Chaplins Katze, Clintons Kater
Serpolet…
Richelieu zerschlug die Macht des Adels durch das ziemlich endgültige Mittel der Hinrichtung, machte den Einfluss der Protestanten (Hugenotten) zunichte und griff in den Dreißigjährigen Krieg ein.
Die Experten wissen mehr über Richelieus täglichen Arbeitsablauf und seine Aktivitäten als über sein Gefühlsleben
– außer wenn es um seine Katzen ging. Er schlief sehr wenig und sobald er aufwachte – etwa gegen drei Uhr morgens –
brachte man ihm ein paar Kätzchen zum Spielen ans Bett.
Dann diktierte er Briefe, schlief noch einmal etwa zwei Stunden. Dann Gebete und noch mehr Arbeit. Zwei oder drei Katzen waren gewöhnlich in seinen Kardinalsgewändern verborgen.
Richelieu, der wie beinahe alle mächtigen Menschen als einsam, melancholisch und unberechenbar galt, spielte seinen unglückseligen Bediensteten gerne Streiche. So ließ er sie von angeblichen Dieben berauben, warf ihnen Bücher an den Kopf, gähnte herzhaft, während sie sprachen. Es folgt eine Beschreibung des Kardinals:
Sein stärkster Verbündeter war seine Persönlichkeit. Selbst der König bebte in seiner strengen, erhabenen Gegenwart.
Auf seinem blassen, hageren Gesicht spiegelte sich ein eiserner Wille. Er war von kränklicher Statur und von Gebrechen gezeichnet, doch wenn er in seine roten Gewänder (inklusive Katzen) gekleidet war, verlieh ihm seine würdevolle Haltung das Auftreten eines Prinzen. Sein Mut war mit einer gemeinen Schlauheit gemischt und er liebte die äußeren Attribute der Macht ebenso wie ihre Ausübung; und doch wich er nie einen Fußbreit von seiner Politik ab, um jemandes Zustimmung zu erheischen, und der König wusste stets, dass sein einziges Motiv bei all seinen
Staatshandlungen das Wohl des Reiches war.
Ein bemerkenswerter Ausspruch, den man Richelieu zuschreibt: »Gebt mir sechs Zeilen, die der ehrenwerteste aller Menschen geschrieben hat, und ich finde darin etwas, das ihn an den Galgen bringen kann.«
In Sachen Soumise, Rubis, Lucifer et al. wäre nie ein solcher Kommentar über seine Lippen gekommen. Im Gegenteil: Ihnen ging es zu seinen Lebzeiten prächtig und sie wurden in seinem Testament großzügig bedacht. Als Richelieu starb, war seine Armee von 12000 Mann im Jahre 1621 auf 150000 im Jahre 1638 angewachsen und sein persönliches Vermögen war immens. Es lebten auch noch 14 Katzen am Hof, als ihr diktatorischer, vergnügungssüchtiger Gefährte starb. Richelieu vererbte ihnen in seinem Testament Geld und benannte zwei Vormünder, die sie betreuen sollten, bis sie ihrem Herrchen in ein wie auch immer geartetes katholisches Paradies folgten.
So sollte es nicht kommen. Alle überlebenden Katzen wurden schon bald nach Richelieus Tod von einem lachenden, die Trommel schlagenden Regiment Schweizer Söldner
massakriert.
Die Ausnahmegestalt Richelieu lebt weiter, zumindest in den Regalen der Bibliotheken, in Theaterstücken und unzähligen Biografien, unter anderem der von Hilaire Belloc (der Katzen hasste, sich aber trotzdem entschloss, über diesen von Katzen besessenen Staatsmann zu schreiben). Richelieu taucht auch in Dumas’ ›Die drei Musketiere‹ auf und in der Verfilmung dieses Buchs. Auch er selbst strebte nach literarischem Ruhm und es wird ihm mindestens ein Theaterstück zugeschrieben.
THEODORE ROOSEVELT (1858-1919), 26. Präsident der Vereinigten Staaten. Nie vorher oder nachher hat es im Weißen Haus so viele Kinder (sechs) und so viele Haustiere (Ratten, einen Dachs, einen Bären, ein Schwein sowie die weniger ungewöhnlichen Ponys, Pferde, Hunde und Katzen) gegeben als während der beiden Amtszeiten von Theodore Roosevelt.
Roosevelt war sieben Jahre alt, als Lincoln (siehe dort) ermordet wurde, und von diesen beiden Präsidenten wird gesagt, Lincoln habe die Nation bewahrt und Roosevelt habe sie erneuert. Vitalität und Energie waren sicherlich zwei seiner herausragendsten Eigenschaften.
Kätzchen und Kinder tummelten sich während Roosevelts beiden Amtszeiten im Weißen Haus in allen Korridoren der Macht. Das Lieblingspony war natürlich meistens draußen, aber als einmal einer der Jungen krank war, schmuggelte sein Bruder Quentin das Pony Algonquin ins Zimmer, um ihn aufzuheitern. Das waren noch glückliche Familienzeiten im Weißen Haus – es erinnert ein wenig an das Leben der Lincolns, und die Familie Roosevelt hatte mit genauso vielen Tragödien zu kämpfen. Quentin, der Jüngste, der das Pony ins Haus geschmuggelt hatte, kam im Ersten Weltkrieg bei einem
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