Chaplins Katze, Clintons Kater
andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens – so ihre Probleme mit den Medien: in den vielen Büchern, die über sie geschrieben werden, in der Presse und im Fernsehen und in der weltweit ausgestrahlten Seifenoper, die das Sexualverhalten von Katzen
vergleichsweise diskret und höchst relevant erscheinen lässt.
Socks tut auf glänzende Art sein Möglichstes, um das Image der Clintons wieder aufzupolieren. So nimmt ihn zum Beispiel Hillary Clinton mit ins National Children’s Hospital in Washington, um dort die kleinen Patienten ein wenig aufzuheitern. Eine tolle Medienstrategie, aber auch medizinisch fundiert, denn Tiere können bei kranken Kindern (und Erwachsenen) wahre Wunder wirken.
Der Socks-Fanklub (im Internet) bringt in seinem Nachrichtenblatt Nummer 15 vom Sommer 1997 die
Rezension einer Biografie von Mrs Clinton (erschienen bei Warner Books), die mit den folgenden Worten beginnt:
»Dieses Buch fand ich wunderbar. Wer kann schon
widerstehen, wenn gleich auf der ersten Seite SOCKS
vorkommt? Der Autor schreibt nämlich, dass Mrs Clinton
›über Richard Nixon und über Chelseas Kater nachdachte…‹«
Socks ging am Tag der Präsidentschaftswahlen von 1992 in die Geschichte der Nation ein, als der Demokrat Clinton den Republikaner George Bush besiegte (dessen Spaniel Millie wahrscheinlich das Familienmitglied mit dem größten Charisma war…). Die Ergebnisse waren noch nicht ausgezählt und das Buch beschreibt die nervöse Ehefrau des zukünftigen Siegers, wie sie düstere Gedanken über Nixon und über ihre eigene Familie hegt.
Der Kater ihrer Tochter Chelsea war eine Art Symbol. Socks, der wuschelige schwarz-weiße Straßenkater, der Chelsea und ihr und Bill so viel Freude gebracht hatte, obwohl Bill und sie allergisch auf ihn waren, das war auch eine Verbindung zu einem ganz anderen Leben… Vorsichtig hatte sie angefangen, über das Weiße Haus nachzudenken, und darüber, wie sie ihrer zwölfjährigen Tochter trotzdem noch ein eigenes Leben bieten könnte…
Socks würde ein Teil dieses Lebens sein. Sie fragte sich, würde er die erste First Cat seit Amy Carters Katze werden?
Ein Geheimagent hatte ihnen erzählt, dass es im Weißen Haus Mäuse und Ratten gab. Stimmte das? Hatte Barbara Bush wirklich eine Ratte im Swimmingpool gefunden? Vielleicht lag das daran, dass es keine Katzen im Haus gab. He, das war ja sogar ein politischer Pluspunkt! Katzenfreunde würden sich endlich wieder in der Regierung vertreten fühlen!
Hillary konnte damals ja kaum vorausahnen, was die Amtszeit ihres Mannes noch alles für sie bereithielt, und scherzte über eine Wählerumfrage: »Haben Sie für die Clintons gestimmt, weil sie eine Katze haben?«
Nach dem Wahlsieg begann Socks seine Aufgabe mit viel Humor zu meistern (»Whitewater – Weißwasser, das ist doch sicher nur ein anderes Wort für Milch?«). Und was »Gras«
betrifft, das auch in Amerika nach den sechziger Jahren eine zusätzliche Bedeutung gewonnen hatte, gibt Socks zu: »Klar, ich habe in Little Rock damals ein bisschen Gras gekaut, aber nie runtergeschluckt.« Kapiert?
Wie seine Vorgängerin im Weißen Haus, die goldige Springerspaniel-Dame Millie, betätigt sich auch Socks online als Erzieher. Mrs Clinton und ihre Vorgängerin Barbara Bush sind sich über alle politischen Trennlinien hinweg einig, wie wichtig Lesen und Schreiben sind, und nicht nur
»Computerkenntnisse«, was immer damit auch gemeint sein mag. Als Millie im Mai 1997 starb, wies der Nachrichtenbrief im Socks-Fanklub respektvoll auf ein »In Memoriam« hin.
War Millie mit ihren zehn Welpen eher eine Vertreterin wahrer
»Familienwerte« gewesen als der Macho-Kater Socks?
Jedenfalls bekommen die Kinder unter zehn, die in den Medien mit Socks korrespondieren, gute Noten für Denken und Schreiben.
In den ihm zugeschriebenen Kommentaren benutzt Socks gerne viele lange Wörter:
Ich halte Anthropomorphismus für grundlegend pervers.
Manche Leute im Weißen Haus glauben, dass es total niedlich ist, wenn sie an meiner Stelle in einer blöden Piepsstimme sprechen und Sachen sagen wie: »Wo habe ich denn mein Mausimausi gelassen?«
Und wusstet ihr, dass ich angeblich ein Buch geschrieben habe? ›Socks goes to Washington: The Diary of America’s First Cat‹ [Socks geht nach Washington: Das Tagebuch von Amerikas First Cat]. Also bitte!
Ein kleiner Pfotenhieb in Richtung Millie? Aber wie viele Kids sind dann wohl zum Wörterbuch gerannt und
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