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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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absolviert gerade hier in München ein sechsmonatiges Praktikum beim Burda -Verlag. Er hat in Hamburg neben mir gewohnt und ging auch auf dieselbe Schule wie ich. Ich mag ihn schon sehr lange.«
    Klang doch ziemlich beeindruckend, oder? Doch Pa sieht mich an, als hätte ich eben erzählt, mein Lover sei Ende vierzig, Zuhälter und momentan in U-Haft, weil er zwei kleinen Strichern die Eier abgeschnitten und daraus Salat gemacht hat.
    »Und mit diesem Freund … also… ihr seid richtig zusammen…« Er scheint erst jetzt wirklich zu begreifen, was ich meine, als ich gesagt habe, dass ich schwul bin. Was es bedeutet. Mit einem Mann zusammen sein… Mit einem Mann schlafen… Sex…
    Ich nicke.
    »Nein, das geht nicht.« Pa schüttelt den Kopf. »Ich verbiete es dir, du bist noch viel zu jung.«
    »Ich bin achtzehn«, sage ich aufgebracht. »Ich bin erwachsen. Ich kann tun und lassen, was ich will.«
    »Du lebst immer noch in unserem Haus. Wir bezahlen dein Essen, deine Kleidung…«
    »Ich habe einen Job, ich verdiene mein eigenes Geld«, verteidige ich mich laut. »Was willst du? Soll ich ausziehen?«
    »Nein, Tobi, keiner will, dass du ausziehst, aber…« Bettina hebt beschwichtigend die Hände.
    »Alex hat auch eine feste Freundin.«
    »Anja ist ein Mädchen.« Pa sieht mich fest an.
    »Ja, und? Warum ist das ein Unterschied?«
    »Er… wir wissen ja gar nicht, in welchen Kreisen du dich bewegst.« Pa ist aufgestanden und verschränkt nun die Arme vor der Brust. »Diese Szene ist doch… das ist ganz sicher gefährlich…«
    »Wenn dir einer etwas in deinen Drink mischt… Drogen…« Bettina macht große Augen und sieht ernstlich erschrocken aus.
    »Auch Alex und Maria kann jemand Drogen in die Getränke schmuggeln.«
    »Aber in diesen… diesen Bars und Clubs ist die Gefahr viel größer.« Pa sieht mich streng an.
    »Das stimmt nicht«, erwidere ich schwach.
    »Und Aids…« Bettina wird ganz bleich. »Du könntest dich anstecken.«
    Ich laufe aufgebracht auf und ab. Schnaubend werfe ich ihnen immer wieder genervte Blicke zu.
    »Erstens verhüte ich. Zweitens habe ich ja nicht jedes Wochenende einen neuen Sexualpartner und drittens kann sich absolut jeder mit Krankheiten anstecken, egal ob schwul oder hetero. Ich hätte euch nicht für dermaßen unwissend und spießig gehalten. Das sind doch alles nur Vorurteile.«
    »Nichtsdestotrotz verbiete ich dir, in diese Clubs zu gehen und irgendwelche Männer zu treffen. Es geht hier um deine Sicherheit, deine Zukunft und unsere Familie.« Mit steinhartem Blick baut sich Pa vor mir auf.
    Ich zittere vor Zorn. »Du kannst mich hier einsperren bis ich dreißig bin, damit könntest du auch nichts ändern. Ich bin schwul. Ich steh auf Männer und ich lasse mich nicht von dir verbiegen! Wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann werde ich gehen müssen.«
    »Jetzt ist aber Schluss.« Bettina tritt zwischen uns. In ihren Augen glitzern Tränen. »Du wirst hier bleiben! Wir wissen, dass wir es nicht ändern können, wir machen uns doch nur Sorgen.« Sie meint es ehrlich. In ihrem mädchenhaften Gesicht liegt so viel Ernsthaftigkeit… Wärme… Liebe? Hat sie mich gern? Als Sohn? Mein Herz klopft vor wohliger Rührung.
    »Ich möchte nicht, dass ihr euch um mich sorgt«, sage ich leise. »Wenn ihr Kim kennenlernt, dann werdet ihr ganz sicher begeistert von ihm sein.«
    Pa scheint davon nicht wirklich überzeugt zu sein, doch Bettina lächelt.
    »Kannst du akzeptieren, dass ich schwul bin?«, frage ich Pa und sehe ihm direkt in die dunklen Augen. »Kannst du mich akzeptieren?«
    »Ich…« Seine Stimme klingt rau und gebrochen.
    »Wir brauchen noch ein bisschen Zeit, um uns daran zu gewöhnen, aber dann…« Bettina legt ihre Hand auf seinen Unterarm und lächelt ihn schwach an. »Nicht wahr, Joachim?«
    Er schaut erst seine Frau an, dann mich. »Ja«, flüstert er geschlagen und kratzt sich müde am Kopf.
    Ich atme erleichtert aus. Es war schwer. Sehr schwer. Schwer und schmerzhaft. Aber jetzt… Ach, ich habe das Gefühl, als hätte ich die letzten beiden Monate riesengroße, harte Steine mit mir herumgetragen. Egal, wo ich gewesen bin, dieses erdrückende Gewicht hat ständig auf mir gelegen, meine Schultern in Richtung Boden gepresst und einen aufrechten Gang beinahe unmöglich gemacht und nun… Ich kann mich strecken, mich frei bewegen. Alles ist irgendwie leichter.
    Ich weiß, es wird wohl noch etwas Zeit brauchen, bis sich Pa und Bettina vollkommen an die neue Situation

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