Chaplins Katze, Clintons Kater
der in die Kindertage der kalifornischen Filmindustrie »stolperte« und dort bald Produzent, Regisseur und Schauspieler wurde. Überaus kreativer Autodidakt und politisch Linker. Hatte eine ausgeprägte Vorliebe für Eheschließungen mit Teenagern.
Seine letzte Frau Oona, die Tochter von Eugene O’Neill, gebar ihm acht Kinder. Zum Zeitpunkt ihrer Eheschließung war er 54
Jahre alt und hatte eine Vaterschaftsklage am Hals. Oona war 18. Er kannte jeden, der Rang und Namen hatte. In Anbetracht seines stark katzenhaft ausgeprägten Verhaltens ist es kein Wunder, dass Chaplin Katzen mochte (Hunde übrigens auch), wenn er auch immer viel zu beschäftigt war, um je von ihnen besessen zu sein. Nach ihrer Heirat zogen Oona und er nach Osten, um alles hinter sich zu lassen, und nahmen ihr kleines schwarzes Kätzchen mit. Chaplin versäumt leider, uns in seiner großartigen Autobiografie den Namen des Tiers mitzuteilen, aber es ist nicht weiter verwunderlich, denn das Personenverzeichnis ist praktisch ein Who is who und enthält wirklich jeden prominenten Namen von Lord und Lady Astor bis Adolph Zukor. Aber Chaplin erinnert sich an die Abenteuer des Kätzchens im Osten. Mit dem Haus, das die
Jungvermählten auf dem Land angemietet hatten, »erbten wir einen sehr netten schwarzen Jagdhund, der sich uns wie ein Liebhaber seiner Dame anschloss… Als unsere kleine Katze ihn zum ersten Mal sah, fauchte und spuckte sie ihn an. Doch er legte sich einfach hin, drückte die Schnauze auf den Boden und zeigte damit seine Bereitwilligkeit zur Koexistenz an.«
Kein schlechtes Bild für Chaplins unerschütterlichen Glauben an den Weltfrieden, der ihm den Vorwurf einbrachte, Kommunist zu sein. Er wies diese Behauptungen zurück und nannte sich einen »Friedenstreiber«. Wie er sagte, war er nur eins und eins allein, »ein Clown. Das stellt mich auf eine wesentlich höhere Stufe als einen Politiker.«
Seine Eltern waren im Show-Business, doch seine Mutter war psychisch labil und sein Vater war ein Säufer, der die Familie sitzen ließ. Er verbrachte seine Kindheit in äußerster Armut.
Schon früh begriff er, dass er mehr als alles andere den Glamour und das »Magische« brauchte, dass er die Leute zum Lachen bringen wollte. Und gleich am Anfang der Chaplin-Story tauchen Katzen auf.
Als Chaplin sieben Jahre alt war, trug der junge Charles in der Schule eine Humoreske mit dem Titel ›Miss Priscilla’s Cat‹ zum großen Amüsement der Klasse vor und ein Lehrer, der es zufällig mit anhörte, lachte Tränen. Nun musste er durch alle Klassenzimmer touren, wo er ›Miss Priscilla’s Cat‹
aufsagte. Er hatte zwar schon im zarten Alter von fünf Jahren mit seiner Mutter auf der Bühne gestanden, aber dies war etwas ganz Anderes, »der erste Vorgeschmack des
Ruhmesglanzes«.
Der kleine Charlie war plötzlich nicht mehr unbekannt und schüchtern, er stand »im Mittelpunkt des Interesses der Lehrer und Schüler«. Sogar seine schulischen Leistungen wurden besser. Doch dann nahm man ihn im Alter von acht Jahren aus der Schule und schickte ihn mit einer fahrenden Varietetruppe von acht Jungen durch die Lande, die Holzschuhtänze vorführten – mit den »Eight Lancashire Lads«.
Und wieder stehen Katzen im Mittelpunkt. Im Londoner Hippodrome trat Charlie mit einem (damals berühmten) französischen Clown auf, der eine Nummer mit einem dressierten Pudel aufführte, in der auch Charlie eine kleine komische Einlage zu geben hatte:
Ich war eine Katze, und Marceline [der Clown], der ängstlich vor einem Hund zurückwich, stolperte und fiel über meinen Rücken, während ich Milch trank. Er beschwerte sich immer darüber, dass ich meinen Rücken nicht genug krümmte, um seinen Sturz etwas zu dämpfen. Ich trug die Maske einer Katze, die einen Ausdruck des Erstaunens zeigte, und während der ersten Matinee für Kinder schlich ich mich an die Rückseite eines Hundes und begann daran zu
schnüffeln…
Als ich das Schnüffeln und Zwinkern mehrere Male wiederholt hatte, stürzte der Direktor hinter die Bühne…
Aber ich ließ mich nicht stören. Nachdem ich an dem Hund gerochen hatte, schnupperte ich in das Proszenium und dann hob ich mein Bein. Die Zuschauer brüllten vor Lachen –
wahrscheinlich weil ich mich so unkatzenhaft benahm…
Der französische Komponist Debussy hat einmal zu ihm gesagt, er sei »ein instinktiver Musiker und Tänzer«. Und natürlich hat Chaplin die Musik zu seinen Filmen immer selbst komponiert. Aber er hat
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