Chaplins Katze, Clintons Kater
als er drei Jahre alt war.
Er wurde von einem Onkel aufgezogen, der keine Geduld mit seiner Träumernatur hatte. Er studierte Jura und war ein guter Jurist, verlor aber wegen subversiver politischer Karikaturen seine erste Anstellung. In der »Verbannung« in einem winzigen Dorf verbrachte er seine Freizeit mit Komponieren.
Mit 26 Jahren heiratete er eine Polin, die er seine »dicke Mischa« nennt. Eine Tochter wurde geboren. Zehn Jahre später schickte er seine Frau mit dem Kind zurück zu ihrer Mutter.
Die Tochter starb, wenige Jahre später auch seine Frau. Bei einer Affäre mit der Frau eines hohen Beamten zog er sich augenscheinlich die Syphilis zu.
Hoffmann zog häufig um und ging vielen verschiedenen Tätigkeiten nach. Er hatte eine unglückliche Liebschaft mit einem 16-jährigen Mädchen namens Julia, und auch im ›Murr‹
spielt eine Julia eine wichtige Rolle. Hoffmanns Oper ›Undine‹
nach einem Libretto von de la Motte Fouqué war ein großer Erfolg. Der Komponist hatte eine Affäre mit der 15-jährigen Sängerin der Titelrolle. Nach der 24. Vorstellung brannte das Opernhaus im August 1816 nieder – mit allen Kostümen, Noten und Bühnenbildern, die auch Hoffmann selbst entworfen hatte. In seinen letzten Lebensjahren litt er an starken Schmerzen und hatte mit politischen Problemen zu kämpfen. Er starb mit 46 Jahren.
SAMUEL JOHNSON (1709-1784), englischer Schriftsteller, Lexikograf, Kritiker, Konversationsgenie, Kneipengänger, Katzenliebhaber »bis zum Wahnsinn«. Er galt allgemein als eine der herausragendsten Persönlichkeiten des 18.
Jahrhunderts. Dabei beeindruckt sein Charakter weitaus mehr als sein literarisches Œuvre. Unser Wissen über den Mann Johnson – seine Tapferkeit, Freundlichkeit, Ehrlichkeit, sein Abscheu gegen Scheinheiligkeit, seine Sympathie für alle Armen und Schwachen, aber auch sein herrschsüchtiges und rechthaberisches Benehmen – stammt zum größten Teil aus der berühmten Biografie seines in Anbetung erstarrten jungen Freundes Boswell.
Hodge ist diejenige von Johnsons Katzen, über die wir am besten informiert sind, und das haben wir wiederum Boswells Erzählung zu verdanken. (Der Name »Hodge« kommt von
»Roger«, einem damals typischen englischen Bauernnamen; heute kennt man ihn beinahe nur noch wegen Johnsons Katze.) Die Katze erscheint in Boswells Bericht über Johnsons Freundlichkeit gegenüber allen Schwachen und Schutzlosen: gegenüber Kindern, die er liebte (selbst hatte er keine), die er
»liebe Dingerchen« nannte und denen er Zuckerzeug schenkte.
»Dafür spricht auch die ungemeine Anteilnahme am Wohlergehen und Seelenheil seiner Dienstboten.« Noch, fährt Boswell fort, dürfe in diesem Zusammenhang »übergangen werden, wie tierliebend Johnson war. Es wird mir unvergesslich bleiben, was er sich von Hodge, seinem Kater, alles gefallen ließ, für den er jeweils selber Austern holen ging, weil er befürchtete, falls er seinen Diener damit betraute, könne dieser eine Abneigung gegen das arme Tier fassen.«
Johnson öffnete persönlich jeden Morgen die Austern für Hodge und reichte sie der Katze eine nach der anderen.
Der arme Boswell hatte schwer unter Johnsons
Katzenverrücktheit zu leiden. Vielleicht war es eine Allergie, vielleicht schlicht Abneigung. Wie er in einem viel zitierten Abschnitt der berühmten Biografie schreibt:
Leider gehöre ich zu denen, die vor Katzen einen Ekel haben; es ist mir nie recht wohl, solange sich eine im gleichen Zimmer befindet, und ich muss gestehen, dass mir die Anwesenheit des oben genannten Hodge oft recht lästig war.
Und anwesend war Hodge wirklich. Boswell beschreibt in lebhaften Worten, wie Hodge »mit allen Anzeichen des Behagens an Dr. Johnson« emporkletterte, während dieser »sie gemütlich kraulte und am Schwanz zog: Als ich bemerkte, es sei eine schöne Katze, erwiderte er: ›Ja, aber ich habe welche gehabt, die ich noch lieber mochte.‹«
Und dann, als hätte Johnson das Gefühl gehabt, Hodge mit diesem Kommentar vielleicht gekränkt zu haben, fügte er rasch hinzu: »Aber Hodge ist ein gutes Tier, ein sehr gutes Tier sogar.«
HELMUT KOHL (*1930), deutscher Bundeskanzler von 1982 bis 1998, der mit endlosen Koalitionsproblemen, der
Wiedervereinigung des Landes, der Wirtschaft und seinen Kritikern zu kämpfen hatte. Zu Hause bei den Kohls lebt Mieze, eine kleine schwarz-weiße Streunerin, die vor über einem Jahrzehnt vor der Tür saß und miaute. Man bat sie herein und sie blieb und
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