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Charade - Bittersueßes Spiel

Charade - Bittersueßes Spiel

Titel: Charade - Bittersueßes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyrae Dawn
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los«, sage ich zu Cheyenne, und sie lässt den Wagen an. Dann lotse ich sie zum Haus meiner Mom. Die ganze Zeit über zuckt mein Bein nervös auf und ab. Sie hat sich nicht gut angehört. Allerdings, wann klingt sie schon jemals gut?
    Tue ich das Richtige oder bin ich der größte, verdammte Heuchler der Welt, wenn ich meine sterbende Mutter wegen Cheyenne anlüge? Ich blicke zu ihr hinüber. Sie wirkt ebenfalls nervös, und ich begreife, dass sie im Moment wahrscheinlich mit einigem Scheiß zu kämpfen hat, über den ich Mistkerl nicht mal nachgedacht habe.
    »Bist du okay?«
    Sie nickt. Ein Nicken, das ich ebenfalls drauf habe, wenn ich nicht im Geringsten in Ordnung bin. »Es bedeutet mir viel«, gestehe ich, um auf meine Weise danke zu sagen.
    »Ich weiß.«
    »Hast du mit deiner Tante gesprochen?«
    Cheyenne sieht mich an und schenkt mir dieses Lächeln, das andere Typen regelmäßig auf den Hintern setzt. »Hier geht es nicht um mich.«
    »Das wäre mir allerdings lieber.«
    »Das weiß ich auch.«
    Wir biegen in die Straße vor Moms Wohnkomplex ein. »Sie sieht nicht gut aus.«
    »Noch mehr Dinge, die ich bereits weiß.«
    Ich kann nicht anders, als zu grinsen. »Und du sagst, ich sei ein Arschloch.« Ich warte ein paar Sekunden. »Dir ist klar, sie wird annehmen, dass du mein Mädchen bist, oder? Dass sie nicht aufhören wird, zu plappern, weil ich vor dir nie jemanden mit nach Hause gebracht habe, und alles, was sie will, ist …« Ich kann den Satz nicht beenden.
    »Ich weiß.«
    Ich zerbreche hier innerlich beinahe und fühle mich deswegen wie ein verfluchter Feigling, als Cheyenne sich nach vorne lehnt und mich küsst. Wie immer verliere ich mich in ihr. Knabbere an ihrer Lippe und liebkose ihre Zunge mit meiner. Gott, wie sehr ich dieses Mädchen will. Mehr, als jede andere zuvor.
    Zu früh zieht sie sich wieder zurück.
    Wir steigen aus dem Auto, und ich bringe sie zum Apartment. »Sieht so aus, als wäre ich diesmal derjenige, der dich bittet, dieses Spiel mitzuspielen«, sage ich, bevor ich die Tür öffne.
    Mom sitzt in ihrem Rollstuhl vor dem Fenster, als wir reinkommen. Sie trägt eine Mütze, was sie gewöhnlich nicht mehr oft tut, doch diesmal ist es wegen Chey. Es kotzt mich an, dass sie das erste Mädchen, das ich mit nach Hause bringe, ohne Haare und kurz vorm Sterben treffen muss.
    Es kotzt mich an, ein verdammter Heuchler zu sein, denn in Wahrheit ist es nicht mal real. Mein Magen zieht sich zusammen, und ich versuche, nicht durch meine Nase zu atmen, als wir eintreten.
    »Hey, Mom. Ich hab draußen dieses Mädchen gefunden. Kennst du sie?« Ich zeige auf Cheyenne, die mir einen Klaps auf den Arm verpasst.
    »Colton!«, kreischt Mom, und am liebsten würde ich den Namen verfluchen. Wie hätte ich das umgehen können?
    Es juckt mir in den Fingern, Cheyennes Hand in meine zu nehmen. Dabei weiß ich nicht, ob meine Barrieren bereits bröckeln oder ich einfach bloß meine Rolle spielen will. Da Mom so etwas nicht von mir erwarten würde, lasse ich es sein. »Mom, das ist Cheyenne. Cheyenne, das ist meine Mom, Bev.«
    »Schön, Sie kennenzulernen.« Cheyenne reicht meiner Mom die Hand, die sie kurz schüttelt.
    »Ebenfalls schön, dich kennenzulernen. Und bitte keine zu formelle Anrede, einfach nur Bev, okay?« Dann sieht sie mich an. »Sie ist wunderschön. Was macht sie bitte mit dir?«
    Wir lachen, wobei sich Cheyennes und Moms Lachen um einiges echter anfühlt, als meines. Ich kann nicht aufhören, sie durch Cheyennes Augen zu sehen – diese zerbrechliche, sterbende Frau, als wäre sie niemals mehr gewesen. Chey kennt diese Frau nicht, die sich jeden Tag den Arsch abgerackert hat. Diejenige, die mir jede Sportart aufschwatzen wollte, die es gibt, obwohl wir es uns nicht leisten konnten. Oder diejenige, die nach einer Nachtschicht auf Schlaf verzichtet hat, um für mich da zu sein, wenn ich sie brauchte. Die Frau, die es immer geliebt hat, zu lachen. Die Witze erzählt und ein Temperament an den Tag gelegt hat, wegen dem man sie immer gern auf seiner Seite wusste.
    »Bitte setz dich, Cheyenne.« Mom spricht leise, obwohl sie offensichtlich versucht, das Gegenteil zu tun. Versucht, normal zu klingen.
    »Du musst dir keine Mühe geben, nett zu Cheyenne zu sein. Sie macht mir die ganze Zeit die Hölle heiß und zeigt sich hier bloß von ihrer guten Seite.«
    Cheyenne lacht und fasst mir an die Seiten, als würde sie mich kitzeln wollen. Ich habe keine Ahnung, was sie sich dabei denkt, denn ich

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