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Chaplins Katze, Clintons Kater

Chaplins Katze, Clintons Kater

Titel: Chaplins Katze, Clintons Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helga Dudman
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Behörden der Nordstaaten sie um Hilfe.
    Es sollen hier nur einige wenige ihrer insgesamt sechzig Ratzen Erwähnung finden: Bismarck und Disraeli, zwei Perserkatzen, Gladstone, Benedek und Thomas und ein paar weibliche Katzen, die einfach Pussy hießen, sowie Mr Muff, ein Lieblingskater, der ein trauriges Ende nahm. Er war auf einem Landsitz zurückgeblieben, während Nightingale in London arbeitete, und wurde bei einem Streifzug durch die Wälder von einem Wildhüter erschossen. Nightingale war tieftraurig und zitierte die Bibel, um ihre Trauer zum Ausdruck zu bringen: »Ich habe nun niemanden mehr, der wie Ruth sagen könnte: ›Rede mir nicht ein, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte.‹ Der arme Mr Muff hat es gesagt, genau wie Ruth.«
    Nightingales Leben war voll von Gefühlschaos, Zweifeln und Familienzwistigkeiten. Ihre Mutter und Schwester, die völlig anders waren als sie, konnten nicht verstehen, warum sie der Menschheit dienen wollte, und machten ihr hysterische Szenen. Sie hat nie geheiratet, obwohl es ihr an Anbetern und passenden Freiern nie fehlte. Und sie liebte Kinder.
    Wie es einer ihrer vielen Biografen formulierte, hat sie nie die »ideale Partnerschaft gefunden, die ideale Sympathie, nach der sie sich so sehr sehnte… und so fanden ihre Gefühle ein Ventil in ihrer Katzenliebe«. Sie erklärte einmal in einem Brief: »Die stummen Tiere beobachten einen so viel genauer als die Menschen und sie wissen so viel besser, was man denkt.«
    In ihren langen Jahren der Bettlägerigkeit – in denen sie allerdings trotzdem noch wesentlich härter arbeitete als die meisten von uns zu ihren besten Zeiten – schrieb sie lange Briefe, oft auch über ihre Katzen. Eine Passage berichtet von ihrem Kater Thomas: »Ich möchte Thomas nicht weggeben. Er ist dumm, unwissend, schmutzig und ein Dieb.« Warum wollte sie ihn dann nicht weggeben? »Weil ich nicht glaube, dass irgendjemand ihn behalten und so nett behandeln würde wie wir.«

    Er ist so hübsch, dass Leute von weit her kommen, um ihn anzusehen. Es war ein Schock für mich, dass er sich nicht mit einer Ehegattin zufrieden geben wollte. Pussy hatte vier Kätzchen, die alle sehr viel hübscher waren als sie. Eines davon hat Thomas umgebracht und dann hat er noch seiner ältesten Tochter eine unglaubliche Ohrfeige verpasst, die sie allerdings überlebte.
    Die Bediensteten finden sich überhaupt nur mit Thomas ab, weil sie glauben, dass Pussy ohne ihn jämmerlich traurig wäre.

    Und doch gab man Thomas schließlich weg und Nightingale erzählte seine Geschichte in einem Brief weiter, wie immer eine genaue Beobachterin: »Er hat dort immer nur Dummheiten gemacht. Er ist den Kamin hochgeklettert, musste dann in die Waschwanne gesteckt werden und wenn man ihn nachts in den Garten schickte, war ihm Venus nicht hold.« Also nahm ihn das Haus Nightingale wieder auf. Katzen wurden dort sehr wohl überlegt miteinander verkuppelt, der Nachwuchs wurde »als Zeichen besonderer Freundschaft an sorgfältig ausgewählte Familien verschenkt«. Trotzdem hat man das Gefühl, dass Nightingale, hätte sie fünfzig Jahre später gelebt, als es möglich wurde, Haustiere zu sterilisieren, auch auf diesem Gebiet eine leidenschaftliche Pionierin gewesen wäre.
    »Diese Katzen sind so launisch«, schrieb sie einer anderen Freundin und bezog sich damit auf Sex, Ehe und weibliche Allüren.

    Das Kätzchen wollte heiraten, also stellte ich ihr die beiden besten Partien in ganz England vor, die Herren Bismarck und Benedek. Sie wollte keinen von beiden. Und jetzt liegt sie mir in den Ohren, dass ich einen hässlichen Kater niederster Geburt von der Straße hereinholen soll – das werde ich nicht!
    Aber ich habe ihr gesagt, sie könnte gerne ausgehen, wenn sie möchte. Doch dafür ist sie zu schüchtern.

    Auf dem Krankenlager und bei der Arbeit hatte Nightingale stets »eine Katze wie einen Knoten um den Hals geschlungen«, und sechs oder sieben andere spazierten durch ihr Zimmer und über ihr Bett. Viele ihrer Briefe und Entwürfe, in denen sie die Probleme der Welt abhandelt, tragen noch Pfotenabdrücke.
    Immer fand diese Frau, die sonst nicht leicht zu amüsieren war, ihre Katzen amüsant. In einem Brief beschreibt sie ihre Bemühungen, einem Kätzchen das Putzen beizubringen, und lässt die kleine Katze sagen: »Was das doch für eine ungeschickte große Katze ist!«
    Nightingale interessierte sich für Religion, aber nur auf höchstem intellektuellem Niveau. Einer

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