Chaosprinz Band 2
nachzuschenken.
»Spinnst du, er soll nicht so viel Wein trinken«, faucht Marc, als Manu nach der Flasche greift. Mist, ich wollte nicht, dass Manu es schon wieder abbekommt. Schnell werfe ich dem armen Kerl einen entschuldigenden Blick zu. Er lächelt tapfer.
»Das Wetter ist ja wirklich unangenehm«, meint Michael im Plauderton, nur um etwas zu sagen, das die peinliche Stille auflöst.
»Ja, schrecklich«, unterstützt ihn sein Freund Uwe und nimmt sich eins der Häppchen. »Hm, sehr lecker. Also, ihr habt euch wie immer die allergrößte Mühe gegeben.«
»Danke. Ich habe den gesamten Nachmittag in der Küche verbracht. Ich hoffe, das Essen ist auch wirklich was geworden.« Marc nippt an seinem Wein.
»Und was hast du gemacht?«, fragt Jens Manu und grinst. »Durftest du die Weintrauben waschen oder Messer und Gabel neben die Teller legen? Sehr verantwortungsvolle Aufgaben…«
»Eigentlich stand er die ganze Zeit nur im Weg herum«, meint Marc bissig, noch ehe Manu auf Jens' Scherz eingehen kann. Wieder schweigen wir peinlich berührt.
»Kim, wie gefällt es dir bisher in München?« Janosch sieht meinen Freund eindringlich an.
»Sehr gut. Der Vergleich zu Hamburg und Berlin fällt mir aber schwer. Es sind so unterschiedliche Städte, die beide ihren eigenen Charme haben. Wobei ich zugeben muss, dass ich noch gar nicht so viel von München gesehen habe. Die Arbeit nimmt mich doch ziemlich in Anspruch. Wir müssen unbedingt mal eine richtige Sightseeing-Tour machen«, meint er an mich gewandt.
»Hm, ja. Wir können uns die Bavaria Filmstudios anschauen und den Olympia Park.«
»Aber den wichtigsten Ort kennst du doch schon: das Zorro !« Jens macht eine wichtige Miene. »Einen besseren Club findest du auch in Berlin nicht. Man trifft dort immer coole Leute.«
Marc starrt mit dunkler Miene in sein Glas und Jens scheint plötzlich ein Licht aufzugehen, wie unangenehm passend sein Kommentar gerade war. Der spitze Stoß mit dem Ellenbogen, den Janosch ihm zusammen mit einem tadelnden Blick zukommen lässt, unterstützt diese Erkenntnis nur und Jens sucht seufzend nach einem neuen, möglichst unverfänglichen Thema.
»Wir sind mit Michaels neuem Firmenwagen gekommen«, meint er recht emotionslos. Nun sehen alle Michael an.
»Ähm… ja, ich habe ein neues Auto.« Er lächelt unsicher.
»Wirklich? Wow.« Ich habe das Gefühl, etwas zum Gespräch beisteuern zu müssen, damit ich mich nicht mehr so unwohl fühle. »Und hat dieser Wagen auch… vier Räder?«
Okay, das ist jetzt wirklich, wirklich schwach gewesen. Ich beiße mir auf die Unterlippe und muss die verwirrten und amüsierten Blicke der anderen über mich ergehen lassen.
»Ähm, ja, es hat vier Räder.« Michael sieht mich etwas unsicher an. Er weiß wohl nicht, ob meine Frage ernst gemeint gewesen ist oder ob ich mich über ihn lustig machen will.
»Vier Räder und ein Lenkrad. Wir konnten es zuerst auch überhaupt nicht fassen. Der Wahnsinn, oder?« Jens grinst mich spöttisch an. Ich verdrehe nur die Augen. Schon klar, ich habe mich wieder mal von meiner cleveren Seite präsentiert.
»Ist Tobi in jeder Hinsicht so leicht zu beeindrucken?«, fragt Jens Kim mit einem anzüglichen Unterton in der Stimme.
»Im Gegenteil. Er hat sehr hohe Ansprüche – und war bisher immer zufrieden«, kontert Kim locker. »Oder, Süßer?« Er legt den rechten Arm um meine Schultern und grinst mich frech an. Ich lege den Kopf schief und tu so, als müsste ich nachdenken und meine Erinnerungen prüfen. Kim lacht und zieht mich zu sich, um mir einen kleinen Kuss auf die Wange zu geben.
»Süß«, quietscht Janosch begeistert und strahlt uns an. »Ihr seid so ein niedliches Paar.«
»Ist ja auch nicht schwer, sie sind ja erst seit ein paar Wochen zusammen. Da ist die Welt noch rosarot«, nuschelt Marc und schiebt sich schnell ein Canapé in den Mund. Manu sieht ihn verletzt an, sagt aber nichts. Und wir kämpfen wieder gegen diese schreckliche Stille.
Janosch wirft erst Jens und dann Uwe auffordernde Blicke zu. Die beiden Freunde scheinen ziemlich ratlos. Jens lässt den Wein in seinem bauchigen Glas hin und her schwenken und Uwe kaut auf dem mittlerweile fünften Häppchen herum.
Weil Janosch kein anderes Thema mehr einfällt, beginnt er, einen Vortrag über die neuen Gardinen in ihrem Wohnzimmer zu halten. Es gibt wohl nur wenige Menschen, die dermaßen viel über zwei Meter lange, blaue Stoffbahnen erzählen können.
»Die passen auch am allerbesten in
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