Das ist nur eine Phase.«
    »Eine Phase?« Ich lache gepresst. »Wo hast du denn das gelesen? Bei Dr. Sommer ? Ich bin achtzehn Jahre alt.«
    »Du bist immer noch ein unreifes Kind, dass nicht weiß, was es tut«, meint Pa böse. »Bist du dir überhaupt über die Konsequenzen deines Handelns im Klaren?«
    »Die Konsequenzen?« Ich starre ihn verständnislos an. »Sprichst du von dem Ruf der Familie? Vom Ansehen in der Gesellschaft?«
    »Unter anderem«, meint Pa ernst.
    Sofort denke ich an Alex: die Resignation in den grauen Augen…
    »Weißt du was? Ich scheiß, auf deine blöde Gesellschaft. Ich will nicht auf irgendwelche spießige Dinnerpartys, ich will nicht vor reichen Snobs schleimen und im Dreck kriechen. Das ist mir alles scheißegal! Aber euch scheint die Meinung von Fremden ja wichtiger zu sein als die Gefühle eurer Kinder.« Die erste Träne der Wut kullert mir die Wange herunter. Ich bin so dermaßen nah am Wasser gebaut… Das hasse ich wirklich.
    »Wie kannst du so etwas sagen? Ihr Kinder seid das Wichtigste in unserem Leben.« Bettinas Augen glänzen. »Es geht uns immer nur um euch.«
    »Ach ja?«, frage ich spöttisch und reibe mir grob über die Augen.
    »Ja. Wenn wir von Konsequenzen sprechen, dann denken wir an deine Zukunft.«
    Ich sage nichts, sehe sie nur stumm an.
    »Als schwuler Mann hat man es in der Berufswelt immer noch schwer«, meint Pa ernst. »Du wirst ständig Probleme haben, immer anders beurteilt werden und überall auf Ablehnung stoßen.«
    »Wir leben nicht mehr im Mittelalter«, zische ich grimmig.
    »Die Vorurteile sind aber immer noch die gleichen. Und du wirst dich ständig beweisen oder eben verstellen müssen. Es sei denn, du wirst Friseur oder Modedesigner…« Er verzieht spöttisch das Gesicht.
    »Ich werde mich nicht verbiegen, nur weil es vielleicht einfacher ist.«
    Beide sehen mich an. Plötzlich habe ich ein komisches Gefühl. Wir sitzen einander gegenüber und ich schaue in ihre Gesichter. Sie trägt einen rosafarbenen Pullover, helle Jeans, das blonde, lange Haar hat sie zu einem lockeren Zopf zusammen gebunden, ihre grauen Augen sind groß und feucht.
    Er hat die Stirn in Falten gelegt, das braune Haar ist schrecklich zerstrubbelt, weil er immer wieder mit den Händen hindurch fährt. So ohne den üblichen Anzug und die spießige Krawatte sieht er richtig attraktiv aus… und jung… Beide sehen so jung aus. Wie sie dort auf meiner Couch sitzen, nebeneinander, mit hängenden Schultern und verzweifeltem Blick… total überfordert…
    Wie zwei Teenager, denen man die Aufgabe gegeben hat, Eltern zu spielen. Doch sie sind beide noch viel zu klein, um diese Rolle glaubhaft rüberzubringen. Und nun sitzen sie hier und müssen ein trotziges Kind – gespielt von mir – ohne richtige Argumente von einer Wahrheit überzeugen, die keine ist. Ein trauriges Theaterstück, in dem sich alle Schauspieler nur quälen. Pa und Bettina scheinen keine Ahnung zu haben, wie sie mich weiter von meinem Fehler überzeugen können.
    »Wenn das alles war…« Ich seufze und stehe langsam auf.
    »Willst du denn nie eine eigene Familie haben?«, fragt mich Bettina leise. »Du kannst so gut mit Kindern. Ich dachte, du würdest gerne ein Vater sein.«
    Ich schlucke. »Ja… aber das geht nun mal nicht… also nicht so richtig«, gebe ich mit rauer Stimme zu. »Meine Familie wird eben etwas anders sein… ein bisschen alternativer… aber trotzdem glücklich.«
    »Und wie soll das funktionieren?«, fragt Pa ernst.
    »Keine Ahnung, das werde ich dann sehen. Hauptsache, ich kann mit einem Mann zusammen leben, den ich liebe und der mich liebt.« Ich sehe ihnen fest in die Augen. Sie erwidern nichts. »Und um ehrlich zu sein… also… ich habe auch schon einen Freund«, sage ich nun etwas nervöser.
    »Was?« Pa ist überrascht… und wenig begeistert.
    »Ja, ich habe einen festen Freund.«
    »Wer? Wo? Wie?«
    »Sein Name ist Kim, er ist zweiundzwanzig, studiert in Berlin Medienwissenschaften und

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