Chaosprinz Band 2
macht mich fast taub. Sein Blick wandert zaghaft durch die Küche.
»Möchtest du was essen?«, frage ich unsicher. Herzklopfen.
»Nein, danke, vielleicht später«, antwortet er mit tiefer Stimme.
»Dann was trinken?«
»Auch später.«
»Hm…« Ich mustere ihn unsicher.
Die Küche ist nun ziemlich voll. Ein Haufen Mädels steht um den Tisch herum und mampft meine Gummibären. Alex erntet immer wieder sehr interessierte Blicke.
»Wenn du mir vielleicht sagen könntest, wo ich meine Jacke ablegen kann?« Alex sieht mich fragend an.
»Was? Oh, natürlich.« Ich ärgere mich über mich selbst und führe ihn aus der Küche. Wir kämpfen uns durch den Flur, der auch schon ohne die ganzen Leute eng genug ist, und gelangen schließlich zu der Tür, die in Kims Zimmer führt. Ich öffne sie, betrete den dunklen Raum und Alex folgt mir.
»Warte, ich mache Licht«, sage ich und taste nach dem Schalter der Deckenbeleuchtung. Es wird hell. Über Kims Bett haben wir eine Tagesdecke gelegt und nun dient es als eine Art Garderobe.
»Wessen Zimmer ist das?« Alex schaut sich in dem öden Raum um. Seine Jacke deponiert er sicher auf der Matratze.
»Kims«, gebe ich zu.
»Charismatisch«, meint er spöttisch.
»Er hat das Zimmer so übernommen. Der eigentliche Bewohner ist im Ausland und für ein halbes Jahr muss sich Kim ja nicht komplett neu einrichten«, verteidige ich meinen Freund bissig.
Alex' graue Augen mustern mich amüsiert. »Ganz ruhig, du musst dich doch nicht gleich so aufregen, Bambi.«
Ich erwidere nichts. Wir stehen einander gegenüber, schweigend und unsicher. Alex lehnt mit dem Rücken an dem hölzernen Schrank, betrachtet stumm das schmale Bett und ich trete nervös von einem Bein aufs andere.
Er trägt wieder mal schwarz. Eine schwarze, enge Hose, tief sitzend, die seine schmale Hüfte, den knackigen Hintern und die langen Beine perfekt betont. Und dazu einen schwarzen Pullover. Seine blonden Haare fallen ihm weich und locker ins Gesicht und er streicht sie sich mit einer ungezwungenen, einfachen Bewegung nach hinten. Wenn ich es nicht schon längst wäre, ich würde mich sofort in ihn verlieben…
Was denke ich denn da? Mein Freund sitzt im Zimmer nebenan und ich sabbere hier beim Anblick eines anderen?
»Wollen wir wieder?« Meine Stimme klingt etwas zu hoch.
»Okay.« Er sieht mich an.
»Hey.« Kim. Er steht im Türrahmen und strahlt. Hinter ihm kann ich Tom und André erkennen.
»Schön, dass du doch Zeit hattest«, meint Kim und geht mit großen Schritten auf Alex zu, um ihm fest die Hand zu schütteln.
»Ja«, sagt Alex.
»Ich habe gerade eben deinen Kumpel entdeckt und dachte mir: Da wird sich Tobi aber freuen.« Kim lächelt mich an.
»Ja«, sage ich.
»Habt ihr euren Star-Wars -Abend also doch verschoben?«, fragt Kim grinsend.
»Ja, schweren Herzens.« Tom seufzt theatralisch. »Alex war ganz schön traurig. Er hatte schon sein Darth-Vader-Kostüm angezogen und wollte partout nicht mitkommen. Ich habe gebettelt, aber er ist ja so stur. Er hat sich in den Schrank gesetzt und gesagt, er wolle nie wieder rauskommen. Es war sehr dramatisch.« Tom nickt ernst und seufzt über seine fiktiven Erinnerungen.
Kim und ich müssen lachen und daran kann auch Alex' finstere Miene nichts ändern.
»Und wie hast du ihn dann überredet?«, fragt Kim gut gelaunt.
»Ich habe ihm versprochen, dass er hier ganz viele süße Sachen bekommt«, meint Tom und sieht mich dabei sehr eindringlich an. Ich werde rot. Kim hat nichts bemerkt.
»Ja, wir haben einen Haufen Gummibären, Chips und so 'nen Kram.« Er grinst Alex an.
»Toll«, meint dieser trocken.
»Super, dass wir das geklärt haben, dann können wir ja jetzt rausgehen…« Mir ist die Situation sehr, sehr unangenehm.
Tom und André verstauen ihre Jacken ebenfalls auf dem Bett und Kim legt einen Arm um meine Schultern.
»Hast du ihnen schon den Rest der Wohnung gezeigt, Süßer?«
»Nein… also, die Küche und das Wohnzimmer kennen sie schon…«
»Dann hätten wir hier noch das Badezimmer.« Kim öffnet die Tür zu dem grünen, engen Raum. »Ach, und ganz nebenbei: die Dusche eignet sich nicht für Sex«, meint Kim und zwinkert den anderen drei vielsagend zu.
Ich werde knallrot. Eilig senke ich den Blick. Hitze in meinem Kopf. Das Blut kocht. Ich brauche frische Luft. Mir ist etwas übel.
»Sehr interessant«, meint Tom locker. »Aber so was kann man ja auch an anderen Orten sehr gut machen.«
Ich weiß nicht, was er mit so was
Weitere Kostenlose Bücher