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Chaosprinz Band 2

Chaosprinz Band 2

Titel: Chaosprinz Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja 'libbyreads' Kober
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Umgangsformen und wenig Charakter. Vorzeigepüppchen!«
    Ich bin wieder mal zu weit gegangen. Martha, Bettina und Pa starren mich an. Martha betroffen, Bettina schockiert und Pa wütend. Aufgebracht senke ich den Blick.
    »Ich verstehe einfach nicht, was mit dir los ist.« Pa schüttelt den Kopf.
    »Wovon sprichst du?« Bettina starrt mich an, ihre Augen glänzen. »Wir wollen nicht, dass ihr perfekte Vorzeigepüppchen seid«, sagt sie mit heiserer Stimme.
    Ich erinnere mich an Markus' Worte: Sie musste immer perfekt sein…
    »Dann behandelt uns nicht so.« Ich stehe auf und gehe zur Tür. »Keine Sorge, ich werde brav sein.«
    Ganz brav. Brav, wie eine gestriegelte, prämierte Milchkuh auf dem Weg zum Schlachter. Genauso fühle ich mich auch.
    ***
    »Ich habe keinen Bock mehr«, zischt mir Maria ins Ohr. Das Lächeln, das sie dabei auf den Lippen trägt, ist jedoch äußerst lieblich und charmant.
    »Ich auch nicht«, antworte ich leise und gebe mir Mühe, möglichst neutral auszusehen.
    »Ein bisschen müsst ihr noch durchhalten«, flüstert Elena und knetet nervös ihre Finger. Maria und ich seufzen synchron.
    Wir haben gerade zu Mittag gegessen. Wir, die Pohlmanns, Bettinas Tante Ursula, ihr Onkel Richard und Bettinas Cousine Adelheid mit ihrem Mann Friedrich und den beiden Kindern Larissa und Patrick.
    Die alten Pohlmanns tun so, als hätte unsere letzte Begegnung nicht stattgefunden. Sie sind höflich und fragen mich nach meinen schuli schen Leistungen. Dieser seltsame Smalltalk verunsichert mich total. Ich bin kein Meister der Verdrängung und ich kann einfach nicht so tun, als hätte es das Schellfisch-Desaster nie gegeben. Doch im Hause Pohlmann lebt man wohl nach dem Motto: Wenn uns etwas nicht passt, dann tun wir eben so, als würde es nicht existieren. Auch eine Art mit seinen Problemen zurechtzukommen.
    Wie die Zinnsoldaten mussten wir uns im Eingangsbereich aufstellen. Alex, Maria, Timmy, Emma und ich. Komischerweise sahen die anderen vier überhaupt nicht dämlich aus. Ich war der Einzige, der wie eine Figur aus einem Sechziger-Jahre-Film gewirkt hat. Selbst der kleine Timmy machte in seinem weißen Hemdchen und der schwarzen Stoffhose eine bessere Figur als ich. Er zupfte immer wieder ungeduldig an seiner hellblauen Krawatte herum und antwortete lautstark auf alle Ermahnungen, er hätte Angst zu ersticken. Tja, wir sind eben doch verwandt.
    Die Gäste kamen. Erst wurden sie von Pa und Bettina begrüßt, dann mussten wir ihnen die Hände schütteln. Es gab ein großes Hallo. Groß nicht im Sinne von großen Gefühlen oder großem Spaß, nein. In diesem Zusammenhang bedeutet groß ganz genau das, was es eben bedeutet: Groß. Körperlich Groß. Man hielt sich gerade, straffte die Schultern, reckte das Kinn in die Höhe, achtete stets auf seine Haltung und blickte mit einem gönnerhaften Lächeln auf alle anderen herab.
    Mit neugierigen Blicken wurde ich gemustert und begutachtet. Ich glaube, in diesem Moment fing auch dieses Schlachtkuh-Gefühl an. Pa stellte mich vor, nannte mich seinen Sohn aus erster Ehe und war dabei schrecklich verlegen. Sein Verhalten machte mich wütend… und verletzte mich auch. Schämt er sich so sehr? Und für was? Dafür, dass er schon mal verheiratet gewesen ist? Wohl kaum. Dann muss es also doch an mir persönlich liegen.
    Die Gespräche handelten hauptsächlich von Pohlmanns Goldener Hochzeit. Dieses Ereignis sollte nicht nur schön und romantisch werden, sondern – und darauf kam es allen Beteiligten besonders an – von keinem der Gäste jemals vergessen werden. Alle sollten noch Jahre später voller Neid und Achtung über diese Veranstaltung sprechen. Es geht ja schließlich um so viel. Das Ansehen der Familie in der Gesellschaft.
    Erwin und Lydia haben ihre ganz bestimmten Vorstellungen, wie, wo und wann die Feier stattfinden soll. Es soll auf dem Land gefeiert werden. Auf einem Gut. Große Säle, eine gepflegte Parkanlage und jede Menge feiner Gäste. Nun diskutiert man eifrig über die Gestaltung der Einladungskarten. Auf Goldtöne und Weiß hat man sich bereits geeinigt.
    »Wollt ihr nicht vielleicht doch ein Bild dazutun?«, fragt Bettina.
    »Was für ein Bild?« Ihre Mutter sieht sie verständnislos an.
    »Ein Bild von Vater und dir… von früher… Es muss ja nicht euer Hochzeitsfoto sein…« Sie zuckt schüchtern mit den Schultern.
    »Ich finde die Idee süß«, flötet Adelheid und schenkt Bettina ein falsches Lächeln. Sie hat sich so oft liften lassen, da

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