Chaosprinz Band 2
locker.
»Interessant.«
»Nicht wirklich, sie haben ihr Hobby weitestgehend in ihr Privatleben integriert. Ich hatte eine sehr ruhige Kindheit.« Er lächelt immer noch.
Ich nicke verstehend. »Kann ich mir vorstellen. Was machst du hier auf der Party, Charlie? Bist du auch Student?«
»Nein, ich arbeite schon. Ich bin Florist.«
»Florist?« Ich mache ein beeindrucktes Gesicht, muss mir aber das Lachen verkneifen. »Echt, wie bist du auf diesen Beruf gekommen?«
»Ich mag Blumen. Sie blühen, das finde ich gut«, meint Alex sehr trocken.
»Ja, das macht dann Sinn. Und war Florist schon immer dein Traumberuf?«
»Nein, erst wollte ich Metzger werden.«
»Tatsächlich? Warum hat das nicht geklappt?«
»Ich kann kein Blut sehen.«
Wir prusten beide los und ich verschlucke mich fast an meiner Attrappenzigarette.
»Und du, Léon, was machst du so?« Alex steckt sich nun selbst eine Zigarette in den Mund. Doch auch er verzichtet darauf, sie anzuzünden.
»Ich bin ein richtiger Profikiller«, sage ich mit verschwörerischer Stimme.
»Léon, der Profi? Wie originell«, meint er spöttisch.
»Absolut.«
»Und wie ist das so, als Profikiller?«
»Naja, man muss eben immer killen und das auf eine professionelle Art und Weise.« Ich mache ein cooles Gesicht. Alex beißt sich auf die Unterlippe, um nicht zu lachen.
»Kannst du so spezielle Kampftechniken? Du weißt schon, Kung-Fu, Karate, Judo, Kendo, Boxen, Ringen…«
»Nein, ich erschieße meine Gegner immer. Am besten von hinten, im Dunkeln und aus fünf Metern Entfernung.« Ich nicke stolz.
»Wow«, Alex versucht, beeindruckt drein zu schauen.
»Hm, ja, ist schon ziemlich cool. Aber auch gefährlich. Ich weiß nie, ob ich den nächsten Tag erlebe. Das kann einem manchmal ziemlich Angst machen.«
»Klingt spannend und blutrünstig.«
»Es gibt brutalere Jobs.«
Wir sehen uns an. Sehen uns in die Augen und müssen wieder lachen.
»Und was machst du hier?«, frage ich ihn und mache eine Kopfbewegung in Richtung der dröhnenden Partymusik.
»Ich habe die Gestecke für die Feier gemacht.«
»Ich habe gar keine Gestecke gesehen«, gebe ich amüsiert zu.
»Sie sollten auch dezent und unauffällig sein.«
»Na, dann hast du deinen Job ja gut gemacht.«
»Danke!« Alex grinst. »Und du?«
Ich seufze schwer. »Eigentlich dürfte ich dir das gar nicht verraten, aber ich bin hier, weil ich jemanden umbringen muss.«
»Das habe ich befürchtet«, meint Alex.
»Ja, es ist einer der Studenten. Er hat nun zum dritten Mal das Abgabedatum nicht eingehalten und der Professor hat gesagt: Jetzt ist Schluss damit, jetzt wird er erschossen! «
Alex lacht laut auf. Und auch ich kann nicht mehr ernst bleiben.
»Hey, hey, ihr amüsiert euch ja köstlich, wie schön.« Tom steht vor uns. Wir haben sein Erscheinen gar nicht bemerkt. Wir erschrecken uns ziemlich und werden beide ein bisschen rot. »Ich will auch gar nicht lange stören«, meint Tom schnell. »Ich bräuchte nur den Autoschlüssel, Alex. Ich glaube, ich habe mein Handy im Wagen vergessen.«
»Echt?« Alex kramt die Schlüssel hervor und reicht sie Tom.
»Ja, in meiner Jackentasche ist es nicht und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es in das Seitenfach der Beifahrertür gelegt habe.« Er nimmt die Schlüssel von Alex entgegen, bedankt sich artig und ist auch schon verschwunden. Weil er es so eilig hat, sieht er auch Kim nicht, der in diesem Augenblick auf den Balkon hinaustritt und nun beinahe mit Tom zusammenstößt.
»Sorry«, sagen beide gleichzeitig. Dann entdeckt Kim mich.
»Da bist du ja. Ich suche dich schon.« Er schwankt auf mich zu und hat offensichtliche Probleme, mich zu fokussieren. »Hab dich vermisst…«, nuschelt er lallend.
»Oh, wie viel hast du denn schon getrunken?« Eine rein rhetorische Frage. Die Antwort ist klar: Zu viel!
»Nur 'n bisschen was…«, meint Kim kichernd und legt seinen Arm um mich.
»Ja, nee, is klar.« Ich schüttle stöhnend den Kopf. Kim beugt sich zu mir herunter und gibt mir einen sehr feuchten Kuss auf die Wange. »Ich denke, wir machen dir jetzt erst einmal einen richtig starken Kaffee, oder?«
»Ich bin nüchtern!«, protestiert Kim sehr ernst und sieht Alex an, als würde er von dieser Seite Bestätigung und Hilfe erwarten. Alex zwingt sich zu einem neutralen Grinsen.
»Geht's?«, fragt er und deutet auf Kim, der gerade beschlossen hat, dass er sein gesamtes Gewicht auf meinen schmalen Schultern ablegen möchte.
»Ähm…«, mache ich und
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