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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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frage ich mit dünner Stimme.
    »Ich will gehen«, antwortet er ruhig.
    »Warum?«
    Er sagt nichts.
    »Ich habe dir eine Frage gestellt und es ist sehr unhöflich, wenn man nicht antwortet«, zicke ich beleidigt. Alex zwingt sich, den Blick vom Mond abzuwenden, und sieht mich an. Als er meinen Schmollmund bemerkt, muss er lachen.
    »Ach, Bambi. Was willst du denn hören?«
    »Die Wahrheit…«
    »… ist zu langweilig für die Wissenschaft, zu kompliziert für die Politik, zu schrecklich für Kinder, zu lang für eine Fernsehshow und zu nüchtern für Liebesromane.«
    Ich schnaube genervt. »Können wir vielleicht mal Klartext reden oder kannst du nur mit Hilfe von Metaphern kommunizieren?«
    Er sieht mich immer noch an. Dann lacht er. Ich sehe seine schönen, geraden Zähne. Er hat ein tolles Lachen.
    »Musst du immer so direkt sein, Bambi?«, fragt er und seine Augen glitzern.
    »Musst du immer so indirekt sein?« Ich schiebe trotzig meine Unterlippe nach vorne. »Willst du immer noch gehen?« Ich sehe ihn hoffnungsvoll an.
    »Ja.« Er nickt ernst.
    »Aber das kannst du doch nicht machen.« Ich bekomme langsam Angst, dass er vielleicht wirklich verschwindet.
    »Warum nicht?«
    »Wegen Tom«, sage ich hastig. »Er braucht dich.«
    »Blödsinn, Bambi.« Alex grinst.
    »Doch… Was soll er denn hier ohne dich machen?«
    »Es gibt genügend andere Leute, mit denen er reden kann. Außerdem hat er ja auch noch seinen über alles geliebten André.« Ich kann den Spott aus Alex' Stimme triefen hören.
    »Ja, schon, aber… André… niemand könnte dich ersetzen… ohne dich wäre er überall allein…« Ich habe zu viel gesagt. Viel zu viel. Schnell wende ich mich wieder dem Mond zu.
    »Bambi, ich denke, ich sollte vielleicht wirklich gehen…« Alex drückt seine Zigarette an dem Geländer des Balkons aus und lässt den Stummel dann einfach auf den Boden fallen.
    »Oh…« Mehr sage ich nicht. Nervös knete ich meine Finger, trete von einem Bein auf das andere und weiß einfach nicht, was ich sagen soll.
    »Ich hätte gar nicht kommen sollen. Weder du noch ich können die Party irgendwie genießen… und…« Er zuckt die Achseln und schüttelt ratlos den Kopf. »Ich gehe.«
    »Nein«, rufe ich schnell. »Du hast recht, wir können nicht mit den anderen feiern. Die Stimmung ist seltsam. Lass uns einfach nicht mehr daran denken, lass uns über etwas anderes reden… tun wir einfach so, als seien wir andere Menschen, vollkommen Fremde, die sich heute Abend rein zufällig auf einer kleinen Studentenparty kennengelernt haben.«
    Alex verdreht die Augen. »Bambi, lass den Mist.«
    »Wieso Mist? Wünschst du dir nicht auch manchmal, jemand anderes zu sein und einfach für ein paar Stunden ein anderes Leben zu führen?«
    »Doch, natürlich wünsche ich mir so etwas hin und wieder, aber, Bambi…«
    »Bambi? Ich kenne niemanden der so heißt. Seltsamer Name, wenn du mich fragst.« Ich strecke Alex meine Hand entgegen und lächle ihn mit gelassener Miene an. »Mein Name ist Bonaparte. Napoléon Bonaparte. Aber du darfst mich Léon nennen.«
    Alex muss grinsen. »Geht das Spiel schon los?«
    »Welches Spiel?«, frage ich und schaue ihn leicht irritiert an. »Hast du mal eine Zigarette für mich?«
    »Im Ernst, Bambi?«
    »Was soll das denn immer mit diesem Bambi ? Würde es dir gefallen, wenn ich dich einfach Winnie Puh nennen würde? Wir kennen uns doch überhaupt nicht. Und nun her mit meiner Zigarette.«
    Alex grinst und reicht mir einen dieser todbringenden Nikotinstängel.
    »Danke.« Ich stecke mir das Ding in den Mund. Er holt sein Feuerzeug aus der Hosentasche und will mir Feuer geben.
    »Nein, danke, ich rauche Zigaretten immer so, das ist viel gesünder«, sage ich lässig.
    Alex fängt zu lachen an und sieht mir dabei zu, wie ich die kalte Zigarette elegant zwischen zwei Finger nehme und eine Wolke imaginären Rauchs auspuste.
    »Du hast mir immer noch nicht deinen Namen verraten«, stelle ich so ganz nebenbei fest.
    »Charlie Chaplin.« Alex schüttelt meine dargebotene Hand.
    »Ein außergewöhnlicher Name«, meine ich grinsend.
    »Findest du, Napoléon Bonaparte?« Wir müssen beide lachen. »Sind deine Eltern Franzosen?« Alex lehnt sich an die Brüstung und mustert mich lächelnd.
    »Nö, meine Eltern kommen aus Hinterwaldtal, das ist ein kleines Dorf im Harz.« Ich sauge an meiner Zigarette. »Und was ist mit deinen Eltern? Sind wohl lustige Menschen.«
    »Sie haben eine Schwäche für Stummfilme«, meint Alex

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