Chaosprinz Band 2
herunter. Wir knallen mit den Lippen aufeinander. Es tut weh. Aber egal.
Unsere Münder öffnen sich beinahe zur selben Zeit und fast gleichzeitig schnellen unsere Zungen nach vorne. Ich lege den Kopf schief, will ihm mehr Raum bieten, mehr Möglichkeiten. Seine Arme drücken mich an ihn, ich lasse es zu. Gierig reiben sich unsere Zungen aneinander.
Ich kann sein Herz unter meiner Handfläche klopfen fühlen. Sehr schnell… fast so schnell wie meins… In dem düsteren, kalten Raum hört sich unsere Atmung unwirklich laut an… erregend… Wir lösen uns voneinander, halten uns aber immer noch fest. Sein Gesicht ist meinem so nah.
»War es das, was du sagen wolltest?«, frage ich zitternd.
»Nein«, meint er leise. Er lässt mich los und macht einen Schritt nach hinten und geht auf die Tür zu.
»Wage es nicht«, rufe ich aufgebracht. »Wenn du jetzt gehst, dann werde ich dir da oben vor deiner gesamten Familie eine Szene machen. Das ist mein Ernst.«
Er bleibt stehen.
»Du kannst nicht immer wegrennen, das kannst du mir nicht antun.« Meine Stimme klingt brüchig. »Das ist nicht fair, ich will eine Antwort und zwar jetzt gleich.«
»Was soll ich dir sagen? An unserer Situation hat sich doch nichts geändert.«
»Nein?«
»Wir sind immer noch Teile derselben Familie…«
»Wir sind nicht verwandt, verdammte Scheiße. Du gehst mir mit deinem dämlichen Familienkomplex total auf die Nerven. Familie hier, Familie da. Ich meine, ich bin auch ein Scheidungskind und trotzdem mache ich nicht so eine Riesensache aus meinem Vater. Ich habe die ganze Situation auch ohne irgendwelche Schäden überstanden. Und ich hatte ja ebenfalls nie Kontakt zu Pa…«
S hit. Verdammte Scheiße! Wie bin ich nur auf dieses Thema gekommen…?
Alex ist sehr blass. Er starrt mich aus großen, glänzenden Augen an. »Was?«, fragt Alex heiser.
»Ich… ich meine…« Mir wird heiß… und eiskalt…
»Wie kommst du darauf, dass mein… meine Eltern…« Er ist wirklich geschockt.
Ich gehe zu ihm, greife schnell nach seinen Händen und halte sie schützend fest. »Ich dachte… Es gibt im ganzen Haus keine Fotos von deinem Vater und ihr sprecht auch nie von ihm, da bin ich einfach davon ausgegangen, dass sich deine Eltern haben scheiden lassen. Es war nur eine Vermutung…« Ängstlich sehe ich ihn an. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Es tut mir sehr leid.« Betroffen und nervös senke ich den Blick und betrachte unsere ineinander verschlungenen Hände.
»Ja, meine Eltern haben sich scheiden lassen«, meint Alex schließlich. Seine Stimme klingt nun deutlich fester. »Aber ich habe keine Lust, darüber zu diskutieren. Es ist sehr lange her, ich kann mich an nichts mehr erinnern und im Grunde ist es auch nicht wichtig. Joachim ist jetzt unser Vater und wir sind eine Familie. Und niemand darf diese Familie kaputt machen – auch du nicht.« Er sieht mich starr an.
»Das verstehe ich und dein Drang, alle zu beschützen, ehrt dich«, sage ich schnell. »Aber du darfst dich selbst nicht vergessen. Willst du denn gar nicht glücklich sein?«
»Doch.« Er nickt. »Aber ich denke nicht, dass mein Glück mit Liebe zu tun hat.«
»Natürlich hat es das«, widerspreche ich verständnislos.
»Wenn du dein Lebensglück von der Liebe abhängig machst, ist das sehr gefährlich. Du setzt alles auf eine Karte und am Ende verlierst du…« Seine Stimme klingt bitter.
»Das ist totaler Schwachsinn«, meine ich ernst.
»Wieso? Nenn mir eine Beziehung, die wirklich, richtig funktioniert und in der beide vollkommen glücklich sind. Kennst du so ein Paar?« Fragend sieht er mich an.
Ich denke krampfhaft nach. »Ich… ich habe ja nie gesagt, dass es einfach ist, aber…« Trotz allem bin ich nicht bereit aufzugeben. Es gibt auch Paare bei denen alles stimmt, die sich einfach nur lieben. Ich glaube daran.
»Wenn wir zusammen wären, dann würde das nicht gut gehen«, meint Alex plötzlich sehr ernst.
Ich schaue ihm verblüfft in die Augen. »Warum nicht?«
»Ich würde es versauen und am Ende wirst du mich hassen.«
»Du übertreibst.« Ich schüttle schnell den Kopf. Er soll nicht an so dumme Dinge denken.
»Brüder und Freunde bleiben ein Leben lang zusammen, Lover trennen sich irgendwann…« Er sieht traurig aus.
Ich lasse seine Hände los und beginne, unruhig im Raum auf und ab zu laufen. »So ein verdammter Schwachsinn!«, fauche ich zitternd. »Wie kommst du nur immer auf so einen Mist? Wieso glaubst du so wenig an
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