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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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große Familiending mit Bettinas Eltern und so weiter… Riesensache…«
    »Familiending?« Ma klingt irgendwie komisch.
    Ich stelle sie mir vor. In Äthiopien, auf der hölzernen Terrasse eines hölzernen Bungalows. Sie trägt ein weißes Trägerkleid und hat ihre langen, rotblonden Haare im Nacken locker zusammen gebunden. Ihre Haut ist von der Sonne gebräunt. Sommersprossen haben sich auf dem Rücken, den Armen, dem Hals und ihrem Gesicht gebildet.
    »So«, sagt Ma schließlich nach einer ganzen Weile. »Bettinas Eltern kommen heute?«
    »Ja.«
    »Wie kommst du eigentlich mit ihr klar?«
    Hui, Achtung, Achtung, eine Fangfrage! Jetzt ist Diplomatie gefragt.
    »Bettina ist ein netter Mensch und hat mehr drauf, als ich dachte. Sie wird nur immer unterschätzt, am allermeisten von sich selbst. Aber natürlich ist sie nicht vergleichbar mit dir…« Hm nee, das war ein bisschen plump und nicht sehr clever. Ich beiße mir selbst auf die Unterlippe.
    »Nun, solange wenigstens Joachim weiß, was er an ihr hat.« Immer noch dieser fiese Unterton in ihrer Stimme.
    Ich habe Ma nicht von Pas Affäre erzählt. Vielleicht fürchtete ich mich vor ihrer Reaktion, vor ihrer Antwort. Ich hatte Angst, sie bestätigt mir auf ihre direkte und deutliche Art, dass mein Vater ein mieses Arschloch sei.
    »Ja, Pa liebt sie…«, sage ich schlicht und mit trockenem Hals.
    »Pa?« Ma schnaubt leise. »Es klingt immer noch komisch, wenn du ihn so nennst.«
    »Aber das ist er doch. Er ist mein Vater.«
    »Wirklich? Verhält er sich jetzt auch so?«, fragt sie spöttisch. Sie kennt die Antwort, kann sie sich denken.
    »Ja«, sage ich einfach nur. Ma meint es nicht böse, doch will ich sie einfach nicht sagen hören: Hab ich's dir nicht immer gesagt, der Typ ist ein charakterloser Versager?
    »Dann redet ihr nun miteinander?« Sie klingt ungläubig.
    »Sicher«, lüge ich.
    »Und? Jammert er dir von seinem schrecklichen Leben vor? Von seiner schweren Kindheit und davon, wie er immer kämpfen musste?« Sie verdreht gerade ganz bestimmt die Augen.
    Pas schwere Kindheit? Sein schreckliches Leben?
    »Wir… Wir reden über verschiedene Dinge«, flüstere ich unsicher.
    »Tobi? Alles okay?«, fragt Ma misstrauisch.
    »Ich muss… die Gäste kommen gleich…« Mein Hals ist sehr trocken. »Es tut mir sehr leid, Ma.«
    »Hm.« Sie ist beleidigt.
    »Du weißt, ich vermisse dich… Ich liebe dich…« Meine Stimme zittert. Schweigen. Am anderen Ende der Leitung zwitschern die Vögel.
    »Ja, ich weiß. Ich liebe dich auch.« Weint sie?
    Wir legen auf. Ich lasse das Handy auf Noresund fallen. Schwer atmend fahre ich mir durch das nasse Haar.
    Ma ist so weit weg. Auf einem anderen Kontinent. Trotzdem ist sie immer bei mir. In meinem Herzen, in meinen Gedanken.
    Pa ist sehr nah. Nur zwei Stockwerke unter mir, im selben Haus. Trotzdem ist er Welten von mir entfernt. Ich kenne ihn im Grunde überhaupt nicht, habe ihn auch nie gekannt. Liebe ich ihn? Jedes Kind liebt doch seine Eltern, oder? Oder nicht?
    Verwirrt greife ich zum Föhn und trockne meine Haare. Als ich wenige Minuten später in die Küche komme, bin ich immer noch aufgebracht. Bettina, Pa und Martha sitzen am Tisch und besprechen den Ablauf des heutigen Mittagessens.
    »Warum muss ich das anziehen?«, frage ich laut und bockig. Die drei mustern mein Outfit.
    »Es sieht sehr anständig aus«, meint Pa.
    »Was ist an meinen anderen Klamotten unanständig?«
    »Du weißt, wie ich das meine.«
    »Nee, sorry, weiß ich nicht.« Ich zupfe an dem dämlichen Bügelhemd herum. »Ich soll doch nicht sagen und zeigen, dass ich schwul bin, und dann gebt ihr mir so etwas zum Anziehen?«
    »Das ist sehr hübsch«, meint Bettina etwas schwach.
    »Es ist bescheuert.« Ich schmolle.
    »Tobi, setz dich doch mal, bitte.« Pa deutet auf den Stuhl, der sich ihm gegenüber befindet. Oh je. Ein pädagogisches Gespräch kündigt sich an. Unwillig lasse ich mich auf dem Stuhl nieder.
    »Dein letztes Zusammentreffen mit Herrn und Frau Pohlmann war nicht sehr angenehm«, fängt er an.
    »Findest du? Also, ich habe nur die allerbesten Erinnerungen, das Restaurant war doch so charmant«, flöte ich mit hoher Stimme.
    »Lass den Blödsinn«, ermahnt mich Pa. »Bitte reiß dich etwas am Riemen. Du brauchst dich ja nicht an den Gesprächen zu beteiligen, wenn sie dich nicht interessieren. Sei einfach nur ruhig und…«
    »Ruhig sein und nett aussehen, genauso müssen sie sein, die perfekten Kinder. Möglichst viele feine

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