Chaosprinz Band 2
Liebesgeständnisse.
»Also war es eine dumme Idee, die beiden einzuladen.« Kim seufzt enttäuscht.
»Nein, Schatz, ich finde es sehr lieb von dir, dass du so an mich denkst.«
Es ist wirklich lieb, ganz herzlich, süß, niedlich, knuddelig, reizend, rührend und wunderbar… Und es treibt mich in den Wahnsinn, verursacht mir körperliche Schmerzen und lässt mich innerlich zusammenschrumpfen. Mein Freund ist ein Engel und ich bin ein Aas! Ein hinterhältiges, verlogenes und bösartiges Aas.
»Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn dein Bruder mit auf die Party kommt. Ihr werdet dann etwas Zeit haben, um euch privat zu unterhalten. So könnt ihr euch besser kennenlernen.« Kims große, warme Hand streicht mir durchs Haar.
»Ja«, hauche ich leise. Eine gute Idee. Ich sollte mich wirklich etwas intensiver mit Alex beschäftigen. Ich würde ja lachen, wenn es nicht so traurig wäre…
Kims Finger streifen meine Wange, berühren mein Ohr und tasten zärtlich nach meinem Hals. Ich bleibe abrupt stehen, greife nach seiner Jacke und ziehe ihn an mich heran. Meine Finger krallen sich so fest in den Stoff seiner Kleidung, dass die Knöchel weiß hervortreten. Sie schmerzen, so sehr verkrampfe ich sie. Ich strecke mich etwas, stelle mich auf die Zehenspitzen und ziehe ihn gleichzeitig zu mir herunter.
Seine Lippen, sein Kinn und seine Wangen sind kühl und feucht vom Regen. Ich küsse ihn. Leidenschaftlich… fest… intensiv… verzweifelt… Ich will ihm etwas geben, will ihn glücklich machen… will, dass er sich gewollt, geliebt fühlt…
Kim hat einen Arm um mich gelegt, drückt mich fest an sich, mit der anderen Hand hält er den Regenschirm über unsere Köpfe. Er lässt meine Zunge in seinen Mund, heißt sie willkommen, liebkost und umschmeichelt sie zärtlich. Sie reiben sich aneinander. Ich kann ihn schmecken.
Mein Herz schlägt so schnell, dass ich schreckliche Angst habe, es könnte zerspringen. Mir ist schwindelig. Die roten Blutkörperchen rauschen durch die Venen, rasen dem Herzen entgegen, treiben es zur Eile an. Es pumpt und pulsiert, erhöht das Tempo seines Rhythmus und lässt ein Rauschen in meinem Kopf zurück.
Als wir uns voneinander lösen, sind wir vollkommen außer Atem. Kims Lippen sind wunderbar rot und feucht. Er lächelt. Er ist glücklich… Es hat sich gelohnt. Ich kann ihn noch schmecken. Ein bitterer Geschmack. Es liegt nicht an ihm, sondern an mir. Es war nicht die Erregung, die mich schwindelig werden ließ, es war die Verzweiflung.
»Wow«, meint Kim und lehnt seine Stirn an meine. »Womit habe ich denn das verdient?«
»Du bist so lieb zu mir«, erkläre ich mit brüchiger Stimme und senke den Blick.
Er lächelt gerührt, glaubt wohl, ich hätte vor Glück ein paar Tränchen in den Augen…
»Wenn das so ist, dann werde ich in Zukunft immer unglaublich nett zu dir sein. Vierundzwanzig Stunden am Tag.«
Ich kann nichts darauf erwidern, mein Hals tut weh…
Stumm gehen wir weiter. Mein Atem geht nun ruhiger. Ich versuche, meine wirren Gedanken zu ordnen und mich wieder zu konzentrieren.
»Wir sind da.« Ich deute auf das große Haus mit den vielen Fenstern, in dem Manu und Marc wohnen.
»Gott sei Dank«, murmelt Kim und klappt den Regenschirm zusammen. Ich klingle. Die Gegensprechanlage summt.
»Ja?« Manus Stimme ertönt seltsam verzerrt aus dem Lautsprecher neben der Tür.
»Hey, wir sind's, Kim und Tobi«, sage ich fröhlich.
»Hallo, kommt rein.«
Ein surrendes Geräusch verrät uns, dass wir die Tür öffnen können. Kim und ich betreten das Treppenhaus und sind froh, dem ungemütlichen Wetter endlich entkommen zu sein. Gemeinsam steigen wir die Treppen nach oben.
»Hey, es ist jetzt fünf Minuten vor sieben. Mensch, sind wir pünktlich. Marc wird begeistert sein«, sage ich und schaue auf das Ziffernblatt meiner Armbanduhr.
Die Wohnungstür ist noch geschlossen. Ich drücke auf den kleinen, weißen Knopf neben der Tür und kann es dahinter läuten hören. Schwungvoll wird die schwere, alte Holztür aufgerissen und Marc steht vor uns. Mit funkelnden Augen.
»Ihr seid zu früh! Das ist sehr unhöflich. Meine Canapés sind noch nicht fertig.«
»Och, das macht doch nichts, wir…«, sage ich gerade, doch Marc schlägt uns einfach die Tür vor der Nase zu. Kim und ich sehen uns an.
»Was war das denn?«, fragt Kim und kratzt sich am Kopf. Ich zucke nur mit den Schultern und drücke erneut den Klingelknopf.
»Kommt in fünf Minuten wieder«, brüllt Marc
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