Chaplins Katze, Clintons Kater
der sterilisierten Hündin zu zeigen, was sie alles kann) und fängt auch weiterhin Vögel und Mäuse. Sie hat sich eben für die Karriere entschieden und nicht für unaufhörliches Kinderkriegen.
In England hatte Lessing wieder Katzen – alle sehr unterschiedlich, alle mit ihrer ureigenen Persönlichkeit und ihren ureigenen Problemen. Der größte Teil des Buches befasst sich mit dem Leben und Schicksal der »grauen Katze« und der
»schwarzen Katze« und einiger anderer. Und die Leser beobachten Lessing, wie sie ihre Katzen beobachtet. Nicht immer stimmten sie vielleicht mit deren Analysen überein. So kommt es mir zum Beispiel so vor, als neigte Lessing, ein außerordentlich politischer Mensch, ein wenig zu sehr dazu, bei bestimmten Situationen gleich auf genauso bestimmte Ursachen zu schließen.
Das Buch ist allerdings wunderbar geschrieben. Hier sind die letzten Zeilen, in denen es um die »schwarze Katze« geht: Wenn sie… sich nicht mit Mutterpflichten abplagen muss.
Ein kleines glänzendes, festes Tier, so sitzt sie da, eine schwarze, schwarze Katze mit edlem Profil. »Katze aus dem Schattenreich! Plutonische Katze! Katze für einen Alchimisten! Mitternachtskatze!«
Aber heute ist die Schwarze für Schmeicheleien nicht zu haben, sie will nicht gestört werden. Ich streichle ihren Rücken; sie macht einen leichten Buckel. Sie schnurrt ganz kurz in höflicher Anerkennung des fremden Wesens, dann starrt sie mit ihren gelben Augen in eine verborgene Welt.
ABRAHAM
LINCOLN
(1809-1865), 16. Präsident der
Vereinigten Staaten, der immer noch vorbehaltlos verehrt wird
– für seine Weisheit, seine Menschlichkeit, seinen Mut und sein politisches Durchsetzungsvermögen. Seine Persönlichkeit wird wohl niemals grundlegend in Frage gestellt werden. Er widmete sein ganzes Leben der problembefrachteten Welt der Menschen, liebte aber auch bereits seit frühester Kindheit alle Tiere – Katzen, Hunde, Pferde, Schweine, Ziegen.
Wie jeder US-Amerikaner auch heute noch weiß, wurde Lincoln in einer Blockhütte geboren, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, war zum größten Teil Autodidakt und groß und stark (1,92 m und von kräftigem und männlichem Körperbau). Trotzdem konnte er an keinem noch so kleinen Tier vorübergehen, das seine Hilfe brauchte. Als junger Rechtsanwalt fuhr er einmal in der Postkutsche zu einem Mandanten, als er sah, dass ein kleines Ferkel im Schlamm stecken geblieben war und sich wild quiekend bemühte, wieder freizukommen.
Alle lachten – außer Lincoln. Der fand die Schwierigkeiten des Ferkels nicht komisch. Er bat den Kutscher anzuhalten, watete knietief durch den Schlamm zu dem Schweinchen, zog es aus dem Dreck und stellte es wieder auf sicheren, trockenen Boden. Sein einziger Anzug war völlig verdreckt, aber die Geschichte berichtet, dass »sein Herz so sehr von der Genugtuung über seine gute Tat erfüllt war, dass er dies überhaupt nicht bemerkte«.
Aus dem jungen Rechtsanwalt wurde ein hervorragender Redner, der sich der Politik verschrieb – damals wie heute ein glitschiges, schlammiges und schwieriges Gelände. Er wurde 1861 zum Präsidenten gewählt und musste sich schon bald mit der Sezessionsbewegung der Südstaaten und den Ereignissen auseinander setzen, die schließlich zum amerikanischen Bürgerkrieg führen sollten.
Während der blutigen Schlachten zwischen den Nord- und Südstaaten (siehe Florence Nightingale) besuchte Lincoln einmal das Lager von General Grant, als er drei völlig steif gefrorene Kätzchen fand. Und was tat er? Er adoptierte sie auf der Stelle. Das ist eine bemerkenswerte Sache, wenn man bedenkt, dass zu den Pflichten des Präsidenten während des Bürgerkriegs beinahe unlösbare Aufgaben gehörten wie zum Beispiel das Verfassen eines Briefes an eine Mutter in Massachusetts, die fünf Söhne in einer einzigen Schlacht verloren hatte.
Von Lincolns vier Söhnen erreichte nur einer das Erwachsenenalter. Tad erbte von seinem geliebten Bruder Willie, dem eigentlichen Herrchen, das Kätzchen Tabby.
Willie starb ein Jahr nach Lincolns Wahl zum Präsidenten, eine der vielen Tragödien, die Lincoln erleben musste. Tabby, die Katze, stand in einer langen Tradition von
Präsidentenkatzen. Auch Washington und Jefferson wussten die Gesellschaft von Katzen zu schätzen. Tabby darf man wohl als Anregung für die viel zitierte Bemerkung Lincolns ansehen: »Ganz gleich, wie viel sich Katzen streiten, es scheint immer reichlich Junge zu geben.«
Nicht lange
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